Im Artikel 23 der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen steht: “Die Vertragsstaaten treffen wirksame und geeignete Maßnahmen zur Beseitigung der Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen auf der Grundlage der Gleichberechtigung mit anderen in allen Fragen, die Ehe, Familie, Elternschaft und Partnerschaften betreffen […] Die Vertragsstaaten unterstützen Menschen mit Behinderungen in angemessener Weise bei der Wahrnehmung ihrer elterlichen Verantwortung. […] In keinem Fall darf das Kind aufgrund einer Behinderung entweder des Kindes oder eines oder beider Elternteile von den Eltern getrennt werden.
Eltern sein und eine Familie zu gründen, das sind Menschenrechte. Menschenrechte sind nicht verhandelbar. Und doch ist es noch immer so, dass Eltern mit Behinderungen auf große Hürden treffen – auch nach über 10 Jahren der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention durch den Deutschen Bundestag.
Unsere Rechte werden nur bedingt gewahrt und es wird teilweise sogar gegen diese verstoßen:
Bei Behörden und Ämtern herrschen zu geringe Kenntnisse über bedarfsgerechte Unterstützungsmöglichkeiten.
Es fehlt an entsprechenden Strukturen vor Ort…
Vieles muss ich hier noch verändern. Ja in den letzten Jahren hat sich gerade im Bereich der Elternassistenz viel weiter entwickelt.
Aber noch immer müssen wir um Hilfsmittel und Versorgungsmöglichkeiten kämpfen. Auch bei Eltern mit Lernschwierigkeiten ist das Thema so groß und so wichtig. Mia* hat eine Lernschwierigkeit und ist Mutter. Sie macht alles für ihr Kind und versucht dieses groß zu ziehen. So wie wir alle. Es gibt große und kleine Probleme. Manches läuft gut, anderes ruckelt noch gewaltig. Das kommt euch wahrscheinlich allen bekannt vor, oder?
Als Mias Tochter nach dem Kindergarten in die Schule kam und damit die Nachmittagsbetreuung weg fiel, wollte sie am Mittag für ihre Tochter sorgen. (Teilweise gemeinsam mit der Elternassistenz).
Doch dann geschah etwas unglaubliches: Mia arbeitet in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (Schaut mal in diesem Beitrag, was Menschen dort verdienen usw). Sie sagte dort, dass sie in Zukunft nur noch bis 13 Uhr dort arbeiten könnte, da sie am Nachmittag sich um ihre Tochter kümmern muss.
Doch die Werkstatt für Menschen mit Behinderungen sagte, das gehe nicht. Sie kann nicht für ihre Tochter sorgen und Mia müsse weiter zur Arbeit kommen. Diese Arbeit ist eine Beschäftigung zu ausbeuterischen Löhnen und keine Arbeit. Doch die Werkstattleitung sagte, dann müsse sie das Jugendamt informieren mit der Drohung, dass man das Kind danach in eine Familienhilfe bringen wird. Mia holte sich Hilfe.
Das ganze nahm größere Ausmaße an. Was sich zeigte ist purer Ableismus:
Denn wenn Eltern mit Behinderungen sich wehren und für sich und ihre Kinder einstehen, dann wird das oft nicht positiv gewertet.
In Mias Fall hieß es: Sie sei stur, aufmüpfig und nicht einsichtsfähig.
Doch genau das Gegenteil war der Fall. Sie wusste was für sie und ihre Tochter gut ist und sie setzte alles daran, ihr Recht und ihre Liebe umsetzten zu können. Selbstbestimmt mit Unterstützung, für sich und ihre Familie.
Auch mit solchen Fällen oder Problemen könnt ihr euch an die EUTBs wenden.
Eure
Ich bin einfach fassungslos über das Verhalten der Werkstadt. Wir Eltern mit Behinderung sind noch immer nicht sichtbar genung in der Geselllschraft. .
Leider ja. Es ist so furchtbar und eigentlich genau das vor dem so viele von uns Angst haben und aus diesem unsichtbar bleiben. Ein Teufelskreis