Wie kann und soll man seinen Kindern erklären, wenn ein über alles geliebter Mensch gestorben ist.
Wie findet man Worte, für das Unbegreifliche?
Eins vorweg, ich galube es gibt kein richtig und kein falsch – es gibt nur ein tun oder nicht tun. Hier hat sich die Welt in den letzten Wochen auf den Kopf gestellt. Unsere Kernfamilie, wir vier, das bleibt und doch ist die wichtigste Bezugsperson für unsere Kinder, nach Mama und Papa, plötzlich nicht mehr da. Sie wird nie mehr wieder kommen.
Sie ist gestorben.
Gestorben, weil eine Krankheit der Auslöser für den Tod war.
Und dennoch war es nicht abzusehen.
Aber selbst, wenn man mit dem Tod eines geliebten Menschen rechnet, ist es ein schwerer Schlag und gerade als Eltern sitzt man zwischen allen Stühlen. Die eigene Trauer, die Dinge die man einfach tun muss, auch wenn man das gar nicht möchte, Entscheidungen sind zu treffen und dazwischen die Kinder.
- Kinder, die einen geliebten Menschen verloren haben.
- Kinder, die vielleicht noch gar nicht begreifen können was tot sein bedeutet.
- Kinder, die selbst traurig und wütend sind und sehen wie ihre Eltern leiden.
- Kinder, die Angst haben.
- Kinder, die ihren Alltag versuchen zu bestreiten.
Mit Kindern zu trauern ist anstrengend. Gleichzeitig kann es auch erleichternd sein. Es ist anstrengend, weil sie einem keine Zeit für eigene Trauer lassen.
Als Eltern ist man für seine Kinder da und versucht sie in ihrer Trauer aufzufangen, so gut es geht. Dabei kann die Trauer der Kinder so unterschiedlich aussehen. Zusammensacken wie ein Stein, Wut, Tränen oder auch einfach nur weiterspielen. Planen, organisieren, Fragen stellen, all das kann geschehen, nichts davon muss geschehen.
Wie kann man so etwas begleiten? Da sein und selbst nicht zusammenbrechen? Bei uns war es ein Weg, offen und ehrlich zu sein. Gleichzeitig aber immer nur die Fragen zu beantworten, welche die Kinder stellen. Nur dadurch können sie die Antworten auch verarbeiten. Keine Geschichten erfinden und auch keine zu bekannten Assoziationen schaffen wie z.B. der geliebte Mensch ist eingeschlafen und wacht nie mehr auf. Solche Aussagen machen den Kindern Angst.
Seine Gedanken und Gefühle in Worte ausdrucken ist unheimlich schwierig, gerade für Kinder. Ich bin so froh und dankbar, dass wir in der Aktutphase eine Begleitung hatten, die uns viele Tipps gegeben hat.
-
Bezieht die Kinder mit ein
-
Lasst sie Abschied nehmen
-
Erklärung was ist Tod und was ist Leben mit der Hand in einem Handschuh: Der Handschuh ist die Hülle, die Hand füllt den Handschuh mit Leben. Die Hülle – der Körper, bleibt, wenn ein Mensch stirbt, fühlt aber nichts mehr.
Gerade bei nahen Angehörigen gibt es viele Möglichkeiten, den Tod „begreifbar“ zu machen. Man kann den Sarg oder die Urne bemalen.
Man kann dem geliebten Menschen, etwas mit in den Sarg geben, ein Bild, ein Brief, einen Gegenstand. Usw.
Ich bin so froh, dass wir uns bei der Auswahl des Bestatters viel Zeit gelassen haben, um einen Menschen zu finden, der zu uns passt. Der uns begleitet und hilft. Dieses Geschenk an Zeit und Zuspruch, für uns als Familie lässt sich nicht mit Geld bezahlen.
Trauerarbeit ist wichtig.
Weitere gute Tipps, die wir bekamen waren:
-
Macht selbst viele Bilder von dieser besonderen Zeit oder lasst Bilder machen – auch für die Kinder für später
-
Alles war ihr Junior ermöglicht, ermöglicht es auch dem Januarwunder. ER wird sich nicht daran erinnern können, aber genau die Bilder davon werden wertvoll sein und ihm in einigen Jahren helfen können.
-
Nehmt die Kinder mit zur Beerdigung, lasst sie Bilder malen und gebt ihnen etwas in die Hand, eine Blume, ein Andenken, an dem sie sich festhalten können.
