Die Aufnahme in einer Kita bedeutet für die meisten Kinder, zum ersten Mal ohne die vertrauten familiären Bezugspersonen zurechtzukommen. Damit der Anfang gelingt und das Kind tatsächlich einen zweiten Lebensbereich finden kann, in dem es sich wohlfühlt Angebot es profitieren kann, ist es auf die einfühlsame Begleitung durch die Eltern und Erzieherinnen angewiesen. Soweit die Theorie.
Unsere Eingewöhnung begann vor 4 Wochen. Ja. Ich schreibe unsere Eingewöhnung, denn es ist ein Schritt den Junior nicht alleine gehen kann. Nach der ersten Skepsis und Angst hatten wir den Packt, dass ich so lange bei ihm bleibe, bis er sich auskennt und wohlfühlt.
Das erforderte von mir einiges an Geduld, Arbeit und Zulassen. Gleichzeitig aber auch sehr, sehr viel Beziehungsarbeit von Seiten der Erzieher. Und das ganze ohne zu aufdringlich zu sein, denn in diesem Fall blockt Junior sofort ab. Direkte Ansprachen von Fremden isnd ein no go.
Die erste Trennung
Es steht außer Frage, dass eine Eingewöhnung nur von allen Beteiligten gemeinsam geschafft werden kann. Kind, Eltern und Erzieher müssen ein Team sein. Das dieser Weg, für uns so anstrengend werden würde, damit habe ich nicht gerechnet. Mein Mann, Junior und ich hatten eine klare Absprache für den Kindergarten. Somit konnten wir uns alle darauf verlassen und danach zielgerichtet handeln. Bereits in der zweiten Woche konnte im Flur etwas lesen, ohne das er mich verzweifelt suchte. Junior wusste ich bin da. Mit diesem sicheren Hafen konnte er ich auf das Spiel mit anderen Kindern oder auch einmal der Bezugserzieherin einlassen. Wir versuchten nach 3 Wochen eine erste Trennung. Seine Erzieherin fing ihn auf und beschäftigte sich mit ihm. Als ich 20 Min später wieder kam um ihn abzuholen. Er war nun insgesamt 90 Minuten im Kindergarten und war total erschlagen, weinte aber gleichzeitig, wenn ich sagte wir gehen jetzt nach Hause.
Nach dem Kindergerten, wieder zu Hause
Und zu Hause? Zu Hause erlebte ich ein Kind, welches nicht wusste wohin mit sich.
Er klammerte, weinte, tobte, jammerte, konnte sich nicht von mir lösen. Noch nicht einmal mit seiner geliebten Oma wollte er alleine im Kinderzimmer spielen. Er schlief schlecht und ging sogar mit mir aufs Klo. Keine Trennung zu Hause war möglich. Ich habe mir Erleichterung durch den Kindergarten erhofft und hing nun bereits nach 2 Tagen in den Seilen.
Und da wurde es mir bewusst. Ich habe doch etwas erwartet. Erhofft. Und vielleicht dadurch unbewusst Druck aufgebaut?Mein Kopfkino began und ich konnte es nicht anhalten. Trage ich Schuld daran? Schuld, welch blödes Wort, aber ist konnte es nicht ausblenden. Und dann kam der Papa und erdete mich. Es ist jetzt so wie es ist. Wir nehmen das an und sehen, dann in Ruhe weiter.
Beobachten und Wahrnehmen
Die Zeit im Kindergarten war ok für Junior. Er konnte mich für 20 – 30 Min wegschicken, ohne das es Tränen gab. Die Zeit an sich war immer noch auf 90 Minuten begrenzt.
Aber zu Hause war es der Horror. Er wusste selbst nicht was er will und dabei war es so klar. Er will einfach nur bei mir sein. Es gab ein Geschrei, in einem Ausmaß, welches ich noch nicht kannte. Bei Kleinigkeiten.
Es ist viel für ihn. Er schläft schlecht.
Und obwohl er nun „alleine“ geht – ohne zu weinen, habe ich echt überlegt, ob Kindergarten für uns der richtige Weg ist. Nicht weil mir die Eingewöhnung zu lange dauert. Hier haben wir wirklich Zeit. Auch de Papa übernimmt ein paar Tage. Vielmehr weil mich dieses Verhalten zu Hause sehr fordert und unglücklich macht. Es ist die Phase des Übergangs. Des Ankommens. Der neuen Abläufe und zu sich selber finden. Aber nicht nur Junior schläft schelcht. Auch ich. Meine Nerven sind am Ende. Ich kann nur da sein, aushalten und ihn begleiten.
