JA, was mache ich eigentlich den ganzen Tag? Gefühlt immer noch nichts und das ist gleichzeitig zu viel und zu wenig. Zumindest kam ich zum aufschreiben und das ist ja immerhin etwas.
Lange vor dem Wecker bin ich wach. Es ist einfach keine Ruhe, da wo wir sind. Das Januarwunder dreht sich heftig von einer Seite zur anderen. Ich habe das Gefühl, er sucht seinen Bruder. Dieser schläft heute Nacht nicht bei uns. Ich warte auf Hilfe, damit ich aufstehen und zur Toilette gehen kann. Das Januarwunder weint nach mir, wie ganz häufig im Moment. Ich beeile mich und komme zurück zu ihm. Wir kuscheln. Es gibt ein schnelles Frühstück für mich und das Baby möchte stillen. Ja, auch mit 9 Monaten ist das sein Frühstück. Weil das nun mal so ist und weil es ihm damit gut geht.
Viel Trubel, etwas Hektik. Das Baby wird umgezogen und macht dann bereits seinen Morgenschlaf. Um 10 Uhr sind wir zu Hause. Es ist viel liegen geblieben in den letzten Tagen und Wochen. Ich möchte beginnen die Sachen auf und abzuarbeiten. Es gelingt mir nicht. Eine bleierne Müdigkeit macht sich breit und ich döse nochmal ein. Wie schön, dass ich diese Momente bewusst genießen kann. Dass ich sie mir gönne. Ich klopfe mir selbst kurz auf die Schulter und bin stolz auf mich.
Der jüngste Mann zu Hause wird wach und nach einem kurzen Hallo – Kuscheln, gehen wir an den Wickeltisch. Vorsichtig ziehe ich ihn aus und beginne mit der Babymasse. Passend zum Herbst machen wir diese zum Gedicht:
Wind, Wind blase, fahr mir um die Nase,
fahr mir durchs Gesicht, sowas stört mich nicht.
Wind, Wind wehe, auch wenn ich hier stehe,
weh mich nur nicht um, das wär mir zu dumm.
Wind, Wind stürme, sauß um Haus und Türme,
aber komm nicht rein, dass lass lieber sein.
Danach ziehe ich ihn wieder an und mache ihm noch einen Bienenwachswickel.
Mir fällt auf, das ich vergessen habe meine Medikamente zu nehmen. Sofort hole ich dies nach, bevor ich es wieder vergesse. Ist das diese Stilldemenz? Oder das Alter oder einfach eine Form der Überlastung?
Ich versuche ihn danach auf dem Boden abzulegen, damit er etwas spielen kann. Das stellt sich heute als besonders schwierig heraus. Denn es zählt nur Mama. So darf er in die Trage und ich versuche hier etwas Ordnung zu bekommen und schalte die Wasch – und Spülmaschine an.
Ich habe das Gefühl wir ertrinken in Wäsche. Naja, so fallen wir wenigstens weich. Junior kommt vom Kindergarten nach Hause und wünscht sich Pfannkuchen zum Mittagessen. Soulfood deluxe. Soll er bekommen.
Wir genießen es zusammen zu sein und das Herbst und heute mit einem ganz angehmen milden Wetter beschenkt. Beide Kinder gehen mit ihrer Oma eine Runde spazieren. Mich überkommt ein seltsames Gefühl. Kurz danach erfahre ich, ein lieber Mensch gestorben ist. Wir waren nicht befreundet, aber es beschäftigt mich dennoch. Es legt sich ein grauer Schleier über den Tag.
Ich telefoniere mit unserem Kinderarzt und schaue nach der Wäsche. In diesem Moment fällt mein Blick auf die Spülmaschine und ich ahne nichts gutes. Sie scheint kaputt zu sein und das Chaos macht sich später im Tag noch breiter.
Das Januarwunder kommt zurück und Junior geht noch eine Runde in den Kindergarten. Die Sonne scheint auf das Mandala und lässt es leuchten. Einatmen – ausatmen. Meine Physiotherapeutin kommt und ich versuche zu entspannen. Spüren, dehnen, arbeiten, atmen. Ich packe die Pakete aus, die in den letzten Wochen hier ankamen. Darunter viele neue Bücher. Ich freue mich total darauf sie zu lesen und euch einige davon vorzustellen.
