Eltern mit chronischen Krankheiten: Ich habe Migräne

Eltern mit Behinderungen

Durch Zufall habe ich eine Frau und Mutter kennen gelernt, mit der ich ins Gespräch kam. Sie fragte mich ganz offen, wie es mir denn als Mama so geht. Wenn ich zum Beispiel in bestimmten Dingen nicht mitmachen kann, oder wenn einiges anders als geplant ist.

Wir unterhielten uns ein wenig und dann stellte sich heraus, dass diese Frau, selbst Mama von 2 Söhnen, vor ihren Schwangerschaften Leistungssportlerin war. Doch durch die Schwangerschaften hat sich eine so starke Migräne entwickelt, dass sie teilweise tagelang nicht aufstehen kann. Wir reden hier nicht von 2-3 Tagen im Monat sondern von 4-5 Tagen in der Woche. Nicht immer so stark, dass sie gar nichts machen kann, aber so stark, dass sie furchtbar darunter leidet.

 

Weißt du Ju, es ist als ob mir jemand die Augen auskratzen würde.

Das schlimmste ist, dass ich trotzdem gut aussehe und man mir mein: Ich fühle mich furchtbar, gar nicht ansieht. Damit nehmen mich und meine Krankheit andere gar nicht ernst.

Bei dir sieht man, dass etwas anders ist. Von dir erwartet man dann vielleicht nicht ganz so viel oder hat mehr Rücksicht, wenn etwas nicht geht. Bei mir ist das ganz anders. Ich muss mich immer wieder rechtfertigen. Jeder hat gute Tipps und meint, meine Migräne ist mit seinen Kopfschmerzen vergleichbar.

  • Du musst nur mehr trinken,
  • Denke nicht immer daran
  • Think positive
  • Bewege dich an der frischen Luft
  • Nimm dieses oder jenes Medikament
  • Gehe zum Heilpraktiker

usw. stehen an der Tagesordnung.

Gleichzeitig bekomme ich mit, dass sie sagen, sie kann doch nicht schon wieder Migräne haben. Schau mal, da lacht sie ja,…..

Ach, du immer und deine Kopfschmerzen.

Es ist ein Teufelskreis.

Das schlimmste für mich ist, dass mich niemand versteht. Dabei ist es doch „nur“ Migräne. Wie viele Menschen in Deutschland oder weltweit haben das? Genau das ist der Punkt, Jeder meint mitreden zu können und dadurch fühle ich mich so einsam. Nichts hilft. Unzählige Klinikbesuche liegen hinter mir, ich habe ein paar Medikamente die in der Akuten Akutphase ansprechen aber auch abhängig machen. Ich muss es irgendwie aushalten und dabei will ich doch einfach nur eine normale Mama sein und für meine Kinder da sein. Ich kann nicht mehr meinem gelernten Beruf nach gehen und mein Mann muss immer mehr übernehmen. Das ist an sich nicht schlimm, aber ich fühle mich schlecht dabei. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass er sich immer weiter von mir entfernt, da ich mich so verändert habe. Ich mag mich selbst nicht mehr leiden und kann das Ganze nur schwer aushalten. Ich entferne mich immer mehr. Ich werde immer mehr durch diese Krankheit entfernt. Von meinem Leben, meiner Umwelt, meinen Freunden und meiner Familie.

Ich habe Migräne.

Diese schränkt mein Leben total ein.

Das Leben meiner Familie.

Ich habe keinen Behindertenausweis

Ich habe keine Entlastung oder Hilfe.

Ich habe (nur) Migräne.

 

Diese Begegnung hat mir wieder auf drastische Art und Weise gezeigt, dass wir nie in andere Menschen oder Familien hineinschauen können. Wir können nie wissen, welchen Rucksack sie zu tragen haben. Denn dieser Austausch war von Mama zu Mama. Von Frau zu Frau. Die Männer hatten andere Gespräche mit anderen Problemen und Schwerpunkten. Unsere Kinder haben sich auch ausgetauscht. Denn Krankheiten machen immer etwas mit der ganzen Familie.

Vielleicht hilft es manchmal deinem Gegenüber einfach mit einem Lächeln zu begegnen anstatt sich eigene Urteile zu bilden . Ich nehme mich hier nicht aus, auch mir geschieht das immer noch völlig unbewusst.

wheelymum

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