Wie Corona unseren Alltag beeinflusst: Eine Familie aus Österreich berichtet

Regenbogen aus Straßenkreiden Alles wird gut

Wir sind Jacob Putz und Jasmin Treffer. Wir wohnen südlich von Wien, in Graz. Wir haben gemeinsam vier Kinder im Alter von neun, 6,4 und 1 Jahre.
Jasmin ist blind, Jakob sehbehinderter Spastiker.

Wir beide arbeiten an der Uni Graz. Außerdem bloggen wir seit fast vier Jahren über unseren
Familienalltag auf Familienallinclusive. Wir bekamen die Einladung, hier über unsere bisherigen Corona – Erfahrungen zu berichten.

Dies hatten wir auch bereits auf unserem Blog in einer zehnteiligen Folge: Corona und wir

Einerseits möchten wir nachfolgend diese Ausführungen zusammenfassen und ergänzen, andererseits aktualisieren  wir diese Info auch.

 

Zunächst muss festgehalten werden, dass Corona gezeigt hat, dass das Vorausplanen unmöglich ist:

Geht man davon aus, dass Corona in Österreich am 13. März 2020 begonnen hat, der Antrag auf Assistenz sechs Monate davor abgegeben wurde, so ist dies schlicht unmöglich. Praktisch waren wir damit konfrontiert, dass das Schulkind zu Hause war, somit der Digital Bedarf für uns stieg, weil mehr zu kontrollieren etc. war. Weiteres waren wir alle zu Hause – von Schule und Arbeit.

 

Und, Wunder, oh Wunder, wir brauchten dadurch mehr zu essen, es war mehr zu reinigen etc.

Klar gab es Dinge, die auch NICHT möglich waren, wie zum Beispiel Spielplatzbesuche. Notwendig war dadurch keine Assistenz für diesen Bereich. Zusammenfassend könnte man auch sagen: was der Spielplatz vor Corona war, war digitales, Reinigung und einkaufen während des Lockdowns.

 

Was wir gelernt haben beziehungsweise man nicht vergessen sollte:

– Das Bedeutenste vorab: diese Krise im Lockdown hat ganz klar gezeigt: Selbstbestimmung will jeder (für uns), selbst Verantwortung (durch uns) eher nicht, denn dann verdient man (an uns) ja nix. Jetzt hat jedoch diese Zeit gezeigt: wenn wir nicht selbstverantwortlich handeln (dürfen), bleiben wir auf der Strecke, weil das System aus Dienstleister, Behörde und Politik gerade in den ersten Wochen – für uns – nicht bemerkbar gehandelt hat.

 

– Diese Zeit hat uns eindrucksvoll gezeigt, dass das bekommen von Assistenz durch Dienstleister für uns als Familie unmöglich gewesen wäre – nicht zuletzt weil wir dadurch nicht (genau) wüssten, wer die Leute sind oder welche Tätigkeiten sie sonst noch machen. Das wiederum hätte den Nachteil, dass man auch wenig um deren Umgang mit anderen Menschen wüsste und somit auch nicht bekannt wäre, welche Ansteckungsgefahr sie dadurch darstellen würden.

 

– Da wir unsere Assistenz selbst suchen, selbst anstellen, selbst anleiten und selbst abrechnen, ist es erst möglich, Leute zu suchen, die mir den Verdienstmöglichkeiten bei uns das Auslangen finden.

 

-Dieser Homeschooling –  Zeit hat uns besser denn je gezeigt: WIR suchen Assistenten, die technisch so viel Ahnung haben, um Schulmaterialien etc. barrierefrei  darzustellen. Auch hier wieder: hätten wir die(se) Personalhoheit nicht, wäre eine gleichberechtigte Elternschaft unmöglich.

 

– Was uns positiv aufgefallen ist: wir hatten nur eine Assistentin, die ausfällt in dieser Zeit. Wir vermuten, dass genau diese Zeit schon auch gezeigt hat, dass die Leute einigermaßen gerne kommen. Ja, das war ein Lob an unsere Personalführungsqualitäten und – Kompetenzen 😉

Und nach dem Lockdown?

Wir haben ein relativ normales Leben weiter geführt, weil wir schon vor Corona keine große Party Familie waren.

 

https://familieallinclusive.wordpress.com/

 

Danke für eure Einblicke, gerade heute wo auch Wien wieder zum Risikogebiet erklärt wurde. Ich hoffe ihr kommt gut durch diese anstrengende und herausfordende Zeit.

 

Eure

wheelymum

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