Berlin – Leipzig – Frankfurt – kommt ihr mit mir Zug fahren?

Eine Zugfahrt die ist lustig….Wenn ihr Lust auf ein Abenteuer habt, dann kommt doch mit mir mit. Wir fahren Zug. Aber ein kleines Abenteuer darf ja nicht fehlen. Doch von vorne.

Ich war in Berlin. Das ist für mich eine lange Zugfahrt mit einem kurzen Umstieg. Für mich ist diese Art der Verbindung wichtig, denn die Umstiege kosten mkich Kraft und Energie. Löffel sozusagen. Für solche Aktivitäten brauche ich immer mehr Löffel als ich zur Verfügung habe. Das ist mir bewusst uns das nehme ich auch gerne in Kauf und schränke mich dann an anderen Tagen ein. Das Prozedere für eine Bahnfahrt  mit Hilfe anmelden usw. kennt ihr mittlerweile vielleicht.

Ich möchte ein paar Dinge mit euch teilen. Denn auch wenn ich nicht die besten Erfahrungen mit der Bahn gemacht habe, so gebe ich ihr doch immer wieder eine Chance. Vielleicht klappt auch tatsächlich irgendwann mal eine Reise, von Anfang bis Ende. Vielleicht.

Im ersten Bahnhof konnte ich selbst einsteigen, auch wenn der Absatz zwischen Bahnsteig und Zugkante mir etwas Herzrasen beschert hat. Doch alles hat geklappt und ich dachte – auf ins Abenteuer.

Im Bahnhof zum umsteigen, wurde ich freudig und pünktlich von einer Servicekraft abgeholt. Sie meinte zu mir:

Wir haben beide Glück, es ist nicht so heiß und die Fahrstühle funktionieren heute alle. Bei Hitze ist das leider nicht der Fall.“

Na, welch ein Glück für uns. Sie ließ die Hebebühne herunter und ich konnte bereits darauf fahren. Der Rollstuhl würde bereits hochgebockt, noch bevor der Zug in den Bahnhof eingefahren ist. Dann ging alles ganz schnell. So schnell war ich noch nie einem Zug.

Also los geht’s nach Berlin. Im Zug ist ein inegrierter Lift und ich dachte, es tut sich tatsächlich was. 6 Stunden Zugfahrt später wurden wir am Platz abgeholt, damit wir die ersten sein werden, die aus dem Eingang aussteigen. Der Zugbegleiter unterhält sich etwas mit mir uns seine Kollegin teilt ihm mit, dass am Bahnhof noch keine Hilfe zu sehen ist. Er fragt mich:

Wie schwer sind sie denn? Nur damit wir im Notfall diesen integrierten Aufzug nutzen können. Aber oft sind die Personen mit den E – Rollstühlen dafür zu schwer. Deswegen haben wir ihn erst 1x genutzt.“

Bei mir klinget alles im Kopf. Das reinste Glockenspiel.

Noch immer werden die integrierten Rampen nicht genutzt: Weil es zu lange dauert, weil Menschen mit E – Rollstuhl und ihrem eignen Gewicht zu schwer dafür sind, weil… ich es einfach nicht verstehe.

Doch es klappt alles und ich werde vom Bahnhofspersonal abgeholt. Noch ein klein Problem mit dem Fahrstuhl und wir haben es geschafft. Ich soll für die Rückfahrt 30 Min vorher am Servicepunkt sein.

So ist es. 30 Min vor Abfahrt komme ich zum vereinbarten Treffpunkt und werde freudig begrüßt mit:

„Hallo Frau Wheelymum, dann wollen wir mal.“

Aufzug, Gleise, Hubwagen alles da. Die Dame schaut nochmal nach und meint, keine Infos, das heißt es wird alles klappen. Der Zug kommt und ein Zugbegleiter steigt aus. Er hat schlechte Nachrichten, die Toilette sei defekt. So könne man mich nicht für 6 Stunden Fahrt mitnehmen.

Wir überlegen ob ich mit Unterstützung auf eine andere Toilette könnte, doch das lässt sich von außen nicht abwägen. Der nächste Zug fährt erst in 2 Stunden und ob da Rollstuhllplätze frei sind, kann man mir am Gleis nicht sagen. Also entscheiden wir, dass wir Szenario eins versuchen werden. Ich fahre mit dem Zug mit und wir versuchen irgendwie zu einer anderen Toilette zu gelangen (und ich werde nichts mehr trinken).

Hier kommt kein Rollstuhl durch um zu einer anderen Toilette zu kommen

 

Das nächste Prozedere lässt sich abkürzen, die Gänge sind zu eng. Ich kommt dem Rollstuhl nicht durch. So ruft der Zugführer nun in Leipzig an, dass wir dort umsteigen müssen. Eine Anschlussverbindung gibt es zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht, aber die Kollegen haben jetzt eine Stunde Zeit sich darum zu kümmern.

Die Situation war blöd, ja. Aber die Kommunikation des Zugführers war gut. Und es zeigte sich mal wieder, was das ausmacht.

