2. Bücherwoche: Doris Verlag

Erstellt am 01. Juli 2016

Spezialisiert auf Bücher von, für und über Menschen mit Behinderungen hat sich  der Doris – Verlag.  Wie es dazu kam, wird euch die Verlagsinhaberin noch selbst im Interview berichten. zunächst einmal möchte ich  euch drei Bücher vorstellen, die mir von Doris zur Verfügung gestellt wurden. Vielen dank dafür.

Das erste Buch ist ein klassisches Kinderbuch

Troll Faxi und sein Stuhl mit Rädern

Mit einer unglaublich liebevollen und detailreichen Erzählweise, werden die Leser mitgenommen ins Reich der Trolle. Der Erzähler spricht in der Ich – Form und kann manchmal die Trolle beobachten. Mit sehr viel liebe zum Detail werden diese und ihre Lebensweise beschreiben. Darunter ist auch der 3 Jährige Faxi. Er heißt so, weil er immer so viele Faxen macht.
Faxi hat Probleme mit dem LAufen und so überlegen sich seine Familie und Freude was man den ändern müsste, damit er überall mit seinen Freunden hin kann.

Nun wird eine ganze Gesichte erzählt, immer wieder unterteilt in kleine einzelne Kurzgeschichten. Die linke Seite ist jeweils der Erzähl – oder Vorlesetext und auf der rechten Seite befinden sich wundervolle Bilder aus dem Trollland. Auch diese sind mit genausoviel Liebe gezeichnet, wie die Texte geschrieben sind.

 

Das zweite Buch ist die Fortsetzung von Troll Faxi
Abenteuer mit Lisa und Faxi

Hier erleben Faxi und Lisa Abenteuer. Es soll die Botschaft vermittelt werden, dass man auch trotz Rollstuhl glücklich sein kann. In diesem Buch geht es um Gemeinsamkeiten und viele kleine Reimgeschichten, führe den Leser durch die Jahreszeiten. So kann man mit den Kindern auch immer gleich einen persönlichen Bezug, unabhängig von der Behinderung herstellen. Die Bilder sind genauso detailreich und dennoch klar wie im ersten Band. Hier nehmen sie noch mehr Raum ein.

 

Und nun das Buch mit dem alles begann. Dieses Buch ist kein Kinderbuch.
Ein Lächeln vielleicht

Ein kleines unscheinbares Büchlein. Es ist ein Buch, das man leicht lesen kann und einen dennoch lange bewegt.
Ein Lächeln vielleicht, erzählen Doris und ihr behinderter Sohn Björn von einem Leben mit Behinderung. Kleine Gedichte und Reime sowie ein paar kurze Geschichten nehmen uns mit den Alltag von Björn.
Dieses Buch will Menschen ermutigen ein verständnisvolles Zusammenleben zwischen Menschen mit Behinderung und gesunden Menschen zu versuchen. Man merk den Texten an, dass sie auf Erfahrungen und eigenen Erlebnissen beruhen. Heiterkeit, die bestärkt und stärkt, aber auch Schwierigkeiten werden nicht verschwiegen.

Warum aus der Idee ein Buch zu schreiben, gleich ein ganzer Verlag entstand, das und noch viel mehr habe ich Doris gefragt.

 

Hallo Doris, Du bist eine ganz besondere Frau. Bitte stelle dich doch etwas vor.

Ich bin verheiratet und habe zwei erwachsene Kinder. Mein Sohn Björn ist seit seiner Geburt mehrfach behindert. Er war ein Drilling. Seine beiden Brüder starben in der ersten Lebenswoche.

Meine Tochter Sandra ist verheiratet und Mutter von 3 Söhnen im Alter von 12 und 10 Jahren, der Nachkömmling ist ein halbes Jahr alt. Meine Familie bedeutet für mich Glück und Zufriedenheit.

 

Dein Sohn hat eine Mehrfachbehinderung. Was hat dies für dich als Mama und Frau zu bedeuten? Wie sahen/sehen deine Tage aus?

Lange Zeit – über 30 Jahre – bedeutete dies, immer Kraft für Zwei haben zu müssen. Ich war immer berufstätig, musste nachts mehrmals aufstehen um Björn zu wenden, also insgesamt eine große körperliche und seelische Belastung.

Meine Familie hat mich unterstützt, so gut es ging. Björn ist ein fröhlicher und glücklicher Mensch. Das hat uns allen geholfen ihn so anzunehmen wie er ist.

Heute leben wir – nach einem großen Umbau – gemeinsam in einem Haus. Björn in der unteren, barrierefreien Etage mit seinen Assistenten und mein Mann und ich in der oberen Etage. Wir sind noch Ansprechpartner, aber können uns jetzt wohlverdient entspannen und genießen, wie Björn sein neues Leben gestaltet.

 

Du hast dich entschieden, darüber ein Buch zu schreiben. „Ein Lächeln vielleicht“ war euer erstes Buch. Ein großer Schritt. Aber ihr seid auf Probleme gestoßen. Erzähle uns bitte, wie es dazu kam und wo euch Steine in den Weg gelegt wurden.

Die Gedichte und Geschichten in diesem Buch entstanden zu einer Zeit, in der es Björn gesundheitlich sehr schlecht ging. Eine Skoliose bereitete ihm starke Schmerzen und eine OP war nicht mehr zu umgehen. Die kompletten Bandscheiben mussten entfernt werden und die Wirbelsäule wurde mit Titanstangen versteift. Wir haben uns mit dem Schreiben abgelenkt und unsere Texte an verschiedene Zeitschriften gesendet. Die Reaktion war überwältigend. Wir bekamen viele Leserbriefe. Mehrfach wurde der Wunsch geäußert, doch ein Buch zu veröffentlichen. Wir fanden die Idee gut und meine Cousine – Inhaberin einer Druckerei – hat uns unterstützt. Nachdem das Buch veröffentlicht war und in den Zeitschriften darauf hingewiesen wurde, erhielten wir Post vom Rathaus. Zu der damaligen Zeit war das Pflegegeld noch eine Sozialleistung, für deren Erhalt die Einkünfte geprüft wurden. Der Beamte wollte wissen, ob Björn an diesem Buch verdient.

Wir waren schon etwas geschockt über soviel Kleingeist. Ich habe kurzerhand einen Verlag gegründet, Björn als Honorar eine Mallorca-Reise geschenkt und das Buch über den Eigenverlag angeboten.

 

Wow. Einfach selbst einen Verlag gegründet. Respekt. Ich mag Menschen, die nicht nur jammern, sondern Dinge auch angehen. Seit dem hat sich euer Verlagsprogramm erweitert.

Ja, inzwischen habe ich 8 eigene Bücher publiziert und einige Bücher von Autoren, die ihr Werk in meinem Verlag veröffentlicht haben. Spielmaterial zu den Kinderbüchern gibt es auch. Mein Mann fertigt hochwertige Puppen-Rollstühle in verschiedenen Größen und Farben an, die ich über den Verlag anbiete. Ideales Spielmaterial für Kindergärten und Grundschulen.

 

Euer Schwerpunkt liegt nach wie vor bei den Themen körperliche und geistige Behinderungen. Ihr schafft es, diese Inhalte nicht nur mit Schwere, sondern auch mit Liebe zu füllen. Schreibst Du noch selbst Bücher? Oder wie findet ihr Autoren?

Auf die genannten Themen habe ich mein Verlagsprogramm ausgerichtet, da ich etwas Spezielles schaffen wollte. Das ist mir auch gut gelungen. Die Autoren kommen von alleine, denn sie fühlen sich mit ihren Büchern gut bei mir aufgehoben.

 

Du gibst auch Lesungen für Kinder und Erwachsene. Wie reagieren die Menschen auf eure Bücher?

Die Reaktionen sind immer positiv. Zu den Kinder-Lesungen habe ich ein Kamishibai dabei. Das ist ein kleines Wandertheater. Alle Illustrationen aus den Kinderbüchern habe ich vergrößert und diese können dann – während ich lese – in diesem kleinen Holz-Theater angeschaut werden. Natürlich habe ich auch den kleinen Faxi im Rollstuhl dabei und seine Freundin Lisa. Die Puppen sind auch käuflich zu erwerben und werden mit viel Liebe von einer Puppennäherin angefertigt. Von dem kleinen Faxi, der nicht laufen kann, gibt es inzwischen 3 Bände, die ich geschrieben habe. Die Kinderbuchillustratorin ist Heike Georgi, mit der ich seit vielen Jahren zusammenarbeite.

Lesungen für Erwachsene gebe ich in kirchlichen Einrichtungen, Buchhandlungen, Schulen für Gesundheitsberufe, Cafés uvm.

 

Was möchtest Du den Menschen gerne mitgeben/vermitteln?

Den Kindern möchte ich vermitteln, dass behinderte Menschen genauso froh und traurig sind, wie andere auch. Dass man auf diese Menschen zugehen kann, dass Kinder und Erwachsene mit einer Behinderung ganz normal behandelt werden möchten. Dass es gut ist, wenn man einander hilft und akzeptiert.

Den Erwachsenen möchte ich vermitteln: Seid nicht so verkrampft, seid locker und offen im Umgang mit behinderten Menschen. Sie werden es euch danken. …… und bitte kein Mitleid sondern Akzeptanz und Achtung!

 

*Der Beitrag enthält Links zum Amazon – Partnerprogramm

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