Erstellt am 22. März 2016
Wenn es mir schlecht geht, dann bete ich. Ich glaube an Gott. Weelymum soll keine religiöser Blog werden. Ich stelle dieses Thema hier auch nicht zur Diskussion. Mein Blog – meine Regeln. Vor allem aber mein Leben. Und zu meinem/unseren Leben gehört der Glaube. So ist Ostern ein besonders Fest für uns. Nicht nur die Frühling und die Hasen – nein auch die Ostergeschichte hat hier einen festen Platz.
In meiner Ausbildung hatten wir 2 Projektwochen in denen wir einen Ostergarten aufgebaut haben. Stein für Stein, Wort für Wort, Blume für Blume. Das überwältigende selbstgebaute Kreuz, bewegt mich heute noch. Es war unheimlich viel Arbeit, aber die Freude und das Gemeinschaftsgefühl am Ende waren beeindruckend und unbeschreiblich.
Im Wochenende in Bildern habe ich bereits angedeutet, dass wir im Ostergarten waren. Alle 3 Jahre wird in einer der Nachbargemeinden ein großer Ostergarten aufgebaut.*
Stellt euch vor, ihr sitzt in einem dunkeln Loch. Es ist kaum ein Lichtstrahl vorhanden, denn es gibt keine Fenster. Ihr könnt eure Hände nicht ausstrecken, denn schon die Decke über euch. Ein kleiner Haufen Stroh liegt in der Ecke, daraus schaut euch eine Ratte an. Man hat das Gefühl, keine Luft zu bekommen.
Genauso beginnt der erste Raum des Ostergartens. Man ist in einemGefängnis. An der Wand hängen Ketten. Dieser erste Raum soll ein Symbol dafür sein, auf die Reise auf die man sich im Ostergarten begeben kann. Eine Reise mit allen Sinnen. Eine Reise in das alte Jerusalem. Eine Reise zu sich selbst. Die Ketten, die man auf dem weiteren Weg mitnimmt, sollen ein Symbol dafür sein – für Dinge die einen seinem Leben belasten – gefangen nehmen, in Ketten halten.
Meine Gefühle waren sofort da. Ich habe mich ganz darauf einlassen können. Meine Schmerzen haben mich begleitet und die Kette lag auf meinem Schoß. Nach dieser Symbolischen Einführung, beginnt die Ostergeschichte auch in den Räumen. Sie startet mit dem Palmsonntag und herrlichen bunten Marktständen. Der Raum duftet nach Gewürzen und alles ist fröhlich.
Danach kommt man zum letzten Abendmahl. Hier wird das Brot geteilt und Wein (Traubensaft) getrunken. Es wird alles getan, damit wirklich alle Sinne angesprochen werden. Im Garten Gethsemane hört man das Zwiegespräch zwischen Christus und seinem himmlischen Vater im Garten Gethsemane.
Man wird zum Thron von Pontius Pilatus geführt, wie er seine ände in Unschuld wäscht, bevor man auf dem Kreuzweg barfuß nachspüren kann, wie schwierig und steinig er gewesen sein muss (für Rollstuhlfahrer gab es eine Abkürzung)
Die Schilderung des römischen Hauptmanns am Kreuz ließen mich versinken in die Geschehnisse. Hier kann man auch die Kette ablegen mit all seinen Sorgen.
Im Dunkeln des Grabes, kann man das Licht Erkennen und ihm folgen durch das Grab hindurch, in die Freude der Auferstehung. Im Auferstehungsarten ist alles hell, bunt, man sieht, hört und riecht diese Freude.
Zu einem Israelischen Tanz, kann man seien Freude zum Ausdruck bringen.https://www.youtube.com/watch?v=cWPPedsKMUc
In der letzten Station, wird man ins heute zurückgeführt. Es gibt eine Klagemauer, für seine Klagen, ein Schuldbecken in das man seine aufgeschrieben Schuld hineinlegen kann – das Papier löst sich dann auf, einen Relaxgarten, einen Dankesteich und eine Briefkasten für Briefe an Gott.
Unsere Führung war eine besondere. Wir wurden am Eingang gefragt, ob es uns etwas ausmachen würde, wenn wir die Führung mit einer Gruppe mit geistig Behinderten, teilweise auch mehrfach Behinderten, machen.
Selbstverständlich haben wir das gemacht. Und wisst ihr was? Ich bin so froh. Es war nicht mein erster Ostergartenbesuch, aber so hingebungsvoll war kaum einer. Die Dame uns uns durch den Garten geführt hat, meinte zu Beginn noch zu mir: „Ich bin mir nicht sicher, ob der Ostergarten etwas für diese Menschen ist. Wie kann ich diese Menschen erreichen? Wie kann ich Ihnen die Osterbotschaft vermitteln? Was kann ich als Gruppenbegleiter anders machen als bei »normalen« Gruppen? Nur wenig. “
Ich ermutige Sie, alles einfach nach ihrem Gefühl zu machen. Und die Führung beginnt. Ein Mann stöhnt immer wieder einmal. Ein anderer Mann im Rollstuhl, klappert mit den Zähnen. Bereits nach dem Gefängnis hat man das einfach nicht mehr gehört.
In der Musikszene beim Einzug in Jerusalem ruft eine Frau im Rollstuhl laut:“Ich will auch feiern“ – so ein ergreifender Moment.
Beim Gespräch nach der Führung, erzählt mir die Dame vom Ostergarten, von ihrem Gespräch mit der Leiterin der Gruppe, die meinte es sei erstaunlich, wie lange die Konzentrationsspanne der Teilnehmer gereicht hätte. Das sei überaus ungewöhnlich!
Und genau so haben die Menschen auf mich gewirkt. Ein blinder Mann, saß beim Tanz im Ostergarten an der Seite. Die Musik erklang, er klatschte mit voller Herzenslust mit und als das Lied zuende war, sagte, er. Ich habe mit euch getanzt. Diesen Mann treffe ich vor dem Ostergarten nochmal (er war Mehrfach behindert) und er erzählte mir voller Stolz: „Paul hat gerade den Ostergarten gesehen.“
Und ich glaube genauso war es. Diese Menschen haben den Ostergarten gesehen, gespürt, gefühlt und erlebt. Das Ostergarten-Motto »mit allen Sinnen« erhebt ja bereits den Anspruch, weit mehr zu sein als eine rein intellektuelle Wissensvermittlung zu sein.
Hier geschieht viel mehr auf anderen Ebenen. Auf Ebenen, die sich meiner Wahrnehmung teilweise entziehen. Aber ich muss ja auch nicht alles verstehen. Es war ein Geschenk zuzusehen, wie die Herzen der Menschen berührt wurden – vielleicht auch auf eine ganz andere andere Weise, als ich es selbst kenne. Gott gibt seine Liebe zu jedem Menschen auf sehr unterschiedliche Weisen weiter. Ich bin dankbar, dass ich dies eindrücklich durch diese Führung vor Augen geführt bekam. Und auch für mich war es noch nie so einfach mich ganz fallen zu lassen.
*Mittlerweile gibt es den Sinnesgarten – hier kann man den groben Rahmen und viele Infos darüber bekommen. Ostergärten die mit dem Sinnesgarten zusammenarbeiten, sind ähnlich aufgebaut, die Toneinspielungen sind gleich und dennoch hat jeder eine eigene Gestaltung. Auch der von uns besuchte, gehört zu dieser Reihe.