Attachment Partenting – Selbstfürsorge und eine kranke Mama, wie soll das gehen?

Es ist aktuell das Thema bei den Elternbloggern: Attachment Parenting und der sogenannte Mama Burn Out. Dahinter steckt die merkwürdige These, dass ich, sobald ich die Bedürfnisse meines Kindes erfülle, auf meine eigenen Bedürfnisse verzichte und ich – als Mutter – dadurch immer wieder über meine Grenzen gehe.

Aber warum soll das so sein? Wir kennen bestimmt alle Situationen in denen uns unser Baby nicht schlafen lässt, es weint und wir denken – ich kann nicht mehr. Aber was soll man tun? Was ist die Alternative? Sein kleines Baby alleine lassen? Nein. Wir gehen über unsere physischen und körperlichen Grenzen. So lange unsere Kinder klein sind, ist es ganz natürlich, dass wir uns um sie und ihre Bedürfnisse kümmern. Unsere Körper können für eine gewisse Zeit, mehr leisten als wir denken.

Ich lese von einer Krankenschwester, die Eltern auf der Entbindungsstation begleitet. Sie sagt, die wenigsten Mamas können direkt nach einem Kaiserschnitt aufstehen. Aber die meisten Mamas, deren Kinder auf der Frühchenintensivstation, getrennt von ihnen liegen, schaffen das. Egal ob Kaiserschnitt oder nicht. Sie mobilisieren Kräfte von denen niemand wusste, dass es sie gibt. Aber warum soll es normal sein, die Bedürfnisse eines Säuglinges zu befriedigen und ab dem esrten Jahr soll das aufhören? Das kann doch nicht richtig sein, doer?

Natürlich kann man nicht immer über seine Grenzen und Bedürfnisse leben und hinweg sehen. Man muss auf sich selbst achten und sich schützen, um für die ganze Familie da zu sein. Das ist nicht nur bei der Mama so, sondern auch beim Papa. Entlastung in den unterschiedlichsten Formen kann helfe:

  • Sie gegenseitig entlasten und dem Partner zu Ruhepausen verhelfen
  • Ordnung und Sauberkeit nicht immer an erster Stelle zu sehen
  • Ein schnelles Mittagessen oder etwas vom Lieferdienst
  • Freunde, Bekannte, die einem unter die Arme greifen
  • Austausch mit anderen
  • Hilfe von außen: Familienberatung, Haushaltshilfe usw.

 

Natürlich löst dies das Problem nicht von Grund auf. Aber wo genau liegt denn das Problem eigentlich. Gibt es ein Problem?

Was bedeutet Attachment Parenting ?

Laut Wikipedia ist dies folgendes:

Unter Attachment Parenting (kurz oft: AP; engl. für „Bindungserziehung“; deutsch auch: Bindungsorienttiere Erziehung, Bedürfnisorientierte Erziehung) versteht man eine Erziehungslehre, deren Methoden darauf ausgerichtet sind, die Mutter-Kind-Bindung dadurch methodisch zu fördern, dass die Mutter sich dem Kind gegenüber nicht nur maximal responsiv verhält, also möglichst auf die Signale des Säuglings reagiert, sondern auch möglichst viel Zeit in enger körperlicher Nähe mit dem Kind verbringt.[1] Der Begriff „Attachment Parenting“ stammt von dem amerikanischen Kinderarzt William Sears, der bis heute auch der bedeutendste Vertreter der Lehre ist.

 

Bei mir persönlich stößt diese Definition bereits auf inneren Widerstand – auch wenn ich weiß, dass sie nach Sears, so verstanden wird. Ich bin mir auch nicht sicher ob ich und wir wirklich diese „Erziehungslehre“ zu Hause umsetzten. Denn ich möchte mich hier nicht festlegen, auf einen bestimmt Weg oder eine Lehre, deren man dogmatisch folgen muss.

 

Für mich steht die Bindung zum Kind immer im Vordergrund. Und diese bindungsorientierte Erziehung gibt dem Kind Sicherheit. Sicherheit dass die Eltern da sind, es lieben und es immer unterstützen werden. Dem Kind wird auf Augenhöhe begegnet. Es wird als Mensch gesehen, angenommen und ernstgenommern. Ich unterscheide sehr wohl zwischen Bedürfnissen und Wünschen. Denn das ist mit Sicherheit nicht das selbe.

