Spielplatz inklusive – Warum?

Ich sitze in einer Rollstuhlschaukel und beide Kinder schauklen mich an

In einem Text der Hausaufgaben geht es um Kinderrechte. Mit dabei ist die Frage, was das einzelne Kind vor Ort gerne verändern würde.

Junior schreibt: „dass es mehr Spielplätze gibt, die barrierefrei sind.“

Puh, das hat gesessen. Bei mir. Aber auch bei ihm. Denn im nächsten Schritt erklärt er völlig selbstverständlich, warum das wichtig und sinnvoll sei.

Dann kannst du dahin, auch mit mir oder meinem Bruder. Oder wir können uns dort mal mit anderen zum Picknick treffen. Aber auch der Opa mit dem Rollator könnte mit und für die Eltern die Kinder im Kinderwagen haben ist das doch auch viel leichter. Und wer denkt eigentlich an die Kinder die eine Behinderung haben und auch mit uns spielen wollen? Niemand oder wie? Sollen die alle nur bei sich zu Hause spielen? Das ist doch blöd. Eben habe ich gelernt, dass alle Kinder das Recht zum spielen haben. Sind alle dann alle oder nicht alle. Aber dann sind alle ja nicht alle.

 

Ha puh. Ja, ich stimme ihm voll und ganz zu. Im weiteren Gespräch kommen wir aber darauf, dass das was er nun erwähnt hat, in erster Linie die Zugänglichkeit für Menschen mit Gehbehinderung betrifft. Es gibt ja aber noch viel mehr.

Da wir hierzu kaum eigene Berührungspunkte haben, fällt uns das nun schon wieder weniger auf.

Spielplätze sind Orte, die Kindern unter anderem ermöglichen sollen, sich zu bewegen, Sport zu machen oder zu spielen. Sie sind deshalb wichtige Orte zum lernen und spielen. Mangelnde Barrierefreiheit kann die Teilhabemöglichkeiten an Bewegung, Spiel und Sport einschränken und somit das gesamte Lernen und gemeinsame Spiel gefährden. Nicht nur für Kinder die selbst eine Behinderung haben, sondern auch für Kinder deren Eltern eine Behinderung haben. Eine wichtige Frage ist immer wieder: Wie barrierefrei sind unsere Spielplätze? Hier beginnt für mich ein wichtiger Gedanke. Wenn neue Spielplätze gebaut werden, kann ich es nicht nachvollziehen, warum diese nicht inklusiv sind. Warum braucht es erst das eine Kind mit Behinderung, das den Ausschlag gibt, damit sich hier etwas verändert. By the way verändert sich da noch lange nicht gleich alles, sondern Eltern, Erzieher*innen und Lehrkräfte müssen dafür kämpfen, dass das Kind jetzt einen Ort hat, an dem es mit anderen gleichwertig spielen kann.

 

Wie kann das sein? Warum wir das Karussell nicht so gebaut, dass der Rollstuhlfahrer mit dazu kann, oder ein Blinden Leitsystem mit angelegt. Was brauchen Menschen Kinder mit Behinderungen damit sie ein inklusives Spiel haben können. Warum kann nicht zumindest an einem Spielplatz in einem gewissen Umkreis eine Rollstuhlschaukel mit eingebaut werden? Sind es wirklich die Kosten? Die Bewertung ist nicht einfach, weil viele Faktoren wichtig sind. Bestimmte Gegebenheiten wie Architekturmaterial oder ein Spielgerät selbst, können nun für den einen Mensch mit Behinderung eine Barriere darstellen für den anderen nicht. Das ist individuell subjektiv und hängt sehr stark vom jeweiligen Kontext ab. Nicht alles ist eine unüberwindbare oder nicht nutzbare Barriere.

Doch was kann man tun? Ist es sinnvoll, ein Spielplatz gänzlich barrierefrei zu gestalten? Macht es nicht Sinn, auch Platz zu lassen und Bewegungsanreize und einen Aufforderungscharakter zu schaffen. Es macht vermutlich keinen Sinn, alle Rutschen und Klettergerüste zu verbannen, weil diese eine Barriere darstellen können. Viel sinnvoller mag es doch sein, dass man auf der einen Seite hochklettern kann und auf der anderen Seite gibt es eine Rampe.

