In katholischen Gegenden sind im November besonders viele Menschen an Friedhöfen anzutreffen. Die beiden Gedenktage: Allerheiligen und Allerseelen sind zu einem Tag verschmolzen, an dem man an die Verstorbenen gedenkt. An manchen Orten gibt es hier auch die sogenannten Seelenlichter.
Ein weitere Brauch ist es, dass Advents – und Weihnachtsdekoration erst nach dem Totensonntag im November hervorgeholte werden soll.
Ihr merkt, das Thema Tod, Sterben und Vergänglichkeit ist im November besonders präsent.
Aus diesem Grund möchte ich den November nutzen, um euch einige Bücher vorzustellen, die zu dem Thema neu bei uns zu finden sind.
Im Buch Wo gehst du hin, Opa?
besucht Emmi ihren Opa im Krankenhaus. Die Mama ist bei ihr dabei und sie erklärt Emmi, dass der Opa sehr krank ist und vielleicht von ihnen geht.
Auf der nächsten Seite sieht man Opa im Krankenhausbett liegen, die Mama sitzt auf dem Bett und Emmi hält den Arm von Opa. Er wirkt schwach und so, als könne er nicht aufstehen. Emmi fragt ihn, wo er denn hingehen wird.
Der Opa flüstert hie zu: „Es ist ein Geheimnis und Abenteuer.“
Emmi will mehr darüber wissen und so erzählt ihr, ihr Opa von unterschiedlichen Möglichkeiten. Immer wenn er eine mögliche Vorstellung von sich, mit Emmi teilt, beginnt er den Satz mit „Vielleicht,….“
Nun werden viele unterschiedliche Dinge angesprochen: Ein helles Licht, ein Ort an dem er seine lieben Verstorbenen wiedersehen kann, in einen paradiesischen Garten, weit weg ins All, in den Himmel als Schutzengel, vielleicht kommt er aber auch als Baum wieder zur Erde, oder dahin wo nichts ist. … Viele unterschiedliche Gedanken werden auf jeweils einer Doppelseite angesprochen. Opa spricht und Emmi macht sich dazu ihre Gedanken. Als sie wieder im Krankenhauszimmer sind, fragt Emmi nochmals nach, warum er überhaupt gehen muss. Und auch hier antwortet Opa sehr einfühlsam, dass er krank und schwach ist und er gar nicht mehr im Krankenhaus bleiben möchte. Auf die Frage ob man ihn besuchen kann, schüttelt Opa den Kopf aber er sagt:
„Aber ich verspreche dir, immer wenn du an mich denkst, bin ich dir ganz nah.“
Emmi und ihre Mama verabschieden sich, mit Tränen in den Augen. Auf der letzten Seite sieht man Emmi mit ihrer Mama auf dem Friedhof. Die beiden unterhalten sich und denken an Opas versprechen.
Ich finde die Bilder sehr freundlich und hell gehalten, ebenso sehr detailreich. Das ermöglicht auch das Buch ohne großen Text gemeinsam zu lesen und die eigenen Gedanken und Vorstellungen mit aufzugreifen. Ein schönes Bilderbuch, das behutsam und offen mit einem schweren Thema umgeht.
Brigitte Endres, Marc – Alexander Schulze
Aracari Verlag
14. Auflage 2022
Für immer anders
Das Hausbuch für Familien in Zeiten der Trauer und des Abschieds
„Kinder in Trauerzeiten zu beschützen, heißt nicht, sie vor traurigem zu bewahren, sondern sie zu begleiten. Und sie zu unterstützen, einen eigenen Ausdruck für ihre Gefühle zu finden“ S. 6
Dass dies anstrengend ist, vielleicht auch gerade in einer Zeit in der man selbst trauert, ist nicht zu verleugnen. Doch oft fehlt uns auch einfach Wissen, was denn möglich wäre. Hierfür kann ich dieses Handbuch nur wärmstes empfehlen. Es macht die Trauer nicht leichter oder angenehmer, aber es gibt einem Möglichkeiten und Ideen für Zeiten, in denen der Kopf gerade mit ganz anderen Dingen beschäftigt ist, um einen Umgang damit zu finden – und damit die Grundlage für Trauerarbeit und Bewältigungsstrategien zu schaffen.
Im ersten Teil des Buches werden verschiedene Beispiele genannt, wie wir dem Tod (im Alltag) begegnen und wo unsere Kinder bereits Abschiede und Vergänglichkeit erleben. Im nächsten Kapitel geht es darum, wie wir mit Kindern über den Tod sprechen können und welche kognitiven Voraussetzungen und Vorstellungen in den unterschiedlichen Lebensjahren dominieren. In Schaukästen werden die wichtigsten Infos auch noch einmal zusammengefasst.
Danach geht es ganz praktisch darum, was nach dem Tod die ersten Schritte sind und welche Abschiedsrituale es gibt. Eine Art kleiner Leit(d)faden geben die wichtigsten Fragen rund um den Tod. Hier geht es um: Wann und wie spreche ich mit meinem Kind , welche Reaktionen sind möglich, darf ich einen Sarg bemalen und wie kann die Beerdigung mitgestaltet werden. Neben theoretischen Hintergründen finden sich auch ganz praktische Hinweise.
Warum können Hoffnungsbilder wichtig sein und wie können wir mit (unterschiedlichen) Glaubensfragen umgehen?
Auf all das und noch mehr wird hier eingegangen
Im nächsten Kapitel geht es nun um unterschiedlichste Traueranlässe – vom Tod der Großeltern, über Geschwister bis zum Elternteil. Auch Themen wie Totgeburt, Suizid, Haustier und Abschied durch Scheidung haben hier einen Platz. Zu jedem dieser Themen gibt es dann noch weitere Literaturtipps.
Welche Trauerreaktionen gibt es und wie gehe ich damit um – dieses im neuen Alltag so unsagbar wichtige Thema hat ebenfalls ein eigenes Kapitel, bevor es dann um praktische und kreative Ideen geht, wie wie mit der Trauer leben lernen können. Welche Besonderheiten gibt es im Jahreskreis – wo können wir eine Verbindung zum Verstorbenen herstellen.
Das Schlusswort ist mein persönliches Highlight und die umfassende Literaturliste nach Themen sortiert, mag ich ebenfalls sehr, sehr gerne.
Mechthild Schroeter – Rupieper
Patmos Verlag
überarbeitete Neuauflage
Anne und Pfirsich
Die Buchreihe von Anne und Pfirsich habe ich schon auf Instagram vorgestellt – doch sie muss auch unbedingt hier auf dem Blog festgehalten werden.
In ruhigen aber warmherzigen und einmaligen Bildern wird in den Büchern von Anne und ihrer Oma erzählt. Oma Pfirsich, nennt Anne sie. Denn ganz häufig beginnt die Oma ihre Sätze mit den Worten: „Anundfürsich,….“ und daraus macht Anne „Anne und Pfirsich“ aber auch, weil die Haut ihrer Oma so gut nach Pfirsich riecht. Die beiden sammeln schöne Wörter und gemeinsame Momente. Schöne Wörter sind zum Beispiel: anschmiegen oder wahrlich. Im ersten Buch führen die beiden ein Gespräch, das gar nicht so einfach ist. Oma erzählt Anne von ihrem Lichtergarten – ihrem inneren Garten, der Seele und den schönen Dingen auf der Welt. In diesem Lichtergarten ist sie auch zum Anfang des Buches, als Anne gerade die Oma besucht. In den eigenen Lichtergarten, geht die Oma oft, wenn es ihr nicht so gut geht – denn hier ist sie unverletzlich und findet Geborgenheit und Trost. Im Buch zeigt Oma Pfirsich Anne einen Weg, ihren eignen Lichtergarten zu finden.
Dieses Buch ist ein wenig die Grundlage für die beiden weiteren, aber ist keine Vorraussetzung um die anderen lesen zu können. Im zweiten Buch ist es Herbst und Anne besucht wieder ihre Oma. Anne weiß, dass die Oma bald sterben wird und sie macht sich Sorgen. Aber sie hat auch noch so viele Fragen. Oma Pfirsich hat Anne einen Brief geschrieben, für die Zeit in der sie nicht mehr hier sein wird. Im Buch stellt Anne immer wieder Fragen und Antworten. Doch nicht alle Antworten sind konkret: „ So ist das mit dem Sterben – wir können es uns nicht vorstellen….. Alles verwandelt sich, immerzu.“ Die Gespräche werden philosophisch geführt und jede Frage ernst genommen. Vergleiche zur Natur geschaffen und liebevoll illustriert.
„Mutig zu sein, heißt ja nicht, dass man keine Angst hat.“
Am Ende machen die beiden eine Zauber – Zitronen – Lachlimonade und schauen den tanzenden Herbstblättern zu. Das Buch ist eine Hommage an das Leben und die Natur und bietet uns allen die Möglichkeit Fragen zu stellen und das schöne im Leben zu sehen. Im letzten Buch ist Oma Pfirsich gestorben. Doch zum Abschied, hat sie ihr ein Büchlein geschrieben. Ein Buch voll mit der Zauberwörtersammlung der beiden, gemeinsame Erinnerungen und Wünsche. Durch das Buch führen nun die Zauberwörter und zu jedem Wort gibt es eine kleine Geschichte, ein Wunsch oder eine Lebensweisheit, ein Gebet oder ein Bezug zur Natur. Dieses Buch ist der wundersame Abschluss der Buchreihe – so viel mehr als ein Bilder – oder Torostbuch. Eine Erinnerungsschatzkiste, die uns Mut macht, selbst Rituale zu finden, um den Abschied irgendwann tröstlichen Gedanken zu teilen.
Anna und Pfirsich
- Wo unsere Seele zu Hause istüberarbeitet Neuauflage 2020
- Mit dem Leben tanzen1. Auflage 2019
- Wenn der Himmel leuchtet1. Auflage 2020
Sohelya Sadr
Paulinus Verlag