“Mama, wie kommen die Babys in den Bauch?” Eine der Fragen bei der viele Erwachsenen erst einmal schlucken müssen. Vielleicht müssen wir auch erst kurz überlegen, was oder wie genau wir das nun erklären. Sexualerziehung ist hier immer wieder ein Thema. Dazu gehört es wie selbstverständlich, dass wir auch Grenzen besprechen und was gute Geheimnisse und schlechte Geheimnisse sind – und wo Missbrauch beginnt.
Dennoch habe ich das Buch, Hanna und die graue Wolke – schon lange zu Hause liegen, ohne dass ich es euch vorstellen konnte. Denn in diesem Lesebuch, geht es um Hanna die in einem Ferienlager von ihrem Betreuer sexuell missbraucht wurde. Die unterschiedlichen Symptome die sexuelle Gewalt, bei Menschen hervorrufen kann, sind mit der grauen Wolke symbolisiert.
Wir lernen Hanna auf der ersten Seite kennen und sie beschreibt, dass sie ihre Geschichte erzählen möchte, das aber keine lustige oder fröhliche Geschichte ist. Aber eine Geschichte mit einem guten Ende. So beginnt die Geschichte, in der Hanna erzählt, dass es eine Zeit gab in der alles anderes war. Sie hatte Angst mit dem Nachbarhund herauszugehen, konnte sich in der Schule nicht konzentrieren und war aus dem nichts bei ihrer Freundin ganz traurig. Manchmal kam diese graue Wolke, die sie ganz einhüllte.
Das war früher nicht so. Erst nach dem Ferienlager, indem sie von Stefan missbraucht wurde. Sie mochte ihn eigentlich und fühlt sich auf einen Seite auch geehrt, dass er sie immer wieder lobt. Gleichzeitig hat er ein Foto vom Missbrauch und erpresst sie damit. Hanna überlegt sich auch ob sie nicht sogar selbst ein bisschen Schuld trägt. Mit viel Angst traut sie sich ihrer Freundin an. Diese erzählt es ihren Eltern und der Papa spricht mit Hanna. Er und auch Hannas Eltern rufen das Hilfetelefon bei Sexuellem Missbrauch an
0800 – 22 555 30
Hanna geht es nicht gut. Es muss etwas geschehen und sie geht in eine Klinik, in der noch andere Kinder sind die ähnliches erlebt haben. Dort bekommt Hanna Hilfe und Unterstützung. Ihr wird zugehört, sie lernt die Begriffe: Sexuellen Missbrauch, Trauma, Schweigepflicht kennen und ihr wird klar, dass die Wut, Tränen und Trauer nichts sind wofür sie sich schämen muss.
Im Buch begleiten wir Hanna auch nach der Entlassung und erfahren auch hier über Schwierigkeiten aber auch viel darüber welche Strategien es geben kann, die Hanna wieder Sicherheit geben. Am Ende schreibt sie:
Ja, es geht mir besser. Viel besser! …… Zwar gibt es immer mal wieder Rückschläge, und dann geht es mir richtig mies. ….
Wenn jetzt die graue Wolke kommt und mich weg fliegen will, setze ich mich auf sie und bestimme, wohin es geht!
Am Ende des Buches finden sich kurze Informationen für Erwachsene. Woran merke ich etwas? Was kann ich tun und an wen kann ich mich wenden? Zusätzlich gibt es einen Downloadbereich mit ausführlichen Informationen für Eltern und Fachkräfte.
Gleichzeitig möchte ich an dieser Stelle auf „Trau dich“ aufmerksam machen. Das ist die Bundesweite Initiative zur Prävention des Sexuellen Kindermissbrauchs des BMFSFJ und BzgA.
Es ist wichtig, dass wir Erwachsenen uns mit dem Thema aktiv auseinandersetzten.
Dabei geht es nicht um ein Projekt, sondern um eine Haltung. Im Buch erfahren wir dass Hanna eine Präventionsschulung in der Schule hatte. Dort lernte sie nein zu sagen. Während des Missbrauchs sagte sie nicht nein und fühlt sich aus diesem Grund auch mitverantwortlich.
Das macht deutlich, wie wichtig es ist, nicht nur zu schulen, sondern auch immer wieder zu vermitteln, dass die Kinder mit allem und immer zu uns kommen können, auch wenn sie nicht nein gesagt haben. Gleichzeitig ist die eigene Körperwahrnehmung so wichtig und die Unterscheidung, was sind gute Geheimnisse und was sind schlechte Geheimnisse. Auf Trau dich.de stellen auch Kinder ihre Fragen und erhalten hier antworten. Gleichzeitig gibt es die Seite in Leichter Sprache und in Gebärdensprache.
Ich weiß, das liest sich alles so pauschal und manche denken vielleicht – das machen wir doch eh schon. Andere denken vielleicht, das verhindert noch lange keinen Missbrauch. Beides ist gut möglich und wahrscheinlich gibt es noch viele Schattierungen dazwischen. Dennoch ist es unsere Aufgabe unsere Kinder zu stärken und zu schützen und ihnen alle Mittel mit an die Hand zu geben und vorzuleben, damit seine Chance haben, Strategien und Vertrauen zu haben.
Das Feld erstreckt sich von Prävention, Grenzverletzungen, Übergriffe durch Kinder, Medien und Internet und Kindern mit Behinderungen. Das alles in diesem Beitrag anzusprechen ist unmöglich.
Für uns war das Buch von Hanna tatsächlich ein erneuter Gesprächsanlass. Vielleicht finden sich bei euch auch die ein oder andere Situation, um das Thema aufzugreifen und damit unsere Kinder auch ein Stück weit zu sensibilisieren und zu schützen.
Weitere Leseempfehlungen zu dem Thema findet ihr hier und hier
Eure