 

Ich werde nie vergessen, wie glücklich mein Kind war, als ich das erste Mal in der Kinderklinik mit ihm auf den Spielplatz konnte, da dieser unterschiedliche Elemente hatte. Potentielle Barrieren können unterschiedlich sein. Deswegen ist es wichtig, hier bereits beim Bau mit unterschiedlichen Experten in eigener Sache zusammen zu treffen und diese hier zu besprechen. Was spricht dagegen, wenn durch einen Spielplatz voller Sandfläche ein Steg führt? Für mich als Mama ist es unsagbar wichtig, dass ich mein Kind auf den Spielplatz begleiten kann. Dazu muss ich zunächst einmal auf den Spielplatz kommen. Auf dem Spielplatz selbst, ist Sand mein persönlicher Endgegner. Das bedeutet aber nicht, dass ich ein Spielplatz ohne Sandflächen wünsche. Vielmehr ist es doch wichtig, dass der Platz so gestaltet ist, dass ein Kind im Rollstuhl oder ich als Mama im Rollstuhl genauso gut an bestimmte Teile komme, wie für Menschen mit Sehbehinderungen. Wichtig kann hier sein, wie der Platz farblich gestaltet ist und wie Menschen Spielgeräte durch tasten und berühren, erreichen und erfahren können. Ich bin mir sicher, dass ein Spielplatz ein Platz für alle sein kann.

Die Alla Hopp Bewegungszentren zeigen da sehr gut. Aber es gibt noch mehrere Möglichkeiten. Durch Zufall sind wir auf einen kleinen Spielplatz gestoßen, der ebenfalls rollstuhltauglich ist. Damit wird nicht geworben, der Spielplatz an sich ist einfach so konzipiert. Wenn wir weiter weg fahren, ist das hier möglich. Bei uns im Ort selbst leider nicht.

Eine Rampe führt auf einer Seite hoch zum Spielhaus und zur Rutsche

Ich kann mit dem Rollstuhl nach oben, auf der andern Seite kann hochgeklettert werden

Es gibt immer mehr gute Beispiele, vielfältige Möglichkeiten und vor allen Dingen die Chance Inklusion zu dem zu machen, was sie sein soll: Selbstverständlich, ohne extra Erwähnung. Einfach weil alle mitgedacht werden und jeder seinen Platz finden kann. Ganz egal ob Sinnes – oder Körperbehinderung. Egal ob aus praktischen oder optischen Gründen. Egal ob für Kinder, Eltern, Großeltern oder alle anderen Menschen. Weil es normal sein sollte, dass jeder das Recht auf spielen hat. Ohne dafür kämpfen zu müssen.

Weil es normal sein sollte, dass ich als Mama mit Behinderung auch diese Erlebnisse mit meinen Kindern teilen kann.

Für mich – aber auch für meine Kinder.

Eure

 

wheelymum

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3 Kommentare

  1. piri

    Schade, ich kann den Beitrag nicht vollständig lesen. Nach dem zweiten Bild sind die Zeilen hinten abgeschnitten – ich lese auf dem Tablet – das sowohl hochkant, als auch quer! Wäre schön, wenn das gerichtet würde, denn Spielplätze sind schon ein wichtiges Integrationtheme, wenn nicht sogar eins zur Inklusion!

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    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      Danke für den Hinweis- ich kümmere mich darum

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  2. Julia Küthe

    Hi Wheelymum,
    dein Beitrag, vor allem der deines Sohnes, berührt mich sehr!
    Schau mal, was wir machen: natürlich-inklusiv.de
    Wenn wir dich und deine Familie unterstützen können, schreib mir gerne. Wir nehmen dann Kontakt mit der zuständigen Institution des Spielplatz auf, gerne mit dir zusammen.
    Lass uns was bewirken.
    Liebe Grüße
    Julia

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