(Kinder-) Bücher zur Krankheit Depression

In der Blogreihe Eltern mit Behinderungen oder Krankheiten möchte ich, in der Bücherwoche einige Bücher zum Thema Depression vorstellen. Auch ich hatte eine depressive Phase und eine sogenannte Anpassungsstörung. Aber Depressionen sind mir auch im familiären Umfeld bekannt. Und ich kenne viele Blogger, die ebenfalls diese Krankheit haben.

 

Bei der Recherche zu dem Thema kamen mir immer mehr Bücher vor die Augen. Bücher die ich unbedingt lesen möchte. Bücher, die Kindern erklären, was passiert, wenn ein Elternteil diese Krankheit hat. Ich finde es so wichtig, dass es diese Bücher gibt und ich wünsche mir, dass es noch mehr Kinderbücher gibt, in denen die Krankheit eines Elternteils nicht verschwiegen wird.

Auch hier wurden mir alle Bücher zur Rezension zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür.

 

Für die ganz Kleinen

 

Warum ist Mama traurig? *

Ist ein kleines Taschenbuch mit Klebebindung. Aus der Sicht des kleinen Lämmchens Lilli wird zunächst das Leben mit Mama (Papa, lebt auf einer anderen Weide) in einfachen und sehr kurzen Sätzen geschildert. Die Farben sind hell und die Sonne scheint.

Eines Tages ist Mama ganz anders. Sie ist traurig, Müde und spricht kaum noch.

Ganz deutlich wird der zweite Teil, farblich viel dunkler gestaltet. Die Mimik verändert sich und die Wolken sind schwarz. Die Sonne verschwindet. Die Oma von Lillis Freund Paul geht mit der Mama zum Arzt und erklärt auch Lilli,

dass Mamas Krankheit Depression heißt. Das ist eine seelische Krankheit, die man nicht sehen kann, sondern nur spüren.

Lillis Mama geht in ein Krankenhaus und kommt danach gesund wieder. Am Ende der Geschichte strahlen die Farben, die Mimik und die Sonne.

Es ist mit Sicherheit kein allumfassendes Buch. Nach meiner Meinung hat aber bereits die Farbgebung einen großen Anteil am Verstehen des Inhaltes – auch bereits für kleinere Kinder. Einfache Sprache und ein gutes Ende, ermöglichen mit diesem Büchlein vielleicht den Einstieg in die Thematik.

Neben dem ‘Kinderteil’ sind am Ende des Buches weiterführende Informationen für Eltern und alle anderen Personen, die mit betroffenen Kindern arbeiten. Hier erfährt man, wie man mit Kindern über dieses schwierige Thema sprechen kann, wie bestimmte psychische Erkrankungen kindgerecht beschrieben werden können und ab wann mit Kindern über die Erkrankung der Eltern gesprochen werden kann.

 

Ab 5 Jahren

ZiegenHundeKrähenMama: …oder: Was ist mit Mama los?

ist ein Bilderbuch aus dem Atlantis Verlag. Die Schweizer Autorin Katharina Tarnen erzählt die Geschichte zu einem schweren Thema: Laute Lotte und Kleiner Paul sind verwirrt. Gerade noch war Mama topfit, und jetzt liegt sie nur noch auf dem Sofa, starrt Löcher in die Luft und meckert herum. «Wie eine Ziege!», denken die Kinder. Sie versuchen die Mama aus dem Ziegen-Status zu holen. Doch Mama mag nicht. Mama kann nicht. Mehr noch: Sie verwandelt sich weiter, von der meckernden Ziege in einen bellenden Hund und später in eine krächzende Krähe.

Lotte und Paul turnen derweil herum, reißen sich an den Haaren, spielen und schreien.Wenn Papa nach Hause kommt versucht er die Kinder zu ermutigen, sich zu vertragen: „Mama fühlt sich nicht wohl.“ Fühlt sich nicht wohl? Wunderten sich Laute Lotte und kleiner Paul. Sie bellt wie ein bissiger Hund.“

Bis Mamas Krankheit sich auch auf sie auswirkt: Sie werden traurig, plötzlich fängt es im Haus an zu schneien, und die beiden Geschwister verirren sich in den Schneemassen. Papa kommt nach Hause, aber sie hören ihn nicht mehr, immer weiter wandern sie in den Schnee hinein. Die Geschichte nimmt eine Wendung und am Ende verwandelt sich Mama wieder zurück.