Wir bekamen noch einige Buchtipps, die ich in den nächsten Tagen gerne mit euch teilen möchte.
Wir beobachten unsere Kinder, sind da, halten sie so lange im Arm, wie sie es möchten. Manchmal fühlt sich die Trauer an, wie ein großer schwerer Klumpen im Bauch, meint Junior.
Und manchmal vergisst man alles, singt, tanzt und lacht.
Dann kommen wieder solche Fragen, die man kaum beantworten kann:
„Kann man den Tod, tot machen?“
Auch ich weine, wenn ich mit meinen Kindern spreche. Dabei ist es mir wichtig, ihnen zu vermitteln, dass sie nicht schuld daran sind, dass ich traurig bin.
Und genauso wie ich selbst, haben auch unsere Kinder ein Recht auf Trauer. Jedes Kind hat ein Recht auf Trauer. Jedes Kind darf trauern wie es will. Es gibt kein richtig und kein falsch. Wir können unsere Kinder vor diesem Schmerz nicht bewahren. Aber wir können ihnen ermöglichen, so zu trauern, wie sie es brauchen und möchten.
Sie dürfen:
- Angst haben
- Fragen stellen
- verschiedene Gefühle gleichzeitig haben
- weinen – müssen es aber nicht
- wütend sein
- schimpfen und brüllen
- schwach sein
- lustig sein
- dinge tun, die ihnen gut tun und sie trösten
- Rettungsringe finden – und vielleicht aufschreiben – was hilft mir, was tut mir gut?
- Ihre Ruhe haben
- immer sagen, dass sie den Verstorbenen lieb haben, ganz egal wann und wo
- sie selbst sein
Kindern kann es leichter fallen, einen eigenen Umgang mit der Trauer zu finden, wenn mit Gefühlen und Gedanken im Zusammenhang mit dem Verlust in der Familie offen umgegangen wird. Es kann helfen, Kinder zu fragen, wie sie sich in der neuen Lebenssituation fühlen, es kann aber auch sein, dass gar keine Antwort darauf kommt. Ganz egal wie, die Kinder fühlen sich wahr und ernst genommen. Hilfreich ist es für alle Familienmitglieder, wenn sie es schaffen, sich gegenseitig in der persönlichen und oft sehr unterschiedlichen Art zu trauern zu respektieren und den Weg, den jeder für sich findet, zu würdigen. Das kann ganz schön anstrengend sein. Aber es bleibt dabei:
Es gibt kein richtig und kein falsch. Weder für uns Eltern noch für unsere Kinder. Eine wichtige Botschaft ist ebenfalls: Du darfst auch fröhlich sein, denn das freut den Lieblingsmenschen immer, ganz gleich wo er jetzt ist.
Und in diesen Situationen ist trauern mit Kindern ziemlich leicht. Nicht unbeschwert, aber die Leichtigkeit die Kinder hier manchmal an den Tag legen, diese kann auch uns Erwachsenen helfen.
Eure
Herzliches Beileid und viel Kraft in dieser Zeit. LG
Mein Beileid und viel Kraft wünsche ich.
Vom Text bin ich sehr beeindruckt, spiegelt er doch viel von dem wider, was ich mir angelesen und durch eine Trauerbegleiterin in Fortbildungen erfahren habe. Praktisch anwenden musste ich es noch nicht. Aber ich gebe es gerne immer und immer weiter, wie wichtig es ist, Kinder einzubeziehen und sie nicht außen vorzulassen.
Lg Claudia
Mein herzliches Beileid!
Ich danke dir gleichzeitig für diesen tollen Text, durch den ich mich gedanklich nun ein wenig mit dem Thema auseinander gesetzt habe. Ich habe mitgenommen wie wichtig es ist, die Kinder sehr mit einzubeziehen.
Mein Papa ist an einem Autounfall gestorben, da war ich selber erst 16. Aber meine Kinder wissen mitllerweile, dass der Opa ,den sie leider nie kennenlernen durften im Himmel ist und auf Sie Acht gibt. Der Tod ist bei uns schon immer ein Thema gewesen und ich finde es wichtig, dass meine Kinder wissen, dass Sie oben im Himmel und unten auf der Erde jeweils einen Opa haben.
Danke für diesen Beitrag