Einen sehr informativen Text – auch zu den Hintergründen – findet ihr bei Susanne, die dazu eine Art Blogparade gestartet hat. Hier gibt es auch sehr viele weiteren Texte zurm Thema Selbstfürsorge.

Auch ich kenne Mütter die bis zur Selbstaufgabe alles für ihr Kind tun und sich selbst dabei leider vergessen. Man merkt nach einer gewissen Zeit aber auch, dass sich dies auf die Kinder überträgt. Kinder sind so feinfühlig, sie spüren, wenn es uns nicht gut geht. Hier helfen aber keine Verurteilungen sondern vielmehr die Frage: Wie kann ich dir helfen? Was kann ich euch gutes tun?

 

Was dies alles mit mir, mit uns und meiner Krankheit zu tun hat?

Vielleicht nichts, vielleicht aber auch sehr viel. Ich bin eine Mama mit chronischer Krankheit und Behinderung. Ich muss auf mich achten und meine Grenzen kennen und einhalten. Zumindest meistens. Ich kann nicht über einen längeren Zeitraum darüber hinaus gehen, ohne dass dies körperliche Auswirkungen hat. Und das war bereits im Babyalter von Junior so. Wir hatten/haben ein Familienbett. Aber nicht weil es einem „Konzept“ entspricht, sondern schlichtweg, weil es für uns die einfachste und angenehmste Lösung als Familie war. Ja, ich habe gestillt. Leider nicht ausschließlich, denn immer wieder musste ich einen Teil meiner Milch abpumpen und verwerfen. Immer dann, wenn die Gefahr bestand, dass Schmerzmittel in ihr seien. Aber wir haben auch hier unseren eigenen Weg gefunden. Ich stillte, wann immer es ging und der Herzmann gab Junior liebevoll die Falsche. Die beiden hatten ihre festen Zeiten und konnten so unheimlich viel Nähe zueinander aufbauen. Ich schlief in dieser Zeit – später Abend – und sammelte so Kraft für die restliche Nacht ab ca. 24 Uhr. Es war für uns als Familie genau der richtige Weg. Wir haben alle auf uns geachtet und so konnten wir uns gegenseitig unterstützen und immer in Beziehung bleiben.

 

Jeder hat eigene Bedürfnisse, wir dürfen und müssen uns trauen diese zu äußern. Unseren Kindern geht es dadurch nicht schlechter. Im Gegenteil. Wenn wir in einer guten Beziehung zueinander sind, dann ist Rücksichtnahme auch für Kleinkinder schon möglich. Ohne dass sie sich zurück gesetzt fühlen. Nach meinen Erfahrungen ist eher genau das Gegenteil der Fall. Weil Junior es kennt dass man auf seine Bedürfnisse eingeht und diese erfüllt werden, kann er sich viel leichter in andere hineinversetzten udn auch einen Moment zurück stecken oder andere Lösungen suchen.

Dieses Verhalten zieht Kreise. Unser Vorleben zieht Kreise.

 

Vielleicht habe ich hier tatsächlich den „Vorteil“ eines kranken Körpers. Ein Stopp ist ein Stopp. Und das ist mit Sicherheit nicht immer leicht. Auch ich hadere und Junior tut mir auch leid. Aber dann, spüre ich, wie feinfühlig und empathisch Junior mit der Situation umgeht. Und das nicht nur bei mir oder zu Hause. Nein, auch im Umgang mit anderen. Er kann sich in andere einfühlen, Beziehungen aufbauen und die Bedürfnisse der anderen erkennen. Ich habe nicht das Ziel, alles schelchte und negative von ihm fern zu halten. Vielmehr ist es mir wichtig, dass er lernt mit diesen Dingen umzugehen.

 

Und das ist eigentlich das Ziel unserer Erziehung:

Unser Kind auf dem Weg zu einem selbständigen, glücklichen und empathischen Menschen zu begleiten.

Und dafür gibt es für uns keine Alternative als Beziehung und Erziehung auf Augenhöhe. In einem Rahmen in dem alle ihre Bedürfnisse äußern und erfüllt bekommen können.

Wie seht ihr das?

 

Eure

wheelymum

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2 Kommentare

  1. Fujolan

    Ganz was anderes: sag mal, wäre es nicht etwas für dich/euch eine Webcam unten/ im Garten zu haben? So kannst du zuschauen bzw. Über Skype dabei sein.

    Antworten
  2. Pingback: Eltern mit Behinderungen: Was wollt ihr wissen? Bitte fragt - Wheelymum

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