Blogreihe Eltern mit Behinderungen: Eva – Maria

Eltern mit Behinderungen

Vor ein paar Monaten habe ich euch den Film: Eva – Maria hier kurz vorgestellt. Mittlerweile durfte ich ihn selbst sehen und habe auch ein Interview mit Eva – Maria zu ihrem Leben, ihrer Rolle als Mama und auch zum Film gemacht.

Eva- Maria ist Anfang 30, flexibel, offen, zielstrebig und hat eine große Portion Optimusmus und Durchhaltevermögen. Sie mag Mini12er-Segeln, Boccia, Berge, Schwimmen und hat besondere Freude an ihrem Kind. Das ist Eva- Maria.

Eva- Maria hat eine spastische Zerebralparese, was übersetzt frühkindliche Hirnschädigung bedeutet. Sie selbst beschreibt das so:

Inzwischen ist es leichter zu sagen wo ich keine Unterstützung brauche. Ich kann selbständig den elektrischen Rollstuhl benutzen, Essen, Trinken, Reden, kleinere Dinge in einer Hand halten und einige Wege allein beschreiten. Für alles andere wie Haushalt, Körperpflege, im Beruf und in der Freizeit brauche ich bei der Durchführung Unterstützung.

Um die Nachteile welche durch die Behinderung entstehen auszugleichen gibt es Hilfsmittel und Unterstützungsmöglichkeiten, dazu gehören zum Beispiel persönliche Assistenz, Hilfsmittel wie Elektrischer Rollstuhl, familiäre Unterstützung, regelmäßige Physiotherapien sowie jährliche Rehaaufenthalte.

 

Auf Wheelymum geht es auch um Eltern mit Behinderungen. Du hattest einen Kinderwunsch….

Die Anfänge des Kinderwunsches waren bereits mit 20ig vorhanden, doch zu diesem Zeitpunkt wohnte ich noch bei meinen Eltern ohne Aussicht auf Selbstbestimmtheit, Selbständigkeit, Selbsterhaltungsfähigkeit. An sich habe ich seither auf den „richtigen Zeitpunkt“ gewartet, eine fixe Arbeitsstelle samt ausreichenden Einkommen hat sich ergeben, die persönliche Assistenz somit ein selbstbestimmtes Leben, familiären Rückhalt,… waren Grundvoraussetzungen für diese Entscheidung, diesen Weg zu gehen.

 

Dieser Weg bedeutet in deinem Fall eine Samenspende. Dazu muss man vielleicht sagen, dass du in Österreich wohnst.

Seit 1.1.2017 ist die Samenspende in Österreich unter einigen rechtlichen Auflagen möglich. Dies hat sicherlich auch zum Zeitpunkt eine Rolle gespielt. Das Gefühl nun endlich meinem Traum näher zu sein und bald Realität werden könnte, kann man nicht mit Worten beschreiben. Mein damaliger Frauenarzt hat mich auf den Weg unterstützt, indem er mich auf die Kinderwunschklinik gebracht hat.

 

Wie lief das denn ab? Musstest du Anträge stellen?

Für die Samenspende selbst braucht man einige Papiere die auch teilweise von einem Notar beglaubigt werden müssen. Ins Detail möchte ich aber nicht gehen, da sich das sicherlich auch immer wieder ändert.

Für den erhöhten Assistenzbedarf muss auch ein entsprechender Antrag gestellt werden, der mit einer schlüssigen Begründung versehen ist. Zu bedenken ist hier, dass eine 24h/Tag Assistenzbewilligung höchst unwahrscheinlich ist. Unterstützung von Familie und Freunden ist somit in meinen Fall unverzichtbar. Einen Unterschied zwischen persönlicher Assistenz und Elternassistenz kenne ich zwar, allerdings nur von Deutschland. Bei mir sind es die gleichen Personen, “nur” das Stundenausmaß wurde erhöht. Eine Assistenz ist in der Regel allein im Dienst, Ausnahmen wie beim Schwimmen, ev. bei größeren Ausflügen gibt es natürlich.

Aus eigener Erfahrung, kenne ich das Problem, dass Menschen immer noch Vorurteile haben. Wie war das denn bei dir ? Gab es Vorurteile oder Probleme dabei, wegen deiner Behinderung? Wurdest du behindert oder gesunden Menschen mit Kinderwunsch gleichgestellt?

Ich denke, dass für viele in der Gesellschaft einige unvorstellbare Komponenten zusammenkommen, wie zum Beispiel: Ein Leben im Rollstuhl, für jede Kleinigkeit auf Unterstützung angewiesen zu sein, was den Schluss ziehen lässt keine Privatsphäre zu haben, dass über mehrere Stunden am Tag, Wochen im Jahr und Jahre im Leben. Somit wird Sexualität und Kinderwunsch komplett ausgeklammert. Einige Münder fragten nach dem Vater, warum er nicht zu uns stünde?,

Einige ob es geplant war?, Ob das Kind auch behindert sei?

 

 

 

 

Dein Weg war also klar. Du wolltest Mama werden. Die Zeit danach war anstrengend und aufreibend. Es hat auch nicht gleich beim ersten Versuch geklappt. Wie ging es dir damit körperlich und psychisch?

Klar gab es die fehlgeschlagenen Versuche oder Blutungen, aber mein Optimismus und pragmatische Art hat mir hier geholfen. In der Schwangerschaft selbst gab es kaum Zeiten wo ich es als anstrengend empfand, im Gegenteil ich habe es sehr genossen. Mein Bewusstsein für das Glück in mir, wurde mir erst nach und nach bewusst, als ich von einigen Abgängen und Todgeburten in der Umgebung erfuhr. Am Anfang der Schwangerschaft habe ich nur auf meinen Körper gehört ohne Einflüsse oder Informationen von außen. Später dachte ich mir, man kann doch nicht so unwissend an die Sache rangehen. Schnell merkte ich, dass es bei vielen werdenden Müttern nur um eines ging: „Oh mein Gott ich habe so viele Kilos zugenommen, wie werde ich sie wieder los? Darf ich dieses oder jenes Essen essen? Bei welcher Fördergruppe/Spielgruppe melde ich mein Kind an?…“ Das war mir echt zu stressig. Ich hatte und habe ein sehr großes Glück mit meinem ausgeglichenen und unkomplizierten aber auch aktiven Kind. Gewisse Erziehungsmethoden werden mit Familie und Assistenz abgesprochen und eingehalten, was dann vieles einfacher macht.

 

 

 

Eva- Maria wurde schwanger. Über ihre Schwangerschaft, die Geburt und das Leben als Mama können wir dann in der nächsten Woche mehr erfahren. 

Eure 

 

wheelymum

Share This:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert