Leben mit Behinderung – im Aufzug stecken geblieben

Man sieht die Seite meines Gesichts, das Bedienteil des Fahrstuhls und ansonsten Betonwände um mich herum

Es tut uns leid, wir bauen für sie. Dieser Eingang ist für Fußgänger geschlossen. Behinderte Personen können den Haupteingang und alle weiteren Nebeneingänge benutzen. Fußgänger und Menschen die einen Kinderwagen schieben, gehen bitte einmal ganz ums Haus herum, dort befindet sich ein Eingang. Dort angekommen, muss man durch eine weitere Tür und kommt dann zu zum eigentlichen Eingang.

Ganz ehrlich – wie viele von euch würden diesen Weg gehen?

Für Menschen im Rollstuhl ist das ganz oft so. Ich hatte in der vergangenen Woche genau dieses Erlebnis:

Der normale barrierefreie Zugang wird umgebaut. Im Haupteingang gibt es eine Rampe über einen Teil der Stufen. Diese darf aber nicht von Rollstuhlnutzenden benutzt werden – dafür sei sie zu steil. Es steht ein Schild dort und ein Security.

Doch keine Panik, es gibt aber einen Eingang, auf der ganz anderen Gebäudeseite. Eine Tür lässt sich öffnen und dann stehe ich vor 6 Treppenstufen. Rechts steht ein Schild – barrierefreier Zugang. Ich folge diesem Schild und komme in einen kleinen Raum. Dort gibt es einen elektrischen Hublift. Vielleicht kann dieser mit dem Euroschlüssel bedient werden – ich weiß es nicht, es steht nichts daran. Dieser Lift soll die 6 Treppenstufen überwinden und daran schließt sich dann ein Fahrstuhl an. Dieser Fahrstuhl fährt zur Ladenstraße.

An der Wand ist ein Schalter mit oben und unten zu sehen. Ich drücke auf den Pfeil nach oben und der Bogen des Lifts öffnet sich. Ich fahre also auf die Plattform hinauf. Im Lift drücke ich auf den Schalter oben und der Arm schließt sich. Mein Rollstuhl und ich sind nun also gut gesichert auf der Plattform. Als ich wieder auf den Knopf nach oben drücke passiert nichts. Gar nichts. Ich versuche den Arm zu öffnen um heraus zu fahren. Wieder geschieht nichts. Ich hole mein Handy hervor um im Shoppingcenter anzurufen und die Sachlage zu schildern. Kein Empfang.

Am Lift selbst sind mehrere Knöpfe – aber kein Notfallknopf. Lediglich eine Notfalltelefonnummer. Aber diese kann ich ohne Empfang nicht anrufen.

Ich warte.

Versuche das ganze Prozedere erneut.

Nichts.

Ich rufe – niemand hört mich.

Ein Screenshot der zeigt, dass keine Verbindung möglich ist

Die Tür des Fahrstuhls öffnet sich kein einziges Mal.

Ich stecke fest. Kein Rein und kein raus.

Niemand weiß wo ich bin – außer der Security vom Haupteingang, aber der wird mich sicherlich nicht suchen.

Minuten kommen mir wie eine Ewigkeit vor. Ich überlege was ich tun kann. Außer versuchen die Polizei zu rufen – ohne Empfang – fällt mir nichts ein.

Ich schaue wieder aufs Handy, versuche mich in ein W – Lan einzuwählen. Auch hier scheitern.Ich spüre wie ich es Panik bekomme. Alles in mir ist angespannt. Ich setzte mir ein Zeitlimit. Wenn ich in einer Stunde immer noch hier sitze, rufe ich die Polizei an.

Nach 48 Minuten höre ich die Tür und rufe – anscheinend sehr verzweifelt. Eine ältere Frau steht vor mit. Ich bitte sie den Schalter an der Wand zu betätigen und bete inständig, dass er funktioniert. Ja, der Arm öffnet sich und ich kann heraus fahren. Ich bedanke mich unendlich oft bei ihr und sie erzählt mir, dass das jetzt reiner Zufall war. Sie sei auf der Suche nach einer Toilette.

Das Gebäude habe ich nicht betreten. Ich habe aber den Verantwortlichen eine Mail geschrieben. Doch die Antwort war nur, dass es ihnen leid täte und sie diese Art von Beanstandung noch nie zuvor gehört hätten.

Danke auch –

wheelymum

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