Und wie skatest du? – Inklusion im Skatepark

Skaten im Rollstuhl? WCMX macht’s möglich! Ein persönlicher Blick auf Vielfalt, Barrierefreiheit und Inklusion im Skatepark.

Bei unserem Besuch in Füssen wurde ich auf ein Schild aufmerksam. Skaterpark barrierefrei – was soll das denn sein? Ich konnte mir nur wenig darunter vorstellen, war aber voller Neugierde. Ich habe es selbst nicht ausprobiert, aber allein der Gedanke hat mich bewegt: hier wurde mitgedacht. Nicht als Sonderlösung, sondern als Selbstverständlichkeit. Genau dieses Gefühl wünsche ich mir: nicht nur in Räumen oder Gebäuden sondern auch an Orten, an denen Bewegung verbindet.

Im Skatepark rollen Skateboards, BMX und Scooter. Alles, was Geschwindigkeit und Freiheit verspricht. Und doch ziehen Rollstühle dort noch viele neugierige Blicke auf sich. Nicht, weil sie nicht hineinpassen, sie passen wunderbar, aber sind doch ein seltener Anblick. Dabei gibt es sogar einen Begriff dafür: Die Sportart WCMX! Kanntest du das? Ich bis vor kurzem noch nicht, das liegt vielleicht auch daran, dass der Begriff für das Skaten im Rollstuhl noch jung ist.

Ein weiterer Grund: fehlende Barrierefreiheit. Klassische Parks sind so gebaut, dass Skater:innen nach ihrem Trick das Board in die Hand nehmen und die Rampe hochklettern. Für Menschen im Rollstuhl keine Option. Aber es gibt Hoffnung: neue Parks werden inzwischen von Anfang an inklusiv gedacht. Mit Rampen, Zuwegungen und Übergängen, die es ermöglichen, selbstbestimmt zu fahren.

WCMX – wenn Rollstuhl und Halfpipe zusammenfinden

WCMX steht für Wheelchair Motocross. Entwickelt von Aaron “Wheelz” Fotheringham, weitergetragen in Deutschland u. a. von David Lebuser, eröffnet diese Sportart ganz neue Möglichkeiten. Tricks, Speed, Mut – auf Rollen, aber eben im Rollstuhl.

In Hamburg etwa gibt es mit Sit’n’Skate ein Projekt, das genau das fördert: Begegnungen, Workshops, Sessions, in denen Rollstuhlfahrer:innen ausprobieren können, was Skateboarder:innen längst selbstverständlich tun. Auch in Lüneburg oder Otterndorf sind Skateparks entstanden, die barrierefrei und inklusiv geplant wurden – ein Vorbild für viele Städte.

Begegnung statt Barrieren

Was mich an Skaten fasziniert: Es geht nicht um Konkurrenz, sondern ums Teilen. Kinder probieren Neues, wechseln Geräte. Eben noch mit dem Board,  nun auf dem Roller. Einer setzt sich in den Rollstuhl, obwohl er sonst mit dem Scooter fährt, weil es gerade spannend ist. Plötzlich werden Unterschiede zweitrangig. Tricks haben Pendants – oder werden ganz neu erfunden. Ich saß in Füssen neben und habe zugeschaut – sofort wurde ich angesprochen, ob ich selbst auch skate. Sehr peinlich für meine Jungs,…. Aber hey

Ich stelle mir vor, mit meinem Sohn gemeinsam dort zu sein. Vielleicht etwas uncool, aber vor meinem inneren Auge eine schöne Vorstellung. Er auf seinem Board, ich im Rollstuhl. Wir rollen nebeneinander, lachen, probieren uns aus. Noch ist das für uns nicht Alltag – aber die Möglichkeit wächst.

Mein Wunsch

Skateparks können Orte sein, an denen Vielfalt sichtbar wird, ohne dass sie erklärt werden muss. Orte, an denen wir nebeneinander rollen, rennen, fallen und wieder aufstehen – jede:r auf seine Weise. Wie wichtig wäre das als Zeichen der echten Inklusion gerade für Kinder und Jugendliche im Rollstuhl. Mich freut es unsagbar, dass das an einigen Orten möglich ist und ich hoffe sehr, dass es noch viele weitere Orte gibt. Denn Inklusion im Skatepark ist mehr als Barrierefreiheit. Es ist das Gefühl, dazuzugehören, ohne gefragt zu werden: „Und wie skatest du?“

Mehr Infos für alle, die neugierig geworden sind

• WCMX Germany – Infos & Treffs in vielen Städten

• Sit’n’Skate Hamburg – Workshops & Begegnung

• Skatepark Lüneburg – modern & barrierefrei

• Skatepark Otterndorf – mehrfach barrierefrei

wheelymum

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