Kleine Behindernisse 4: Ich komme nicht zur Lesung

 

Ich wollte zu einer Lesung zur Mareice Kaiser und ihrem Buch Alles Inklusive. An einem Sonntag um 11 Uhr. Autofahrzeit ca. 90 Min. Das schaffen wir. Der Mann bringt mich hin – unternimmt mit Junior etwas in der Stadt, danach holen sie mich ab, wir gehen etwas essen und fahren gemeinsam nach Hause. Ich mache an diesem Tag nichts mehr, da die Autofahrt anstrengend für mich werden wird, aber die Lesung ist das auf jeden Fall wert. So der Plan.

Dann wurde Junior krank. Also brauchten wir einen neuen Plan. Leider konte ich niemanden finden der mit mir an einem Sonntag Vormittag in eine Großstadt fahren möchte. Eine Taxifahrt wäre zu teuer gewesen. So schrieb ich Mareice, dass ich wohl leider nicht kommen kann. Sie bot mir sofort ihre Hilfe an. Das war so lieb und herzlich. Ich überlegte weiter und überlegte mir eine neue Option. Mareice könnte jemand organisieren, der mich am Bahnhof abholt und nach der Lesung wieder hinbringt. So bräuchte ich hier nur jemanden, der mich in den nächsten großem Bahnhof mit Einstiegshilfe fährt (30 km). Das könnten Mann und Junior machen. Also suchte ich geeignete Verbindungen heraus und rief bei der Mobilitätszentrale der Deutschen Bahn an. Aktuell könnten sie mir keine Auskunft geben. Sie prüfen das ganze und melden sich. Dann bekam ich die Rückmeldung, dass für die Hinfahrt kein Rollstuhlplatz mehr frei sei. Also suchte ich weiter, versuchte wieder umzuplanen und eine neue Route zu finden. Geschafft. Ich meldete den Dienst bei der Deutschen Bahn an und wollte gerade Mareice schreiben, wann ich ankommen würde – da klingelte mein Handy erneut. Es gab eine Fehlbuchung und Probleme mit der Einstiegshilfe. Man müsse sich entschuldigen und mich nochmal auf die Rückrufliste setzten. Ich wartete und wartete und dann? Dann klingelte mein Handy und ich bekam die Nachricht, dass leider eine Fahrt nicht möglich ist, da es zu wenig Personal gibt um die Ein – und Ausstiegshilfe zu gewährleisten.

Plop

Aus der Traum der Lesung.

Das tat mir richtig weh. Ich fühlte mich so klein, weil ich es schlichtweg nicht in der Hand hatte eine Aktivität nur für mich, selbst zu organisieren. Ich bin abhängig. Von der Hilfe anderer, von dem Wohlwollen, dem Zeitplan anderer und von den barrierfreien Angeboten. Und das sind die eigentlichen Behindernisse. Nicht die Behinderung die ich habe.  An einigen Tagen komme ich damit ganz gut zurecht. An anderen fast gar nicht. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

wheelymum

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6 Kommentare

  1. Lydiaswelt

    Das ist ja echt zum junge Hunde kriegen. Diese Abhängigkeit finde ich auch absolut doof.

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  2. Katharina

    Wie ätzend -vor allem vom der Bahn.
    Dann musst du Mareice zu dir einladen. Also ne Veranstaltung machen!

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  3. Schnuppismama

    Das ist unfair… 🙁 …und tut mir sehr leid für Dich. Sind die Plätze bei der Bahn grundsätzlich so rar?

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    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      Es gibt 2 Plätze – wobei das scho sehr eng ist. Aber ich habe gehört es soll besser werden. Wir warten ab 😉

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  4. EsistJuli

    Oh nein du Arme. Das ist wirklich richtig, richtig ätzend. Aber um dich zu “beruhigen”, solche Situationen kenne ich auch. Wobei das bei dir sicher viel öfter vorkommt. Aber ich merke es zum Beispiel, wenn ich kein Auto hab oder so und man organisiert und organisiert und nix klappt und man möchte einfach nur schreien. Kann dich also ein bisschen verstehen! 🙂 also gibt es nur eins: Kopf hoch, Krone richten und beim nächsten Mal sieht es schon wieder ganz anders aus 🙂
    Fühl dich gedrückt!

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    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      Danke du Liebe,
      ja das stimmt und genau so werde ich es machen <3

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