geschrieben am 18 Dez. 2015
Kennt ihr die Geschichte vom „träumenden Delphin“? Dieser schwimmt gegen den Strom und folgt seinen Träumen. Er fasst seinen Mut zusammen und verlässt das sichere Riff, um die perfekte Welle zu finden.
Vor zwei Jahren habe ich die Geschichte der „Rückker des träumenden Delphins“ gelesen. Hier wird der träumede Delphin Papa und hat zunächst Angst davor. Er hat Angst seine Freiheit zu verlieren und braucht Zeit sich seiner Verantwortung bewusst zu werden. Er spürt, dass er seine Freitheit und seine Bedrüfnisse, nicht aufgibt sondern nur für eine Weile hinten anstellt.
Frau Camailion hat zu fast dem selben Thema eine Blogparade gestartet.
Eltern in der (Auf)-Opferungsrolle – elterliche Grenzen vs. kindliche Bedürfnisbefriedigung
Ein sehr interessantes Thema wie ich finde. Muss man am Eltern immer die eigenen Bedürfnisse zurückstellen? Oder aus einem anderen Blickwinkel betrachtet: Warum sollten meine Bedürfnis wichtiger sein, als die Kindes? Ein schwieriges Thema, von dem man sich nur wünsche Kann, dass wir viele Einblicke erhalten und voneinander lernen können.
Meine Ansicht ist eigentlich ganz klar:
Mein Kind ist das Wichtigste auf der Welt. Immer. Und genau deswegen soll es ihm so gut wie möglich gehen. Damit ich dies gewährleisten kann, muss es mir (soweit es geht) gut gehen und genau aus diesem Grund, muss ich MEINE Bedürfnisse auch befriedigen. Spätestens dann, wenn ich sonst keine Kraft mehr für mein Kind habe.
Was sich in der Thearie so einfach anhört, kann im wahren Leben natürlich viel schwieriger sein.
Es ist eine heilige Kuh (oder hier vielleicht auch der Delphin) , die zum Schlachter geführt wird. Ich bin immer für mein Kind da. Immer!!! Ich verzichte auf vieles und das beginnt bereits mit der Schwangerschaft. Diesen Verzicht nehme ich aber nicht als solchen wahr. Ich hinterfarge das nicht, denn ich will das Beste für mein Kind. Die Proiritäten haben sich verschoben. Manchmal langsam und leise und manchmal knall auf Fall. Das kleine Wesen, dem ich das Leben schenken durfte, braucht mich. Kinder und vor allem Babies, halten sich nicht an Pläne und Vorstellungen. Sie sind da. Bei uns. Und darüber bin ich sehr dankbar. Ein Kind, das frisch auf unsere Welt kam, ist eine eigene Persönlichkeit und in dem Moment so hilflos. Es stand für mich außer Frage, immer für meinen Sohn da zu sein und ihm seine Bedürfnisse so gut es ging zu erfüllen. (Dadaurch das er ein Frühchen war, konnte ich dies leider nicht immer zu 1000%). Ein GANZ wichtiger Punkt für mich ist aber der: Ich bin damit nicht alleine. Auch mein Mann, der Papa von Junior, möchte ihm diese Grundbedürfnisse erfüllen. Wir sind beide seine Eltern und wir sind immer für unser Kind da. Genau dadurch können wir uns aber auch gegenseitige Freiräume schaffen und uns unterstützen.
Ich habe meinen Frieden damit gemacht, dass ich mein Bestes für ihn in dieser Zeit gab – auch wenn es nicht so viel war, wie ich gerne getan hätte. Leider war das auch nach sener Entlassung hin und wieder noch so. Und ja, es ist auch heute noch so.
Ich bin immer für mein Kind da. So gut es eben geht. Mit meinen Ressourcen und im Rahmen meiner Möglichkeiten. Als Junior noch ein Baby war, hatte er sehr große Anpassungsstörungen und war ein sogenanntes High – Need – Kind. Abend für Abend haben wir gemeinsam als Eltern versucht, ihn in den Schlaf zu begleiten. Drei – Monats – Koliken und vieles mehr haben das noch weiter erschwert. Er kam, tags – und nachts alle 2 Stunden zum Stillen. Dazwischen musste er viel weinen. Und hierbei war es egal, was wir versucht haben.
Irgendwann kam der Punkt an dem ich nicht mehr konnte. Ich musste schlafen. Ich musste schlafen um dann wieder für ihn da zu sein. Ich musste schlafen um Kraft zu tanken. Und ich musste schlafen, damit ich dieses Weinen und Schreien, das mir mein Herz zerrissen hat, für einen Moment einfach nicht mehr hören musste. So habe ich ihn gestillt und danach Milch abgepumpt. (Auf der Frühchenstation, bekam er die ersten 3 Wochen nur abgepumpte Milch, da ich zu dieser Zeit noch nicht anlegen durfte bzw. konnte. Das hatte den Vorteil, dass er später Flasche und Brust gut annahm * Glück gehabt).
Ich war so erschöpft, dass ich danach noch nicht einmal mehr duschen ging, obwohl ich mir das so gewünscht hatte. Ich musste schlafen.
Unser weinender Sohn blieb bei seinem Papa. By the way: Er weinte so viel, egal ob bei ihm oder bei mir.
Und dann habe ich geschlafen. Bis um 2 Uhr nachts. Junior hat mich geweckt, ich habe ihn angelegt, gestillt, wir haben gekuschelt und sind dann zusammen wieder eingeschlafen. Was sich jetzt hart und kaltherzig anhören mag, war reiner Selbstschutz. Ich spürte, dass ich mit meiner Kraft am Ende bin. Und dann komme ICH. Ja, dann komme ich und meine Grundbedürfnisse, auch einmal vor meinem Kind.
Am nächsten Tag fühlte ich mich wie ein neuer Mensch. Es war mit Abstand einer der besten Entscheidungen die ich getroffen habe. Am nächsten Abend konnte ich gelassen wach bleiben. Wenn ich bemerkt habe, dass meine Kraftreserven zu Ende gehen, haben wir unsere Abende wieder so gestaltet.
Das Ganze liegt nun fast 2 Jahre hinter mir. Damals ist mir dieser Schritt sehr schwer gefallen. Heute weiß ich, dass er für mich der richtige war. Auch wenn ich heute merke, dass meine Grenzen erreicht sind und ich mich zuerst um mich selbst kümmern muss. Durch meine Schmerzen und meine Behinderung ist dies leider oft der Fall. Auch die Fatigue, das so genannte Erschöpfungs- oder Müdigkeitssyndrom zuschlägt, geht manchmal einfach nichts mehr. Mir tut das in diesem Moment für Junior sehr leid. Manchmal hasse ich mich auch dafür. Diese Woche habe ich dazu einen Brief für meinen Sohn geschrieben. Aber ich weiß:
Ich muss auf mich achten, um dann für ihn da sein zu können. Nur so schaffen wir unseren Alltag und unser Leben als Familie.
Für alle Eltern ist das wohl so eine heilige Kuh oder der heilige Delphin. Aber es gibt so viele heilige Kühe: Stillen oder nicht. Impfen oder nicht, arbeiten oder zu Hause bleiben, ….. jeder muss für sich seinen Weg finden. Und manchmal kann das eben auch einer sein, der von seinen eigenen Vorstellungen oder Anspruchsdenken abweicht oder ein paar Kurven mehr in eine andere Richtung macht, als vorher geplant, bis er gerade aus auf das Ziel hinführt.
Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade von Frau Chamailion