Zu viele Reize
Er hat eine Beziehung zu seiner Erzieherin. Aber es ist ihm einfach alles zu viel. Die vielen Reize, die Lautstärke, 25 Kinder in einer Gruppe, die Vielzahl an Spielauswahl und an Entscheidungen. Dazu kommt, dass in seiner Regelgruppe 4 Erzieher und eine Praktikantin sind. Konkret bedeutet dies, dass jeden Vormittag eine andere Erzieherkonstellation vorhanden ist. An den drei geöffneten Nachmittagen kommt nochmal eine weitere dazu.
Und das überfordert ihn. Es ist zu viel für Junior. Dort ist er ruhig, passt sich an oder an einigen Tagen findet er glücklich ins Spiel. Gleichzeitig merke ich aber dann beim Abholen, dass er die vielen Reize und Eindrücke einfach nicht verarbeiten kann. Sie drängen ungefiltert zu ihm durch. Zu Hause, im geschützten Rahmen, bricht das dann alles auf ihn ein und zusammen. Das einzigste was ich tun kann, ist die Zeit kurz zu halten um ihn die Freude am Kindergarten zu erhalten und gleichzeitig die Reize etwas zu mindern. Und für ihn da sein.
Oder habt ihr noch andere Ideen?
Uns geht es genau so- und das schon sehr lange (sie kam mit 2,5 Jahren vor über einem Jahr in die Kita). Es gibt bessere und schlechtere Zeiten und wenn wir nicht genau auf das Maß der Überforderung achten und es zu viel wie, dann wir sie krank, hat Fieber oder Durchfall… Wir schauen Tag für Tag- meist ist sie drei Tage die Woche dort und manchmal auch nur einen. Wir versuchen auch sonst nicht noch mehr Eindrücke zu schaffen( keine Ausflüge, besuche nur in Maßen…).ich weiß, Hoffnung gibt das nicht Wirklichkeit… Sie wird älter und ganz, ganz langsamere es besser…
Das wird! Bei uns hat ein Kurzurlaub geholfen. Danach war nicht alles einfach, aber doch viel einfacher. Abstand und Mama und Papa hat unser Zwerg gebraucht und dann ging es sehr viel besser weiter
Ich finde es toll, dass ihr euch für die Eingewöhnung so viel Zeit nehmt. Da könnt ihr euch auch ruhig selber mal loben. Klar, bei anderen geht es manchmal einfach nicht anders. Wenn beide berufstätig sind, kann ja nicht einer unbeschränkt Urlaub nehmen…
Ich war als Kind auch nur vormittags in der KiTa. Aber ich hatte auch eine Tagesmutter und bei der war es doch noch mal was ganz anderes… Da konnte ich den ganzen Tag bleiben und alles war gut. Aber nachmittags in den Kindergarten- die Vorstellung fand ich sis Kind Horror und kann mich sogar heute noch daran erinnern.
Also, lasst euch Zeit und ich denke, ihr findet euren Weg 🙂
Hallo
Danke für den Bericht. Ich bin also nicht allein mit dem Thema. Bei uns geht es jetzt schon lange so.
Mein kleiner musste mit 14 Monaten ganztags in die Krippe. Ich bin alleinerziehend und voll berufstätig.
Nun ist er 3,5 und es wird Seeehr langsam etwas besser. Ich fange seine Überforderung jeden Tag auf. Es ist so anstrengend. Ich habe keine andere Wahl. Es bleibt das schlechte Gewissen. Jeden Tag.
