Über Kindern mit Depressionen sprechen – Papas Seele hat Schnupfen

eine verblühte Sonnenblume auf dem Feld. In der Mitte sind Kerne entfernt, so dass ein Herz zu sehen ist

Egal wie die Situation in einer Familie ist, wichtig ist immer wieder das Gefühl für die Angehörigen nicht alleine zu sein. Nichts im Leben läuft gerade und es wird immer wieder belastende und schwere Situationen geben. Hier das Gefühl zu haben, nicht der einzige Mensch auf der Welt zu sein, sondern das entlastende Gefühl zu verspüren bei anderen ist das ähnlich – aus diesem Gefühl heraus entstand ursprünglich einmal Wheelymum. Genau dieses Gefühl möchte die Autorin Claudia Gliemann mit ihrem Monterosa Verlag auch Kindern geben, deren Eltern an psychischen Erkrankungen erkrankt sind. Für das Thema Depression hat sie aus diesem Grund die Geschichte :

Papas Seele hat Schnupfen*

geschrieben. Mittlerweile ist daraus ein echtes Materialpaket entstanden. Das Bilderbuch ist mehrfach ausgezeichnet und wurde noch öfters nominiert. Im Buch geht es um Nele. Nele könnte jeder von uns sein, doch es gibt noch einen ganz speziellen Zusammenhang. Denn Nele lebt mit ihrer Familie in der bunten und fröhlichen Zirkuswelt. Alles ist lustig und leicht. Doch bei einer Vorstellung schafft der Papa von Nele es nicht mehr diese Leichtigkeit aufrecht zu erhalten. Er wirkt bei seiner Arbeit plötzlich steif. Irgendwas ist anders. Neles Mama ist bei ihrem Mann und ein Notarzt hilft den beiden. Der Papa weint und es wird festgestellt, dass er krank ist. Seine Seele hat Schnupfen. Zuerst versuchen sie ihm im Zirkus zu helfen, weiter im Buch muss er ins Krankenhaus. Als er wieder nach Hause kommt müssen einige Dinge verändert werden.

Das Wort Depression kommt aber nie zur Sprache.

Das kann sinnvoll sein aber auch schwierig. Sowieso ist es kein Buch welches ein Kind alleine lesen sollte. Es ist bebildert hat aber auch stellenweise viel Text.

Dazu gibt es diese Geschichte als musikalische Reise. Diese wird erzählt und unterstrichen durch die 9 Lieder in denen Nele wütend, traurig, hilflos sein kann sondern auch der Worte findet. Die Mama zeigt ihre eigene Angst und Schwäche und der Clown der Dumme August, dem sich Nele anvertraut hat, macht allen Mut.

Für mich das Highlight ist das Arbeitsbuch. So geht es mir. Hier haben neben der Autorin noch viele weitere Menschen mitgearbeitet darunter eine Psychologin, eine Erzieherin deren Mann selbst Depressionen hat und eine Expertin in eigener Sache. Alle gemeinsam haben mit Illustratoren ein echtes Workbook entwickelt. Hier geht es nur um das Kind. Hier ist Platz für Fotos von der eigenen Familie, Platz zum schreiben, malen, basteln und vieles mehr. Es gibt eine Erlebnis zum fröhlich sein – wie wichtig und genial ist das bitte. Ich darf mich freuen und schönes erleben, auch wenn schlimmes um mich herum, passiert. Eine Vorlage für eine Gefühlsuhr und eine Tabelle in der Kinder sich selbst eintragen können, wie sie sich fühlen. Am Ende findet sich auch noch ein Brettspiel. Die Möglichkeiten sind super vielfältig. Dieses Buch schaut auf das Kind und ist damit ein wichtiger Bestandteil für Prävention und den Blick auf das Kind nicht zu verlieren. Dazu gibt es nochmal ein Handout für Eltern und Fachkräften mit Hilfestellungen.

Einige dieser Punkte und Möglichkeiten findet man auch im Schulkonzept. Dieses wurde für die Klassen 3 – 6 mit den Personen vom Arbeitsheft und zusätzlich einer Schülerin deren Elternteil eine Depression hat sowie einer Realschullehrerin und Grundschullehrerin erarbeitet. Dieses ist für Schulen gedacht und besteht aus vorperforierten Blättern die man herausreißen und vervielfältigen kann. Gleichzeitig findet sich eine CD dabei, die Lieder, Geschichten und Arbeitsblätter enthält. Die Untersrrichtsmaterialien sind didaktisch aufgebaut und bestehen aus folgenden Elementen:

  • Ziele, Einzelne Schritte, Hinweise und Arbeitsmaterialien
  • Rituale,
  • Stundenbeginn
  • Methodenkoffer
  • Stundenabschluss
  • Des weiteren finden sich Dokumentationsvorschläge, Hilfreiche Adressen und weitere Ideen.
  • So sind insgesamt 5 Einheiten aufgebaut

 

Ein Muffin für Nele

Sieben Jahre nach dem Bilderbuch nimmt Claudia Gliemann die Geschichte von Nele wieder auf. Jetzt erzählt Nele ihre Geschichte in einer Art Kindersachvorlesebuch. Neles Papa geht es nun wieder schlechter und geht in die Klinik. Nele und ihr Papa schreiben sich Briefe, er wird in der Psychiatrie besucht und erzählt auch von seinem Klinikalltag. So finden sich im Buch kurze Kapitel aus Briefen, Wusstest du Seiten und Erzählungen. Jedes Kapitel beginnt mit einer Doppelseite. Links sind wunderschöne Zeichnungen und rechts sieht man eine Seite farblich angesetzt mit der Kapitelzahl und der Überschrift. So ist das Buch unheimlich bunt, wenn auch viel textstärker als das Bilderbuch.

Um das Buch zu schreiben, war Claudia zwei Wochen in einer Psychiatrie um die Abläufe kennen zu lernen. Sie durfte die Patientengesprächen, Therapie dabei sein und auch selbst mitmachen. Sie schaute in unterschiedliche Stationen und hatte viele Gespräche mit unterschiedlichen Patient:innen. Im Gegensatz zu ihren anderen Büchern hat hier aber keine Betroffene Person selbst mitgeschrieben. Fachlich betreut und Fragen beantwortet haben eine Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie im Kinder und Erwachsenenalter und ein ärztlicher Direktor für Allgemeinpsychiatrie und Psychosomatik.

 

             

Der Schreibstil ist flüssig und ich habe das Buch mit Junior gelesen. Das war sehr spannend für ihn, denn auch er hat einen Bezug zum Thema Depression. Gleichzeitig finde ich solche Literatur für Kinder aber auch wichtig um ganz klar aufzuzeigen: Wer krank ist, bekommt Hilfe. Hier gibt es keine Unterschiede zwischen Psychische und physischer Erkrankung kein Stigma. Wenn wir hier mit unseren Kindern offen reden und sprechen kann sich endlich etwas verändern.

Ich danke Claudia für ihren Mut dieses schwere aber so wichtige Thema zu thematisieren und zu besprechen. Sich nicht wegzuducken und den Kindern und Familien hier beizustehen.

 

 

 

Eure

wheelymum

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1 Kommentar

  1. Michl

    Dieses Thema ist so wichtig, doch leider wird immer noch viel zu wenig darüber gesprochen.

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