Was habt ihr denn mit dem gemacht?

Kinderturnen: Junior hüpft vom Kasten, balanciert alleine über den hohen Balken, nimmt aktiv am Begrüßungs- – und Abschlusskreis teil und verschwindet in der einen Aktivstation.

Die Gruppenleitung schaut den Mann mit großen Augen an und sagt: „Was habt ihr denn mit dem gemacht?“

Mit dem, damit meint sie unseren Sohn. Unseren Sohn der Kinderturnen seit der ersten Stunde liebte, sich aber nur selten traute alleine an einer Übung teilzunehmen. Dem der Begrüßungskreis zu groß und zu laut war und der lieber sicher an der Hand balancierte anstatt, vom Balkon zu stützen.

Unser Sohn, der sich selbst und seinen Körper gut kennt. Der aber auch ein Kind ist, welches immer viel Sicherheit benötigt, um Dinge zu tun.

Es gibt Kinder die sind Entdecker, Ausprobierer, Forscher und Draufgänger.

Und dann gibt es Kinder die sind: Beobachter, Wahrnehmer, Wiederholer und eher Zurückhaltend.

Und es gibt Kinder, die sind eine Mischung aus beidem.

Diese Kinder suchen sich die Positionen oder Rollen nicht bewusst aus. Sie stecken in ihnen. Es ist Veranlagung. Junior z.B. begann erst mit 18 Monaten zu laufen. Vorher hatte er daran kein Interesse. Er kam auch so überall hin. Und wo begann er sich hinzustellen und frei zu laufen? Im Winter bei Minusgraden, auf glattem Boden. Er ist kein einziges Mal gestürzt.

Manche Kinder brauchen diese Sicherheit, bis sie sich trauen, etwas auszuprobieren oder etwas zu tun. Das hat rein gar nichts mit besser oder schlechter zu tun – weit weg von Wettbewerb.

Kinder sind liebevoll, zugewandt und haben tolle Ideen. Sie streiten sich, probieren aus, machen Unsinn. Sie sind so, wie Kinder sind. Manche Kinder leben diese vielfältigen Seiten überall aus – andere lieber nur zu Hause – in ihrem geschützten Rahmen. Wo sie ganz bei sich sind. In den geborgenen Räumen, wo sie Schwäche und Stärke zeigen können, ohne mit überraschten Reaktionen zu rechnen. Wo sie Reaktionen einschätzen können.

Neue Situationen sind immer neu und fremd. Das kann auch nach einiger Zeit noch so sein. Eine Woche ist lange, zwischen den einzelnen Kinderturnterminen. Die Gruppe wechselt ständig, je nach Tagesform auch die Lautstärke. Mal sind Mamas mit dabei. Mal mehr Papa – beim nächsten mal vielleicht die Oma oder die Tante – immer wieder alles anders. Diese Situationen müssen beäugt und neu eingeschätzt werden. Manche Kinder stört das gar nicht, andere Kinder warten lieber erst einmal ab und sortieren alles neu.

Wenn man Kinder in ihrer Entwicklung begleitet, sie ermutigt sie selbst zu sein und zu werden, ohne vorgaben, ohne Druck ohne Leistungsanspruch. Einfach nur da sein. Sich im eigenen Tempo entwickeln, lernen und lernen lassen, dann werden sie alles können was sie möchten. Zu dem Zeitpunkt, an dem sie so weit sind. Nicht dann, wenn es Bücher voraussagen, oder die Gesellschaft es gerne hätte. Nicht die Gruppenleitung entscheidet, wann das Kind soweit ist, sondern das Kind.

Und dann sind solche Aussagen wie: Was habt ihr denn mit dem gemacht, vollkommen unangebracht. Denn nichts haben wir mit ihm gemacht. Er hat es mit sich selbst gemacht, zu dem Zeitpunkt an dem er sicher war. Und genau dann, war es der richtige Zeitpunkt.

Lasst uns in unsere Kinder, in ihr Wissen und ihr Verständnis vertrauen.

Weil jedes Kind anders ist.

 

Eure

wheelymum

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