Liebe Ina, weißt du was mir hilft? Das ich die Rückmeldung bekomme, dass es bei vielen Kindern so ist. Und das ist völlig neu für mich. Ich höre hier immer nur, wie wunderbar das alles läuft und wie gut sich die Kinder einleben. Wir sind nicht alleine <3
Mein Sohn ist inzwischen 5, kommt nächstes Jahr in die Schule und ist immernoch so…
Tortzdem geht er jetzt seit 2 Jahren in den Kindergarten, ich muss ja arbeiten. Mal sehen, wie das dann in der Schule so wird…
Unsere Tochter kam mit 1,5 Jahren in den Kindergarten und wir hatten eine Eingewöhnungsphase von fast 3 Monaten um auf die 32 Std. zu kommen, die wir berufsbedingt eingeplant hatten. Jeden Morgen weinte sie bei der Abgabe und ich wartete vorne an der Tür und zählte bis 20…dann war es gut. Zuhause war sie auch viel sensibler und sehr anhänglich, aber auch dies änderte sich. Eine entscheidende Änderung bemerkte ich, als ich selber nicht mehr mitlitt und ich auch immer entschlossen rasch ging und nicht zögerte. Keine langen abschiede mehr. Das war schwer für mich, aber eine Erzieherin hatte mir vorgeschlagen dies einige Tage so zu machen. Wirklich entscheiden für den Erfolg der Eingewöhnung war aber letztlich die Kita und die sehr engagierten Erzieherinnen. In unserer Kita sind maximal 40 Kinder(2 Gruppen: u3 mit 15 Kindern und ü3 mit 25 Kindern). Jede Erzieherin kennt jedes Kind und alle Kinder haben viel Kontakt zueinander, da viel gruppenübergreifend geplant wird. Nur diese Tatsache hat unserer sensiblen und sehr anhänglichen Tochter geholfen sich einzugewöhnen. Nach 4 Monaten hat sie mich dann das erste mal aus der Kita geschupst und da saß ich im Anschluss im Auto und habe geweint. Es hat funktioniert und nach einem Jahr ist sie nun komplett angekommen.
Bei uns zwei Versuche mit einem Jahr Pause. Und beide Male ein verstörtes, überfordertes Kind zu Hause gehabt. Den ersten Versuch habe ich damals abgebrochen, nachdem sie Zuhause bis zu vier Stunden geschriehen hat, keine halbe Stunde am Stück schlief und nicht mehr lachte – sie war wie depressiv. Dort zeigte sich das nicht, weshalb ich als überbehütete Erstlingsmutter angesehen wurde.
Den zweiten Versuch ein Jahr später brach mein Kind ab. Sie sagte, es ist ihr zu laut, zu wild, die sagen ständig Nein zu ihr, sie will dort nicht mehr hin. Sie zog mir nicht mal mehr die Jacke an oder weigerte sich die Haare zu kämmen, aus Angst, wir fahren dann hin.
Ich bin jetzt bei ihr, sie braucht mich. Wir müssen sparen mit nur einem Gehalt, aber es geht. Mein Kind ist mir wichtiger, egal was über uns geredet wird. Arbeiten kann ich immer noch dreißig Jahre dann.
Genau aus diesen Gründen gehen meine Kinder nicht in die Kita. Ich kenne eigentlich ausschließlich Fälle wo es so ist, dass das Kind eine lange Phase der Eingewöhnung braucht oder in den Fällen wo es die scheinbar nicht braucht, wundern sich die Eltern warum das Kind plötzlich aggressiv ist (aber in der Kita funktioniert es doch so gut). Das schlimme daran finde ich aber dass allen Eltern weisgemacht wird dass alles ganz easy ist mit der Kita nur wenn man genauer hinhört dann bekommt man mit wie viele Kinder Probleme haben / hatten. Und noch schlimmer finde ich wenn das Kind Eingewöhnungsprobleme hat, dann ist natürlich die überbehütende Mama etc. Schuld. Kinder sind einfach nicht dafür gemacht in dem Alter stundenlang von ihren Eltern getrennt zu sein und mit so vielen Reizen und Lautstärke und anderen Kindern konfrontiert zu werden.
Na, ich glaube, das kommt auf das Kind an. Ich habe 5, alle sind sehr verschieden, 2 sehr schüchtern, mochten nicht in die Kita. Meine Jüngste geht 6 Stunden am Tag in die Kita und ist seitdem viel ruhiger und ausgeglichener, sie schläft besser und beschäftigt sich sogar mal alleine. Vorher war sie ein 24 Stunden Tragling. Die Kita war ein Versuch und bei ihr und bei mir, war es das Beste, was passieren konnte 🙂
Haben uns das Buch das Über reizte Kind geholt das hat uns einige Anregungen gegeben