Eins davon, sogar gleich, denn das Buch: Lust auf Frische!: Lecker, knackig, nachhaltig – Tipps für die smarte Küche (fast) ohne Kühlung* Hat mir viele tolle Anreize gegeben, Lebensmittel ohne Kühlung haltbar zu machen. Denn vielleicht ist es uns mit dieser Art und Weise möglich, weniger Lebensmittel zu verschwenden.
Es werden die unterschiedlichsten Konservierungsmöglichkeiten vorgestellt. Einige kannte ich bereits, einige sind mir vollkommen neu gewesen. Und genau nach diesen unterschiedlichen Methoden ist auch das Buch gegliedert:
Sie erzählt etwas über die Geschichte des Kühlschranks, zählt dann ihre 10 Gebote zum Leben ohne Kühlschrank auf, natürlich dürfen auch die gute alte Speisekammer bzw. der Kartoffelkeller nicht fehlen, aber sie lässt uns auch teilhaben an ihren Erfahrungen mit anderen Aufbewahrungsmöglichkeiten wie „alte Pötte“ und erklärt gleich, wie man diese reinigt.
Danach kommen die Bereiche:
- Lagerung
- Ab ins Wasser
- Trocknen und Dörren
- Eingraben/Einschlagen/Umhüllen
- Keimkiller
- Fermentation und Gärung
- Einkochen und Sterilisieren.
Manche Dinge lesen sich sehr witzig und doch auch sehr experimentell, andere sind bekannt und können durch das Buch ind Gedächtnis gerufen werden: Zwiebeln im Strumpf, Möhren im Sandkasten, die Butterglocke, das Brot im Sack, eingeletegte Salzzitronen und Wachstücher, sind meine absoluten Favoriten und werden hier sicherlich ausprobiert.
Neben einfachen Erklärungen, Tipps und Tricks, gibt es zu jeder Methoden und den „Rezepten“ auch wunderschöne Fotos. Diese nehmen auch dem experimentellen Vorgehen einwenig die Angst. Zwischendurch stellt sie uns Menschen vor, von den sie selbst gelernt hat. Mit Interviews u.v.m.
Wer sich mit dem Thema Vorratshaltung, plastikfrei oder Zero waste auseinander setzten möchte, für den ist dieses Buch, wunderbar. Und für jeden der einmal in das Thema schnuppern möchte, ebenfalls.
Meine Freundin meldet sich und bittet mich die Sachen für ihr Novemberbaby fertig zu richten. Wir werden ihnen eine kleine Box mit verschiedenen Dingen schenken – darunter einiges von hier und auch die Wollkleidung werden sie weitertragen. Das freut mich besonders. Stillkugeln möchte ich ihr auch machen – ich hole einen Einkaufszettel, denn sonst vergesse ich das auch wieder. Leben und Sterben liegen so nah bei einander. Wir sollten das Leben noch mehr genießen und für einander da sein. Hierbei fällt mir ein, dass ich noch einen Beitrag zu St. Martin fertig schreiben wollte, aber die Uhr sagt, dass es Zeit ist, den Laptop zu schließen und die letzten Sonnenstrahlen zu genießen.
Wir holen Junior im Kindergarten ab und machen noch einen kleinen Spielplatzbesuch. Der Herzmann arbeitet in der Zwischenzeit im Schlafzimmer und an der Spülmaschine. Nach dem Abendessen bastelt Junior für St. Martin und ich erzähle ihm, dass die Oma seiner Freundin gestorben ist. Viele, viele Fragen über das Leben und den Tod, über Trauer und das Sterben begleiten uns durch diesen Abend. Wir zünden eine Kerze an, kuscheln miteinander und sind froh, diese Nacht alle zusammen sein zu dürfen.
Eure
Das klingt nach einem Tag, an dem ihr euch sehr bewusst geworden seid.
(Schön, von euch zu lesen!)
Wow, mir fehlen die Worte….. ich bin gerührt!
Bin schwer beeindruckt!
Liebe Grüße Christoph