 

Es wird hier weniger erklärt als in den anderen Büchern. Aber vielleicht ist auch genau das, was mir hier fehlt, der Schlüssel, um die Kinder abzuholen und ohne den Pädagogisch . Moralischen Zeigefinger, eine Geschichte über solch ein schweres Thema zu erzählen. Die Illustrationen passen zum Text. Leider entsprechen sie einfach nicht meinem persönlichen Geschmack. Aber das macht nichts, denn es ist kein Buch für mich, es ist ein Buch für Kinder. Ich mag die Bilder von Lihie Jacob und ihren Stil meistens. Hier ist es mir persönlich einfach etwas zu durcheinander. Aber was ist in einer Depression, schon klar und gerade.

ZiegenHundeKrähenMama

ist ein Bilderbuch auf das man sich einlassen muss und das kann Kindern sehr gut gelingen

 

Für junge Schulkinder

Sonnige Traurigtage*

von Shirin Homeier ist ein Kinderfachbuch für Kinder psychisch kranker Eltern. So wird es zumindest betitelt. Auch dem Cover erkennt man wieder die Symbolik der Sonne und der dunklen Regenwolken. Das Buch ist dreigeteilt. Der erste Teil des Buches ist eine Art Bilderbuch für Schulkinder. Mit bunten Bildern wird die Geschichte von Mona und ihrer Mama erzählt. Es gibt Tage, da geht es Mama gut die sogenannten Sonnentage. An anderen Tagen, kann ihre Mama kaum aufstehen, um ihr die Tür aufzumachen. Überall liegen Sachen herum und es ist nichts zu Essen da. Hier kümmert sich Mona um ihre Mama oder versteckt sich in ihrer Höhle. Hier sammelt sie Mut. Auch den Mut für die Schule, denn hier kommt sie zu spät und kann sich kaum konzentrieren. Ihre Lehrerin greift das Thema auf und wird so der Ansprechpartner.

Es ist kein Bilderbuch, welches man einfach mal so lesen sollte. Viel Text macht den Ernst der Situation deutlich.

Der zweite Teil des Buches, ist der Ratgeberteil für Kinder. Auch hier sieht man Mona wieder. Sie spricht die lesenden Kinder direkt an. Das schaffte einen guten Bezug und ein verstanden werden. Die Texte werden länger, die Bilder kleiner und sie untermalen die Texte jetzt eher, als dass sie für sich stehen. In diesem Buchteil, erzählt Mona selbst, wie es weiterging. Sie erklärt körperliche und psychische Krankheiten und was ihr der Arzt darüber gesagt hat

Ich finde das alles ganz schön merkwürdig und auch ein wenig unheimlich. Geht es die auch so?

Hast du so etwas ähnliches schon einmal bei deiner Mama oder deinem Papa beobachtet? Schreib doch mal auf:

Es werden auch die Ängste und Selbstzweifel, aufgegriffen, Mona erklärt, wer Betroffenen helfen kann und wo so eine solche Hilfe geleistet wird. Ich finde den Text darüber wer auch Mona geholfen hat, als sehr wichtig. Aber auch persönliche Schuldgefühle, das Ärgern anderer Kinder und die Angst vor einer Ansteckung  thematisiert Mona.

Die Erklärungen sind angedeutet und ermöglichen jedem Kind die – für sich relevanten Themen, herauszunehmen ohne es mit anderen Informationen zu überfordern.

Im letzten Buchteil ist ein Ratgeber für Eltern und andere Bezugspersonen eingebracht. Dieser hilfreich, öffnet Perspektiven, nimmt die Situation als solche ernst, und zeigt aber auch Wege nach vorne. Als Möglichkeiten nicht als ultimative Lösungen.

Beim Lesen der Geschichte dachte ich immer wieder, wo ist denn nur der Papa von Mona. Im Ratgeberteil wird erklärt, dass Kinder von Eltern mit einem depressiven Elternteil, häufig in getrennten Familien leben. Ich erlebe dies hier schlichtweg anders. Und ich erlebe auch, dass sich nicht nur das erkrankte Elternteil verändert sondern auch das andere – auf Grund der großen Belastung. Dadurch können weitere Schuldgefühle und Verlustängste entstehen.

 

Die Botschaft ist klar und wichtig:

Kinder haben ein Recht darauf, es sich trotz der elterlichen Erkrankung gut gehen zu lassen.

Und diese soll man in die Welt hinaus tragen.

Shirin Homeier hat sich eine der schwierigsten Aufgaben herangewagt: Erwachsenenthemen kindgerecht zu erklären. Dieses Buch ist 2006 erschienen und schloss damals eine Lücke. Mittlerweile ist es in er 6. Auflage erschienen.

 

 

Für Erwachsene

Als die schwarze Dame kam.

ist das Buch von Karla Heinrich. Auch hier geht es um Depressionen. Die Autorin hat selbst eine Depression und war in klinischer Behandlung. Was tut man, wenn einem die Worte fehlen? Frau Heinrich ist Journalistin und freie Texterin. Während der Depression hatte sie keine Worte für das Erlebte. Sie begann zu zeichnen. So entsandt dieses Tagebuch einer Depression. Es enthält viele Zeichnungen und Bilder – die meisten sind dunkel gehalten. Das Bild indem die Depression verarbeitet wurde ist die Schwarze Dame. Depressionen mit dunklen Farben dazustellen, ist nicht unüblich und allgemein verständlich. So kann ich mir vorstellen, dass viele Menschen, genau von diesen Zeichnungen sich angesprochen und verstanden fühlen. Nach ca. 4 Wochen wirkten die antidepressiven Medikamente und die Zeichnungen endeten. Ich empfinde die Zeichnungen als sehr gelungen und die kurzen, ergänzenden Sätze in weiß geschrieben, runden dieses Gesamtpaket für mich ab. So endet das Buch auch positiv:

Ein Tag der guten Nachrichten.

Es wird langsam heller.

 

Die Möglichkeit seine Gefühle in Bildform auszudrücken – ohne richtig oder falsch – empfinde ich, auch aus persönlicher Erfahrung, als sehr wertvoll.

 

 

In erster Linie für Erwachsene, welches aber zudem auch Texte für Kinder enthält ist das Buch aus dem Kösel – Verlag

Was ist bloß mit Mama los? Wenn Eltern in seelische Krisen geraten.

Mit Kindern über Angst, Depression, Stress und Trauma sprechen

von Karen Glistrup. Von ihr stammt auch das Buch Sag mir die Wahrheit. Sie lebt und arbeitet als Sozialarbeiterin und Paar – und Familientherapeutin in Dänemark. Im Buch gibt es zwei Vorworte, das erste von Jesper Juul (eines seiner Bücher habe ich hier vorgestellt) und von der Schirmherrin des Psychiatrie – Fonds Kronprinzessin Mary von Dänemark.

Wie bereits erwähnt ist das Buch ein Buch für Erwachsene. Jede Doppelseite des Buches hat eine bestimmte Themenüberschrift. Auf der linken Seite ist eine Zeichnung dazu mit einem kurzen Text. Auf der rechten Seite wird zum Thema etwas erklärt oder erzählt, dabei gibt es eine Spalte für Kinder und eine für Erwachsene oder ältere Kinder.

Auch hier werden Krankheit, Entstehung und Therapie und Hilfeangebote dargestellt. Es wird von der Sucht und von Wochenbettdepression gesprochen – viele unterschiedliche Arten werden angerissen. Auch hier ist die Botschaft: Es ist niemals die Schuld der Kinder!

In diesem Buch werden viele unterschiedliche Bereiche angerissen. Es ist kein Fachbuch und wer von einem Bereich nähere Infos möchte, benötigt weitere Literatur. Vielmehr ist hier der Sinn zu zeigen, wie unterschiedlich die Krankheit sein kann und das viele davon betroffen sind. Es ist ein Buch, das wenig Sachwissen vermittelt, dafür aber ganz, ganz viel Gefühl. Die Gefühle des Kranken. und die der Kinder in der Familie. Es wird deutlich gemacht, dass psychische Krankheiten häufig vorkommen und nur weil kaum jemand darüber spricht, für die Betroffenen und ihre Familien der Eindruck entsteht, sie wären allein mit ihrem Problem.

Es ist klar gegliedert und wirkt auf mich nicht überladen. Das mag ich sehr daran.

 

 

Es gibt mit Sicherheit noch mehr Bücher zu dem Thema. Ich wollte euch heute lediglich einen kleinen Einblick geben. Bei mir zu Hause gibt es viele Bücher aus dem Kösel und Atlantik – Verlag. Im Rahmen der Bücherwoche habe ich den Mabuse – Verlag, für mich neu entdeckt. Das Spektrum ist breit und spricht mich sehr an: Bücher für starke Kinder, Erfahrungsberichte, Schwangerschaft und Geburt, Alter, Demenz, Behinderung und Gesundheit und Politik. Vielleicht euch ja auch?

 

 

Oder habt ihr noch andere Buchtipps zu dem Thema?

Oder selbst eine psychische Erkrankung und vielleicht Lust hier einen Beitrag zu schreiben?

Gerne auch anonym? Dann meldet euch gerne unter wheelymum08@web.de

Eure

wheelymum

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4 Kommentare

  1. Lydiaswelt

    Danke für die Zusammenstellung. Interessant wäre jetzt noch ob es diese Bücher auch als Kindle E-Book oder so gibt. Vor allem für blinde ist diese Information interessant. 🙂

    Antworten
    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      Danke für deinen Hinweis. Deine Informationen sind sehr hilfreich für mich.

      Antworten
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