Schreien und Schimpfen – Buchempfehlungen zu diesen Themen
Es scheint, als wäre es das große Thema in den Büchern im Herbst: Wie können wir unsere Kinder begleiten und erziehen ohne zu schreien oder zu schimpfen? Ein Thema dass mich sehr beschäftigt, denn ich weiß, ich bin zu laut und ich schimpfe zu viel – auch wenn ich es gerne anders machen würde. Also heißt es an mir zu arbeiten.
Einige Bücher zu diesem Thema möchte ich euch hier vorstellen: (Der Beitrag enthält Links zum Partnerprogramm)
Das erste Buch ist das Buch Mama, nicht schreien!: Liebevoll bleiben bei Stress, Wut und starken Gefühlen. – Mit zahlreichen Übungen und Notfallhilfe von Jeannune Mik undSandra Teml – Jetter. Jeannine kennt ihr vielleicht von ihrem Blog Mini and me.
Leider muss ich mit einem negativen Punkt beginnen:
Was mir nicht gefallen hat, ist der Titel – der die Mamas direkt anspricht. Denn ich bin mir sicher, dass wir in einer Zeit leben, in der alle Eltern einen wichtigen Teil der Erziehung übernehmen und Bindungspersonen für die Kinder sind. Hier im Titel nur Mamas anzusprechen, finde ich sehr schade.
Nun aber zum Inhalt: Es ist kein Buch, welches man schnell durchlesen kann. Und es ist auch kein Buch, welches man liest und sich danach alles verändert. Es ist ein Arbeitsbuch. Denn wenn wir ehrlich sind, müssen wir bei uns selbst schauen, warum wir schimpfen oder schreien. Wann und was bringt das Fass zum überlaufen? Das Buch ist auf einem ziemlich hohen psychologisch-philosophischen Niveau geschrieben, es wird viel Bezug auf verschiedene Psychologen und deren Theorien genommen. Ich mag so etwas sehr gerne. Aber dieses Buch nimmt einen auch mit auf eine Reise – eine Reise zu sich selbst. Die Schilderungen sind lebensnah, ehrlich und hilfreich. Jeder der möchte, kann hier etwas mitnehmen und vom Inhalt dieses Buches profitieren. Allerdings ist es auch sehr anstrengend, kann schmerzhaft sein und danach befreiend – so war es bei mir. Aber es ist kein Buch, welches dir ganz konkrete Tipps und Anleitungen gibt. Du findest Übungen – meist Atemübungen und Notfallhilfen – für mich passen diese Atemübungen, aber ich habe auch gemerkt, dass in einer Stresssituation ich keine Nerven habe um zunächst zu atmen. Für mich gab es neben vielen konkreten Beispielen, die aus dem Leben der Autorinnen sprechen, auch Kernbotschaften. Eine daraus:
Dein Kind ist nicht für deine Wunscherfüllung zuständig.
Es ist ein Buch, welches sich mit dir, dem Leser, beschäftigt. Die wütenden Impulse, die wahrscheinlich jede Mama aus ihrem Zusammenleben mit Kind kennt, werden in diesem Buch liebevoll und in aller Klarheit betrachtet und kompetent begleitet.
Es werden aber kaum alltagsbezogenen Tipps gegeben. Sondern es geht um dich. Du sollst bei dir bleiben und dafür bekommst du Tipps und Hilfestellungen. Wenn du geerdet bist, kannst du deinen Kindern gegenüber liebevoll und zugewandt bleiben. Darum geht es in diesem Buch. So ist auch nicht verwunderlich, dass einem im ersten Teil suggeriert wird, dass wir die Augenhöhe verlassen, weil wir noch Verletzungen aus unserer Kindheit in uns tragen.
Wir sollen keine Veränderungen von unseren Kindern erwarten, sondern von uns.
Wer diesen Ansatz mittragen kann, für den ist es das perfekte Buch.
Einen etwas anderen Ansatz verfolgt die Die Schimpf-Diät: In 7 Schritten zu einer gelassenen Eltern-Kind-Beziehung – im Beltz Verlag erschienen.
Auch hier ist es ein Arbeitsbuch für uns Eltern. Hier findet man ein klar gegliedertes 7 Schritte Programm, welches einem helfen kann, aus der Schimpffalle herauszutreten. Wie das gelingt?
