Montag Nachmittag und ich liege im Bett. Es ist ein Tag, an dem ich als Mama nicht funktioniere. Keine Kraft habe und das vergangene Wochenende an mir zehrt. Junior kommt zu mir ins Zimmer und kuschelt sich zu mir. Plötzlich schaut er mich nachdenklich an und fragt mich: „Mama, geh ich heute ins Turnen?“ Ich bejahe seine Frage und danach kommt zum ersten Mal die Frage: „Mama, warum gehst du nicht mit mir, ins Kinderturnen?“ Hui, diese Frage geht mir bis in die Knochen. Er stellt sie mir tatsächlich zum ersten Mal. Aber es wird nicht das letzte Mal sein, das ich diese Frage gestellt bekomme. Da bin ich mir sicher.
Das er sie mir gerade heute stellt, trifft mich umso mehr. Denn heute ist kein guter Tag. Ich konnte heute Morgen schon nicht aufstehen und es musste unser Notfallplan greifen. Das bedeutet mein Mann ist gefordert. Er übernahm Junior, während ich meinen Tag vom Bett aus mit Schmerzmitteln (um)plante. Das Kinderturnen ist seit jeher eine Papa – Aktivität. Das ist einfach den Begebenheiten geschuldet, denn ich würde mit dem Rollstuhl noch nicht einmal in die Turnhalle kommen. Soviel zum Thema Barrierefreiheit auf dem Land.
Und genau heute, an einem Tag, an dem ein Hörspiel und der Ausblick auf die Deckenlampe meine besten Begleiter sind, kommt diese, für uns, elementare Frage. „Mama, warum gehst du nicht mit mir uns Kinderturnen?“ Ich schlucke und Junior kuschelt sich an mich. Ich muss in dem Moment noch gar nichts sagen und ich bin sehr dankbar darüber. Mein sensibler Sohn spricht mit sich selbst und nebenbei ein bisschen mit mir:
„Ich will eigentlich schon ins Kinderturnen, aber einfach lieber mit dir.
Weil ich bin doch auch im Kindergarten und da bist du einfach auch nicht immer dabei.
Und ich habe einfach Lust bei dir zu sein.
Und deswegen will ich ins Kinderturnen, aber lieber mit dir.
Weil ich keine Lust habe, ohne dich zu sein.“
Ich spüre eine Träne im Auge, hole tief Luft um ihn zu antworten, als er weiterspricht.
„Ich hab dich so lieb, Mama.“
„Ja, ich liebe dich auch mein Schatz.“ Wir kuscheln noch etwas, mir fehlen immer noch die Worte.
Danach holt er ein Spiel, welches wir im Bett spielen können.
Er sieht seinen Papa, der gerade die Turnsachen richtet. Junior räumt sein Spiel auf und hüpft zu seinem Papa. „Können wir ins Kinderturnen los, Papa?“ Als sie losgehen höre ich wie er seinem Papa erzählt:
„Weißt du, meine Mama kann da ja nicht mit. Das geht ja nicht, weil sie mit dem Rolli da gar nicht rein kommt. Das ist einfach so. Aber wir kommen ja bald wieder und dann zeige ich ihr, was wir dort gemacht haben.
Ja, mein Sohn, so machen wir es.
Vielleicht müssen nicht immer alle Fragen beantwortet werden.
Vielleicht reicht manchmal einfach nur da zu sein und zu zu hören.
Und irgendwann sprechen wir. Dann wenn ich die Kraft zum antworten habe und du meine Antworten auch hören möchtest.
Dann ….
Eure
Uff…du bist sehr stark und dein Sohn ist ein toller kleiner Junge! <3
Liebe Grüsse, Katarina
Danke, liebe Katarina <3
Was für ein tolles Kind!
<3
Ach, da wird auch mir das Herz ganz schwer. Es ist aber so schön zu lesen wie sich Junior deine Anwesenheit wünscht. Du bist ihm wichtig und er liebt dich über alles.
Mein Sohn ist noch zu klein, um Fragen zu formulieren warum ich nicht alles mit ihm unternehmen kann, aber ich rechne fest damit, dass sie bald kommen werden. Sie werden mich sicherlich dennoch unvorbereitet treffen.
Ich fühle mit dir und umarme dich.
Danke, es tut so gut verstanden zu werden. Junior wurde im Juli 3 und gestern kam tatsächlich zum ersten Mal diese ganz kokrete Frage auf. Natürlich rechnet man damit und dann kommt es dennoch ganz plötlich. Da hast du vollkommen recht. Aber wir schaffen das und unsere Kinder auch. <3
Uff. Genau darüber habe ich mir gestern so meine Gedanken gemacht. Flummi ist super rücksichtsvoll und unterstützt mich, wo sie kann. Abberufung langsam geht ihr die Kraft aus. Jetzt ist es ein halbes Jahr mit dem Krebs in unserem Leben und sie hat keine Lust mehr, immer nur mit Papa oder Oma oder Freunden Ausflüge zu machen.
So weigerte sie sich neulich, mit Oma ins Kino zu gehen, als ich mich erkältet hatte und im Bett bleiben sollte. Lieber saß sie bei mir, wir spielten und malten. “Ich will nicht, dass Du immer alles Spaß verpasst. Lieber gegen ich auch nicht ins Kino.” Ich hätte heulen können.
Dein Text berührt mich sehr. Danke dafür!
Kisses
Thea
Ach Thea, danke für deine Worte. Es ist wie es ist und wir können es nicht ändern, oder? Wir müssen damit umgehen aber gleichzeitig unseren Kindern die Räume lassen, ihren eigenen Umgang damit zu finden. Und auf sie vertrauen.
Wir haben tolle Kinder <3
Hallo Wheelymum, deine Geschichte kommt mir bekannt vor. Ich bin aufgrund einer neuromuskulären Erkrankung ebenfalls deutlich im Alltag eingeschränkt. Und ich bin Mutter von zwei Kindern. Kinderturnen, Elternabende, das sind die Sachen die mein Mann für mich übernehmen muss, oder wir gehen gemeinsam hin, da ich beim Gehen Hilfe brauche.
Meine Kinder haben das nie anders kennen gelernt und wunderten sich nur über die Reaktionen, Blicke… von Mitschülern oder deren Eltern (oft noch schlimmer).
Du hast wirklich einen tollen Sohn 🙂 und das Schneckenspiel haben wir auch oft als Kind gespielt <3
Ach Du Liebe, fühl Dich herzlich gedrückt. Ich hoffe es geht Dir heute etwas besser.Ihr seid toll Ihr 3! Und ich kann den Junior sehr gut verstehen, dass er so gerne bei Dir ist :-).
Allerliebste Grüße aus Hessen
Kathrin
Das kenne ich, aus der Perspektive deines Jungen, denn ich was das Mädchen, wo der Papa nicht mit konnte. Und ich wollte so gerne mit ihm Fußball spielen. Wenn du mehr darüber lesen magst … ich blogge auch, unter anderem habe ich da auch meine Lebensgeschichte veröffentlicht. Ich habe meinen Vater immer mit zu seiner gegründeten Selbsthilfegruppe begleitet und sehr viel gelernt. Heute arbeite ich wenn ich es zeitlich und gesundheitlich schaffe mit behinderten Kinder. Freue mich, dich auch als Leserin zu gewinnen. Eine lieben Gruß, Sandra aus dem Sommerzimmer.
Hallo Sandra,
vielen Dabk für deine Nachricht. Ich hüpfe gleich rüber und schaue mir deinen Blog an. Jaaaaa,… bitte mehr davon <3