Das erste Jahr gehört dem Baby

Unser Januarwunderist mittlerweile ein Jahr alt. Ein Jahr. Das ist so verrückt. Eigentlich wäre in dieser Woche sein ausgerechneter Entbindungstermin gewesen. Dieses letzte Jahr war extrem anstrengend. Neben der Schwangerschaft, der Geburt und der ersten Zeit danach war das erste Jahr geprägt von Krankenhausaufenthalten, Krankheiten und dem Gefühl: Es ist nicht genug.

Wir mussten als Familie neu zusammenfinden.

Im Rückblick werde ich es mit Sicherheit als anstrengend aber auch ganz wundervoll empfinden. Hormone sei Dank.

Neben all dem anstrengenden, den Sorgen und dem negative, bleiben traumhaft schöne Momente: sas erste Lächeln, Rollen, das erste Mama, das erste Essen,…. Neben diesen größere besonderen Momenten, gab es auch im Alltag ganz viel davon. Die Entwicklungssprünge, die im ersten Lebensjahr eines Menschen ablaufen sind enorm.

Jede Familie kennt diese. Und ich empfinde es immer wieder als ein Wunder, was der menschliche Körper und das Gehirn hier leisten können.Jedes Kind macht diese Schritte in seinem Tempo. Die einen früher, die anderen später.

In diesem ersten Jahr als vierköpfige Familie, gab nicht nur das neue Lebewesen uns immer neue Herausforderungen. Das Leben läuft weiter und auch das Leben des Umfeldes. Wir hatten so viel mit uns zu tun, dass hier leider einiges auf der Strecke blieb. Das tut mir leid. Aber in unserer Situation war überleben und die schönen Momente sehen und festhalten, das Wichtigste.

Sobald wir die äußere Welt zu sehr hereingelassen haben, mit ihrern Wünschen, Sorgen und Problemen, ist unser Gerüst zusammen gebrochen. Wir waren beschäftigt mit atmen. Natürlich ändert die Geburt eines Kindes alles. Alles muss sich neu fügen.

 

Der Chef im Hause Wheelymum war das Januarwunder in diesem ersten Jahr. Es hatte einen schweren Start und wir haben uns dafür entschieden, dass das erste Jahr dem Baby gehört. Die Außenwelt musste warten. Ja, das erste Jahr ist furchtbar anstrengend! Beim Januarwunder war es noch ein ganzes Stück anstrengender als bei Junior. Auch wenn Junior unser High Need Baby war. Ich bin zu einer sehr müden Version von von mir selbst mutiert. Die größten Veränderungen waren nicht nur die körperlichen Veränderungen, sondern auch das Zeitgefühl. Das Gefühl ganz im Moment zu sein. Das Leben verlangte uns alles ab. Ich habe mich zu wenig um andere gekümmert – aber dies hatte Gründe. Der neue Mensch in unserer Mitte stand im Mittelpunkt. Er kannte kein später oder gleich. Seine Bedürfnisse waren jetzt wichtig und sind es heute noch. In diesem Moment – nicht erst später. Ich musste mich ihm anpassen. Seinem Rhythmus und darin meinen finden. Platz für Junior, ein An – kommen zu Hause nach insgesamt fast 5 Monaten Klinik. Wir waren voll ausgelastet und unser Zeitgefühl wurde auf den Kopf gestellt. Er gab den Rhythmus vor und ich musste meinen darin unterbringen. Sonst wären wir untergegangen. Das bedeuete im Umkehrschluss, dass ich meine eigenen Pläne zu gewissen Teilen hinten anstellen musste. Das fiel mir nicht schwer. Aber ich musste auch die Pläne der anderen Menschen, die mir wichtig sind, nach hinten stellen. Weil ich nicht konnte. Weil ich keine Kraft dafür hatte. Weil wir so im hier und Jetzt und mit atmen beschäftigt waren, dass es nicht mehr gab. Es war schlichtweg kein Raum dafür da.

 

Ich wollte mich nicht selbst unter Druck setzten, mit Plänen und Wünschen, mit eigenen Erwartungen. Das hat gut geklappt. Es gab aber auch Erwartungen von Außen, Und diesen wurde ich nicht gerecht. Das muss ich aber auch nicht – denn das erste Jahr gehört dem Baby.

 

Wir haben uns für dieses neue Leben, einen neuen Menschen, entschieden. Das stand bei uns komplett im Vordergrund. Damit wir nicht untergehen, vom Treibsand aufgesaugt werden. Wir mussten atmen und uns um unsere Kinder kümmern. Mehr war nicht möglich. Und doch macht es mich unfassbar glücklich und stolz diese Zeit mit ihnen zu haben. Sie zu begleiten und zu sehen wie der Mensch mit Charakter und Persönlichkeit entsteht. Das Geschenk ein neues Leben annehmen zu können.

Und das gleich zwei Mal.

 

Eure

 

wheelymum

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6 Kommentare

  1. Lydiaswelt

    Resspekt wie Ihr das hinbekommen habt. Und danke, dass Du uns hier auf dem Blog hast daran teilhaben lassen.

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  2. Christoph

    Wow, ich bin gerührt! Wundervoll geschrieben! Ich werde da ganz still mit meinen „Sorgen“
    Liebe Grüße und viel Kraft! Die Frühlingssonne tut bald sicher gut! Christoph

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  3. Rakker

    “Das erste Jahr gehört dem Baby”, so simpel das klingt so toll finde ich die Überlegung. Wir sind auch gerade im ersten Jahr und obwohl der Anspruch von Außen geringer ist als erwartet, fühle ich mich zum Teil doch von unserem Umfeld gedrängt an Veranstaltungen / Treffen teilzunehmen. Erst recht weil wir ja jetzt ein Baby haben.

    Die von dir gelebte Einstellung werde ich hoffentlich auf unser Leben zu übertragen wissen. Aktuell komme ich nur zum arbeiten und am Abend mal kurz dazu das Kind in den Armen zu halten, wenn es bereits Müde ist oder schläft.

    Manchmal habe ich noch den Morgen wenn ich unser Baby zu mir nehme um meine Frau zu entlasten. Das sind die schönsten Stunden in meinem Leben aktuell (die schönsten Minuten sind die wo ich meinen Eltern beim Glücklichsein zusehe wenn sie sich um das Baby kümmern) aber neben Arbeit, Babyalltag und Blogschreiben ist für Freunde, entfernte Verwandte und Co. einfach überhaupt keine Zeit mehr bei uns.

    Ich werde jetzt einfach versuchen das ganze entspannter zu sehen und nach deinem Motto: Dem Baby gehört das erste Jahr zu leben.

    Vielen Dank, Viel Kraft und mach immer weiter Wheelymum

    Liebe Grüße von den Rakkers

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    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      Vielen lieben Dank für deine offenen und ehrlichen Worte.
      Ja, es bleibt viel liegen – du schreibst es selbst ganz intensiv.
      Ich denke dann aber- dieses eie Jahr ist im Verhältnis zu einem Leben gar nicht viel.
      Und dies möchte ich so gut es geht, nutzen.
      Euch alles alles Liebe und viele wundervolle Momente

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  4. Anna Fe

    “Sobald wir die äußere Welt zu sehr hereingelassen haben, mit ihrern Wünschen, Sorgen und Problemen, ist unser Gerüst zusammen gebrochen. Wir waren beschäftigt mit atmen.”
    Das trifft es so gut! Auf einmal ist alles von außen zu viel. Ich wollte/ konnte nicht Mal Musik hören. Alles too much. Danke für den tollen Beitrag!

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    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      Ich denke an euch

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