Eltern mit Behinderung: Blinde Eltern – Wann ich sehende Begleitung brauche

Eltern mit Behinderungen

Wie ist das Leben als blinde Mama? Verwechselt man seine eigenen Kinder mit anderen? Was ist dass denn für eine Frage?  Heute kommt ein Gastbeitrag von Lydia. Sie bloggt selbstauf Lydia´s Welt , ist Teil der Blogsammlung und war bei der Blogreise dabei.. Ein Mensch mit einem großen Herzen und eine absolute Leseempfehlung von mir an euch.Auch hier hatte sie schon einen Gastbeitrag und ich freue mich immer wieder mit ihr in Austausch zu kommen.

 

Als blinde Mutter habe ich gelernt meinen Alltag buchstäblich blind zu erledigen. Gut, das ist jetzt ein bisschen gemogelt. Ich sehe noch etwa zwei Prozent. Damit kann ich grobe Umrisse wahrnehmen, wie einen Menschen, der vor mir steht. Ob es sich dabei allerdings um Männlein oder Weiblein handelt, kann ich nicht sehen. Das finde ich anders heraus.

Und jetzt kommt die Frage aller Fragen, nämlich ob ich meine Kinder schon mal mit anderen Kindern verwechselt habe. Nein, bisher noch nicht. Nein, auch meine Kinder waren bisher vom Umtausch ausgeschlossen. Außerdem haben Kinder nicht nur optische Eigenschaften. Man kann sie mit allen Sinnen wahrnehmen. Sie haben ihren eigenen Geruch, und verursachen meist irgendein Geräusch, dass ich immer dem richtigen Kind zuordnen konnte. Damit geht also auch verstecken spielen, zumindest in vertrauter Umgebung.

 

Lydia mit ihrer Familie

Auch mit Baby nach draußen gehen war für mich unproblematisch. Kinderwagen schieben war allerdings nur dann möglich, wenn das Licht etwas dämmeriger war, da ich sehr lichtempfindlich bin. Also habe ich meine Kinder anfangs im Tragetuch vor dem Bauch getragen. Später hatten wir eine Rückentrage. Bei meinem Mann funktionierte das ganz gut, Bei mir entdeckte meine Tochter, dass man an Mutters langen Haaren ziehen kann. Und da ich das nicht abstellen konnte, habe ich einen Kinderwagen entweder hinter mir hergezogen, oder später mein Kind an die Hand genommen. Wir haben das auf Straßen geübt, die ich ungefährlich fand.

Draußen sehe ich meine Kinder nicht mehr, sobald sie sich ein paar Meter von mir wegbewegen. Daher hatte ich anfangs Angst davor mit einem Kleinkind auf einen nicht eingezäunten Spielplatz zu gehen. Ich konnte mir nicht vorstellen ein weglaufendes Kind wieder einfangen zu können, oder rechtzeitig mitzubekommen, wenn es etwas Gefährliches in den Mund nahm. Dafür wäre Elternassistenz gut gewesen. Aber die gab es nun mal nicht. Also gab es Spielplatz nur mit sehender Begleitung, solange die Kinder klein waren.

Eine weitere Herausforderung waren Kindergarten- und Schulfeste. Ganz viele Eltern, Kinder, Mitarbeiter Musik, und ganz viele andere Geräusche. Im Kindergarten war das noch einigermaßen überschaubar. In der schule mit 450 Schülern und dem ganzen Zubehör fühlte ich mich doch etwas überfordert. Nicht immer ist es möglich sich mit anderen Eltern zu verabreden. Und nicht immer schaut jemand auf meine Kinder, für die ich wie alle anderen Eltern auch eine Aufsichtspflicht habe. Ich habe mir gern eine selbst finanzierte Begleitperson mitgenommen, die mir buchstäblich ein Auge geliehen hat. Das war für mich wesentlich stressfreier. Denn bei dem Cocktail an Geräuschen hatte ich aus der Distanz keine Chance meiner Aufsichtspflicht nachzukommen. Aber genau das war mir wichtig.

Ein weiteres Beispiel war das Schwimmbad. Solange meine Kinder noch nicht schwimmen konnten, ging ich nicht alleine mit ihnen ins Schwimmbad. Erst recht, da ich selbst nicht gut schwimmen kann. Entweder organisierte ich mir eine Begleitung, oder schickte sie mit den Eltern von Mitschülern zum Schwimmen. Es dauerte lange, bis ich mir das selbst zutraute.

Was hingegen gut funktionierte waren Indoorspielplätze. Auch wenn es ziemlich geräuschvoll zuging, wusste ich, dass es irgendwo so was wie Aufsicht gibt. Also suchte ich mit den Kindern einen Platz, an dem ich blieb, während sie spielen gingen. Es wurde vereinbart, dass sie sich in Abständen bei mir meldeten. Ich sicherte mich dadurch ab, dass ich für den Fall der Fälle ein aktuelles Foto meiner Kinder auf dem Handy hatte.

Als blinde Mutter arabischer Herkunft schreibe ich über die Thema Blindheit, blinde Eltern und ein bisschen Migrationshintergrund. Ich möchte Menschen dabei unterstützen mit uns Menschen mit Behinderung auf Augenhöhe zu kommunizieren. Jeder Mensch hat Schwächen und Stärken. Auch wir Eltern mit einer Behinderung. Und wir möchten alle nicht auf eben diese Behinderung reduziert werden. In meinem Fall wäre das z. B. ich bin Mama, habe schwarze Haare, kann gut organisieren und liebe historische Romane. Tja, und ich kann zehn Mal über denselben Witz lachen, weil ich mir keine Witze lange merken kann. In diesem Sinne. Wir sehen uns auf lydiaswelt.

wheelymum

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