So wurden wir in Leipzig abgeholt und der Zugbegleiter schilderte die Sachlage nochmals der Kollegin. Diese hatte sich um einen Anschlusszug gekümmert mit freiem Rollstuhlplatz. Jedoch wieder nur für eine Teilstrecke und auch erst nach einer Stunde Aufenthalt in Leipzig.

Ich bin wirklich froh über meinen Optimismus und freue mich über den kleinen schönen Laden in Leizpig und bin pünktlich am Zug. Mein Platz ist gesichert, doch der restliche Zug ist ziemlich voll. Es haben nicht alle Sitzplätze und Abstand ist schon gar nicht zu halten. Direkt hinter meinem Platz ist eine Tür, und dahinter ist die Toilette. Zumindest das funktioniert.

 

So fahren wir nun also nach Frankfurt. Mit etwas Verspätung kommen wir dort an. Nicht weiter tragisch, nur ist nun erneut der geplante Zug nach Mannheim schon abgefahren. Also beginnt die Planung von vorne. Welcher Zug hat einen freien Rollstuhlplatz für Mannheim, wann kommt der an und kann ich in Mannheim auch vom Mobilitätsservice abgeholt werden?

So langsam werde ich ungeduldig und bekomme Hunger. Das Personal am Bahnhof ist sehr hilfsbereit und kümmert sich wirklich. Sie haben einen Zug gefunden. In 25 Minuten soll er genau auf diesem Gleis einfahren. So unterhalten wir uns ein wenig, bis der Funkspruch kommt, dass der Zug auf einem anderen Gleis ankommen wird und in umgekehrter Wagenreihung.

 

Also wechseln wir das Gleis – einmal vom Ende nach vorne, Gleiswechsel und dann wieder bis ganz nach hinten, dort wo ungefähr der Eingang für mich sein wird. Auf dem Gleis steht noch ein Zug nach Hamburg. Mittlerweile sind 2 Bahnmitarbeiter bei uns. Der ICE nach Hamburg verlässt den Gleis und auf dem alten Gleis fährt ein ICE ein. Ich höre einen Bahnmitarbeiter schimpfen. Genau dieser Zug auf Gleis 7 ist meiner. Er wurde erneut umgeleitet und wir müssen alles wieder zurück. Die Gleise sind voll und versuchen durch die Menschenmassen zu kommen. Der zweite Bahnmitarbeiter, nimmt den Posttunnel und informiert das Zugpersonal, dass sie auf jeden Fall auf uns warten. Genau das geschieht dann auch. Durch das Ständige hin und her und bis ich im Zug bin, hat der Zug 22 Minuten Verspätung als wir los fahren nach Mannheim.

Im Zug frage ich nach einem Fahrgastrechteformular, da ich mittlerweile eine enorme Verspätung habe. Das kann man mir aber nicht ausstellen, weil das nur gehen würde, wenn der eigene Zug Verspätung hat. Und das ist ja nicht in diesem Ausmaß der Fall. Also die nächste kleine Baustelle.

In Mannheim läuft dann aber alles reibungslos und es kann auch total schnell und persönlich mit der Fahrerin der Regionalbahn geklärt werden, dass wir nun bis zur Endhaltestelle mitgenommen werden.

Eine Zugfahrt und Wheelymum…. ich bin immer wieder erstaunt und völlig überrascht.

Die Menschen die heute ihren Job gemacht haben, waren super. Die Kommunikation lief gut und jeder hat sein bestes Gegeben. Aber die Struktur dahinter – ist und bleibt nicht sonderlich barriefrei oder behindertenfreundlich.

 

 

Eure

 

 

wheelymum

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4 Kommentare

  1. Lydia

    Ich hoffe sehr, dass sich die Strukturen irgendwann zu Gunsten von uns Menschen mit Behinderung ändern.

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  2. Birgit B.

    „und werde nichts mehr trinken“
    Ach, wie oft das bei mir schon die Lösung für ein Toilettenproblem war…..

    Es beeindruckt mich sehr, dass du es immer wieder versuchst mit der Bahn. Mein erster Versuch im Rolli steht noch aus und ist erst kürzlich am defekten, obwohl nagelneuen, Lift an unserem Bahnhof gescheitert.

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  3. wheelymum (Beitrag Autor)

    Liebe Birgit, ich kann das gut verstehen. Doch für solche Reisen wie Berlin ist die Bahn immer noch die beste Option für mich. Jedoch muss ich wirklich immer viel Zeit und Puffer – einmal tatsächlich zeitlich und auch kräftetechnisch einplanen.
    Aber von: Ich setzte mich in die Bahn und der Urlaub beginnt – bin ich meilenweit entfernt

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  4. wheelymum (Beitrag Autor)

    Liebe Lydia, wie ist das denn bei dir? Kommst du alleine zum Platz? Wie ist das bei den Toiletten? Kannst du auf jede gehen? Gibt es hier ein Leitsystem für euch? Ich stelle mir das auch mit Gepäck im Weg furchtbar schwierig vor

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