Im ersten Schritt erfahren wir unheimlich viel darüber, warum schimpfen weh tut. Alleine hier die Aussagen der Kinder zu lesen, zerreißt einem das Herz. Ich spürte bereits beim lesen, dass mein laut werden, bei Kindern ganz anders ankommt, als ich es in diesem Moment wahrnehme. Hier den Blickwinkel zu verändern hat viel bewirkt. Den Abschluss eines Kapitels bilden immer Erkenntnisse für den Mama Alltag. Hier stört mich wieder das Wort „Mama“. Aber die Erkenntnisse sind toll. Sie sind einfach umzusetzen und leicht zu verstehen. Dadurch kann man sie auch einfacher in den Alltag integrieren. Im zweiten Schritt geht es darum, warum wir überhaupt schimpfen. Es geht um Ursachen und darum ein Gefühl dafür zu bekommen, warum ich jetzt gerade schimpfe. Das ganze kann ich im Buch auf Notzseiten aufschreiben. Im Dritten Schritt geht es und die Frage: Welche Mutter oder welcher Vater willst du sein? Wir blicken in unsere eigene Kindheit, schauen auf unsere Werte und Rollen. Wir beschäftigen uns mit uns selbst und lernen durch verstehen. So kann man im vierten Schritt darauf achten welche Ursachen es in Körper, Geist und Psyche gibt. Darunter fallen Themen wir Körperliche Überforderung, Ernährung, Minimalismus, Gefühle, … man beginnt sich hierbei dem Thema zu nähern, was brauche ich um ruhig zu bleiben und wie schaffe ich es in Situationen ruhig zu bleiben. Im 5 Schritt widmen wir uns der Ohnmacht. Wie geht man damit um, dass man auf bestimmte Situationen keinen Einfluss hat. Denn genau dieses Symptom führt häufig zum schimpfen. Um darauf zu reagieren wird sich mit einem selbst als Ressource auseinandergesetzt. Dabei hat mich ein Satz geprägt:
Unser größtes Kommunikationsproblem: Wir hören nicht zu, um zu verstehen. Wir hören zu, um zu antworten.
Um vorletzten Schritt lernen wir Sieben Tipps, die besser wirken als Schimpfen. Und im letzten Schritt geht es nun darum, diese Erkenntnis in den Alltag umzusetzen. Dadurch hat man nun eine Fülle an Vorschlägen, wie du für dich selbst sorgen kannst und dadurch den Kindern Klarheit zu vermitteln. Weniger ist mehr , der Alltag kann durch reduzieren vereinfacht werden und so findet man Wege um etwas Gelassener und in Ruhe den Alltag zu bewältigen.
Es geht auch ohne Strafen!* ist ein sehr praxisnahes Buch. Im ersten Teil erklärt Aida S. de Rodriguez, warum und wie Strafen schaden. Um danach den Blickwinckel zu wechseln und sich darauf zu konzentrieren, welche Alternativen es dazu gibt. Im letzten Abschnitt des Buches findet ihr Handlungsalternativen für kritische Momente.Dieses Buch ist ein Ideengeber und hat so viele Leitsätze die prägnant immer wieder hervorgehoben werden. Es wird die Eltern und Familiensicht, aber auch die professionelle Sicht als Schulbegleiter oder Schulgründer angesprochen. Wir müssen ans uns arbeiten, aber auch die Situationen verstehen, in denen wir vielleicht mit Strafen reagieren würden. Woher kommt der Konflikt? Was sind die Gründe? Aber auch das Verständnis, das Konflikte etwas postives haben können, zu unserer Entwicklung dazu gehören.Wir müssen keine Macht einsetzten, um solche Konflickte zu lösen. Aber was müssen wir ändern? Der Weg ist nicht einfach, denn viele von uns kennen es nicht anders. Eingebrannt haben sich diese Merkmale. Und doch können wir heraustreten. Dabei können die kleinen Kärtchen im Anhang helfen. Klein, handlich und überall einsetzbar. Ob in der Hosentasche oder am Badezimmerspiegel. Respektvoller Umgang miteinander hat nichts mit dem Alter der der Größe zu tun – es ist eine Einstellung. Änder sich der Blick und die Einstellung und wir begegnen unseren Kindern auf Augenhöhe, ändert sich noch viel mehr. Unsere Haltung und dadurch unsere Verhaltensweisen.
In den nächsten Tagen werde ich dann noch das Buch Erziehen ohne schimpfen vorstellen und die Bücher etwas miteinander vergleichen.
Eure