Ein Bilderbuch über das zu Hause sterben dürfen

Es gibt sicherlich einfacherer Themen für einen Blog als die Themen Sterben, Krankheit und Tod. Vielleicht finde ich sie auch genau deswegen so wichtig. Das Sterben gehört zu unserem Leben. Das macht es weder einfacher noch den Tod schöner.

Gleichzeitig finde ich es wichtig, auch mit Kindern diese Themen anzuschauen. Im Idealfall, bevor es die Familie selbst akut betrifft. Einige Bücher hatten wir vor dem Trauerfall in unserer Familie – mit diesem sind nochmal neue Bücher dazu gekommen.

Ein weiteres haben wir gelesen, nachdem mein Mann seine Oma beim Sterben zu Hause begleitet hat. Tante Tillys Tod – Ein Kinderfachbuch übers Abschiednehmen und Zu- Hause-Sterben-Dürfen.

Die Protagonistin in diesem Buch ist Lisa. Sie erzählt in der Ich – Form und stellt zuerst einmal ihre Familie vor. Dazu gehören: Mama, Papa, Ihr Bruder Max, Tante Tilly, die Katze und ein Igel. Tante Tilly hat Krebs – Lisa erklärt kurz was das für eine Erkrankung ist und wie sie behandelt wird. Im nächsten Schritt berichtet sie auf Kindgerechte Weise von Metastasen und das nun klar ist, dass Tante Tilly nicht mehr gesund wird. Lisas Familie holt Tilly zu sich nach Hause, diese möchte nicht mehr im Krankenhaus sein. Zu Hause haben alle Unterstützung von Krankenschwestern und einem Arzt. (Hier würde mir eine andere Bezeichnung besser gefallen)

Nicht nur Lisa hat Angst vor dem was geschieht, sondern auch Tante Tilly. Doch die beiden beschließen sich gegenseitig Mut zu machen. Sie entwickeln gemeinsam ein Bild – der blaue Schmetterling, der Tante Tillys Seele symbolisiert. Noch lebt er in ihr.

Der Seelenschmetterling schlüpft erst dann aus der Hülle, wenn Tante Tilly tot ist.

Dann wird ihm bestimmt zu kalt, weil tote Körper nach einiger Zeit gar nicht mehr warm sind.

Also flattert er erst dann los und nimmt Tante Tillys Ideen, Träume, ihr Lachen und überhaupt das ganze Soisttantetilly mit und passt gut darauf auf.“

 

Dieses Bild begleitet Lisa weiter durch das Buch und rührt auch mich zu Tränen. Tilly wird im Laufe des Buches immer schwächer. Aber kuscheln darf man immer mit ihr. Es gibt sogar ein Tante – Tilly Gesetz.

Sie bekommt stärkere Medikamente und schläft immer mehr. Aber es gibt Zeiten da kann sie sich auch wünschen wach zu sein. Auf der nächsten Seite wird auch das immer weniger. Es stehen kleine Dinge im Text, die die Familie jetzt immer noch für sie tun kann. Im Vorfeld haben Lisa und Tilly sich schon Dinge überlegt, was Lisa tun kann, wenn Tante Tilly nicht mehr reden kann oder nur noch schläft. Ihre Mama und Lisa weinen miteinander, der Zu- Hause – Arzt – kommt wieder und unterstützt die Familie. Lisa erklärt auch ihm so einiges z.B. das Tante Tilly ihr mit den Schmetterlingsfindern verraten hat, dass sie bald sterben wird.

Und genau das passiert dann auch in der Nacht. Lisa besucht den toten Körper am nächsten Morgen und hilft mit mein waschen und anziehen. Auch wenn das ganz schön schwer ist, vor lauter traurig sein.

 

Lisa geht am Ende des Buches mit ihren Eltern kuscheln und hält Ausschau nach eine, Regenbogen und dem Schmetterling.

Im Anschluss findet sich ein ausführlicher Fachteil für Kinder mit vielen Fragen und antworten und der Möglichkeit ins Buch zwei Bilder zu malen.

Darauf folgt noch ein Fachteil für Große, der kürzer gehalten ist und ein Plädoyer für eine lebendige Sterbebegleitung enthält. Auf den Fotos seht ihr nun ziemlich viel Text, aber meistens sind die Texte auch mit Bildern – gerne auch mehrere auf einer Seite verknüpft. Es ist wirklich auch ein Buch zum anschauen.

Dieses Buch ist ein traurigschön – Schatz. Neben der Geschichte sind so viele kleine Sätze mit eingearbeitet, die einen Möglichkeitsraum eröffnen. Um selbst etwas tun zu können, wie unterschiedlich der Umgang mit Situationen sein kann und das es kein richtig und kein falsch gibt. Jeder Mensch empfindet andere Dinge als wertvoll oder für den Moment gerade richtig. Das wird hier so wunderbar beschrieben, ohne dass diese Worte dafür verwendet werden.

Ich schätze die Kinderfachbücher vom Mabuse – Verlag sehr und mag sie fast alle. Dieses Buch aber ist noch einmal ganz besonders weit oben.

wheelymum

Share This:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert