– Hier kommt Teil 1 meines „Geburtsberichtes“
Die letzten Tage waren unruhig und auch aufregend. Die Wehen nehmen immer mehr zu, ich veratme sie regelmäßig und versuche gleichzeitig ihnen nicht zu viel Beachtung zu schenken. Noch geht das. Am Wochenende werden die CTGS wieder schlechter, die Herztöne unserer Schildkröte, dippen bei den Wehen nach unten. Mal kurz, mal länger. Es gibt beim CTG, eine Verlängerung. Danach kommt die Info, dass dieses CTG kontrollbedürftig ist und wir in 2 Stunden das nächste schreiben werden. Ich kenne das bereits, aber dieses stundenlange am CTG liegen, macht einfach keinen Spass. Naja, es hilft alles nichts. Ich versuche der Schildkröte gut zuzureden und hoffe auf ein gutes und nicht allzu langes nächstes CTG. Leider wird dies nicht erfüllt und so schreiben wir um 16 Uhr, um 19 Uhr, um 22 Uhr und um 02 Uhr nachts weitere Herzton – und Wehenaufzeichnungen. Am nächsten Morgen bin ich total geredert und der Ultraschall zeigt wieder etwas schlechtere Werte. Wir möchten aber noch abwarten und dem kleinen Baby im Bauch, noch etwas zeit verschaffen. So veratme ich und hoffe und bange, bin mir aber sicher, dass alles gut werden wird. Ich werde untersucht und auch zeigt sich auch hier, dass man wohl noch etwas warten kann. Am Abend bekomme ich einen neuen Zugang und werde wieder ans CTG angeschlossen. Dieses Mal ist es ganz ok und ich falle in einen tiefen Schlaf. Die letzten Stunden waren anstrengend.
Am nächsten Morgen wache ich mit einer leichten Schmierblutung auf. Man ist sich unsicher ob es vielleicht Fruchtwasser sein könnte und so wird ein Fruchtwassertest gemacht. Dieser ist negativ. Ich halte den Herzmann auf dem Laufenden und die Situation beruhigt sich etwas. Ich ruhe in mir, die Schildkröte im Bauch gibt mir eindeutige Zeichen, dass es ihr gut geht. Das Nachmittags CTG hat eine Decelaration dabei und ich befürchte, dass auch die kommende Nacht solch eine werden könnte, wie am Sonntag. Das möchte ich nicht. Ich bekomme Abendessen und denke, dann ist alles nicht so schlimm, so lange ich Essen bekomme, gehen sie hier wohl nicht von einer Situation aus, in der man handeln müsste. Aber ich bekomme kaum etwas herunter. Jeder Bissen fällt mir schwer. Nach der Kontrolle, setzt sich die Hebamme, die gerade Stationsdienst hat zu mir aufs Bett. Wir reden etwas, sie beobachtet mich bei den Wehen und stellt mir Fragen zu meiner Situation. Ein schönes, interessantes Gespräch. Ich bin ihr sehr dankbar für die Zeit, die sie sich gerade nimmt. Zeit, von der ich weiß, dass sie diese eigentlich nicht hat. Man merkt ihr das überhaupt nicht an.
Auch das Abend CTG ist nicht, wie gewünscht, ohne Auffälligkeiten.
30 Min später steht die diensthabende Kreissaalärztin vor mir. Sie wollte mich nochmal sehen und fragen wie es mir geht. Auch hier freue ich mich, diese Ärztin zu sehen. Wr kennen uns nun schon seit Monaten und ich bin beruhigt, zu wissen, dass sie heute da ist. (Denn leider gibt es auch Ärzte, bei denen hätte mich der Besuch in Panik versetzt) Ich frage sie, ob sie denn das CTG schon gesehen hat: Sie nickt und meint:
Wheelymum, das gibt leider nochmal eine Kontrolle um 22 Uhr.
Ich antworte: „Das ist kein Problem, aber wenn sie mit diesem CTG nicht zufrieden sind, dann legen sie mich bitte runter in den Kreißsaal. Ich möchte nicht wieder mitten in der Nacht geweckt und an das Gerät angeschlossen werden. Dann hänge ich lieber kontinuierlich daran und die Hebammen können mich überwachen.“
„Ja, so machen wir das“
Um 22.15 Uhr werde ich ans CTG angeschlossen, um 22.30 Uhr klingle ich der Nachtschwester, weil die Herztöne bei einer Wehe absacken und auch mit trinken, umlagern usw. aktuell nicht nach oben kommen. Bis die Schwester da ist, hat sich die Situation wieder stabilisiert. Sie ruft dennoch die Ärztin an. Kurz darauf öffnet sich die Tür und eine andere Ärztin, als am Abend, steht bei mir. Sie meint, das CTG sei jetzt nicht das beste, aber es ist alles ok. Man solle mich noch 60 Min angeschlossen lassen und dann nachts eine Kontrolle schreiben.
Ich verweise auf das Gespräch mit der Kreissaalärztin und sie meint, man könne mich nicht bis morgens so liegen lassen. Sie telefoniert mit dem Kreissaal.
Die Tür öffnet sich erneut. Herein kommen zwei Schwetsern und die Ärztin. Man teilt mir mit, dass es sich hier gerade um die Kontrolle von der Kontrolle handelt und man mich jetzt doch lieber zur Überwachung nach unten legen möchte. Ich freue mich ein wenig und hoffe auf eine ruhige Nacht. Es ist nicht die erste im Kreissaal. Ich lasse mir das Ladekabel, mein Getränk und einen Fettstift für die Lippen geben und wir fahren los. Den Rollstuhl können wir oben lassen und bei Bedarf holen. Im Kreissaal begrüßt mich, eine mir bekannte Hebamme und ich bekomme ein Einzelzimmer. Ich werde ans CTG angeschlossen und soll mich etwas ausruhen. In diesem Moment sacken sie Herztöne der Schildkröte auf 35 nach unten. Mein Herz bleibt kurz stehen. Ich möchte gerade klingeln als die Hebammen bereits zu zweit bei mir sind, mich umlagern und mir etwas Sauerstoff geben. Die Schildkröte erholt sich und die Dienstärztin vom Abend kommt.
Liebe Wheelymum, ich wollte sie jetzt doch lieber hier bei mir haben.
In diesem Moment fällt ihr Blick auf das CTG und sie meint:
Wann haben sie das letzte mal gegessen?
Letzte Blutkontrolle war am?
Ich habe bereits mit dem Sektionsleiter telefoniert, er hat heute Dienst. Ich halte nochmal kurz Rücksprache
und komme gleich wieder zu Ihnen.
5 min später, kommt sie ins Zimmer. Es ist 00:05
Liebe Wheelymum, wir haben gerade beschlossen, dass wir gerne den heutigen Tag zum Geburtstag ihres Kindes machen würden.
Dieser Satz tat mir so gut und ich war erleichtert. Es war mit Beginn der Schwangerschaft klar, dass wir diese Schildkröte mit einem Kaiserschnitt unter Vollnarkose zur Welt bringen werden und es war einfach wunderschön diese Tatsache in diesen Worten verpackt zu wissen.
Ich frage nach, ob das dann jetzt sicher ist und ich den Papa informieren könne.
Ja, bitte rufen sie ihn an. Wir können auf ihn warten, wenn sie das möchten, oder mit den Vorbereitungen beginnen.
Ich rufe den Herzmann an und er organisiert zu Hause alles. Gleichzeitig sage ich ihm, dass ich jetzt gerne starten würde und er einfach kommen soll, wenn er soweit ist. Denn ich werde schlafen, er darf weder zu mir, noch mit in den OP. Und auch unser Baby wird danach erst durch die Kinderärzte versorgt werden, bevor er es sehen darf. Und bis dahin wird er da sein.
Der Sektionsleiter für Geburtshilfe, der mich die gesamte Schwangerschaft über begleitet hat, kommt zu mir uns spricht nochmal mit mir. Er erklärt mir die Entscheidung und meint:
Dann machen wir das lieber zügig jetzt, wie das wir nochmal ein paar Sunden warten und dann rennen müssen. Wir sind super weit gekommen und haben das gut geschafft. Jetzt ist der Punkt der Schwangerschaft ein Ende zu setzten.
Danach kommt der Anästhesist und wir besprechen ein paar kleine Problembaustellen. Aber es scheint alles im Rahmen zu sein und man kennt auch hier meine Geschichte und meine Krankheit. Eine Hebammenschülerin kommt zu mir, um mich Op – fertig zu machen. Wir kennen uns von der Zeit auf Station und es ist so ein schönes und beruhigendes Gefühl, in bekannte Augen zu schauen. Ich erkläre meinem Baby, dass es jetzt an der Zeit ist zu uns zu kommen und wir uns ganz bald sehen werden.
Dann werde ich in den Op geschoben.
Was danach geschehen ist, kommt in Teil 2.
Eure
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