In den letzten Monaten habe ich mich, immer wieder, mit dem Thema Hochsensibilität (HSP) beschäftigt. Es war eine Art Selbststudium und ich habe viele, viele Bücher gelesen, mich in Gruppen ausgetauscht und ettliche Gespräche mit unserem Kinderarzt darüber geführt. Bei Jil von Herzenbunt habe ich bereits ein Interview darüber gegeben. Hochsensible Menschen nehmen mehr wahr als andere, sie sind sensibler und haben häufig ein höheres Einfühlungsvermögen. Die Kehrseite kann sein: Hochsensible leiden auch schneller unter Reizüberflutung, können nicht nein sagen und neigen zur Selbstausbeutung. Hochsensensibel sind ca. 20% der Menschen.
Heute möchte ich drei Bücher zu dem Thema vorstellen und rezensieren, die ich in den letzten Wochen gelesen habe. (Beitrag enthält affiliate – Links)
Wenn die Haut zu dünn ist: Hochsensibilität – vom Manko zum Plus
Rolf Sellin beschreibt in seinem Buch Wenn die Haut zu dünn ist Hochsensibilität vom Manko zum Plus was HSP ist und wie es sich – teilweise sehr unterschiedlich und individuell – äußern kann. Ich empfinde dieses Buch, als ein Einstiegsbuch in das Thema, für gut.
Es gibt mehrere Tests, die grob untersuchen ob man ein HSP sein könnte und auch Problemerkennungen sowie Lösungsvorschläge werden angesprochen.
Die einfache und klare Spreche, hat mir gut gefallen. Es geht hier nicht um wissenschaftliche Abhandlungen, sondern um persönliche Erfahrungen. Durch verschiedene Fallbeispiele, zum Teil auch aus dem Leben des Autoren, wird das Thema wird authentisch kommuniziert. Hochsensibel bedeutet hier, das die Menschen mehr wahrnehmen als andere. HSP – Menschen empfangen mehr Informationen und Reize aus ihrer Umwelt und müssen diese dann natürlich auch entsprechend stärker verarbeiten. Das kann Vorteile und Nachteile haben. In diesem Buch geht es darum, de Blickwinkel, weg vom Leiden und der Belastung durch die Hochsensibilität hin zum Positiven. Hochsensible haben eine größere Wahrnehmungsfähigkeit. Sie nehmen das Leben und seine Facetten deutlich stärker wahr (Farben, Formen, usw) Dies kann auch schnell in der Reizüberflutung enden. Hier hilft es Techniken zu kennen, um mit dieser Fülle beser umzugehen.
Menschen mit HSP haben häufig ein besseres Einfühlungsvermögen. Sie sind sensibler und spüren häufig auch die Gefühle ihrer Mitmenschen. Andererseits können sie sich oft nicht genug abschotten. Sie nehmen die Gefühle und Gedanken der anderen oftmals stärker wahr als die eigenen oder sie können diese Gefühle nicht verarbeiten.
Viele Hochsensible schätzen Harmonie und Perfektionismus. Die Welt zu verbessern, kann eine Grundhaltung sein. Auf der anderen Seite, kann es hier wiederum passieren, dass sie dabei über eigene wie fremde Grenzen gehen.
Es sind wille Konjungtivsätze vorhanden, denn jeder Hochsensible fühlt und handelt anders. Alles kann, nichts davon muss. Und genau das wird, wie oben bereiets erwähnt, in „Wenn die Haut zu dünn ist“ beschrieben. Um den Fokus auf das Positive zu lenken, werden immer wieder kleine Übungen, Fragen und Selbstreflexionen eingebaut.
Die Kernthemen sind die eigene Wahrnehmung und der Umgang damit. Sicherlich gibt es hierfür noch weitere, ausführlichere Bücher – aber als Einsteigerbuch für Menschen, die sich mit dem Thema beschäftigen möchten, halte ich dieses Buch für sehr geeignet.
Leider wird in diesem Buch auch immer wieder Werbung für die Kurse von Rolf Sellin gemacht. Zu beginn störte mich das weniger, gegen Ende, ist es mir leider doch etwas too much gewesen.
Auch das zweite Buch stammt von Rolf Sellin und ist ebenfalls im Köselverlag erschienen. Bis hierher und nicht weiter: Wie Sie sich zentrieren, Grenzen setzen und gut für sich sorgen. – Mit Test: Wie gut können Sie sich abgrenzen?
Dieses ist ein Buch aus dem ich persönlich viel Kraft ziehen konnte. Denn ich es wurden Zusammenhänge deutlich. Gleichzietig ist es ein Buch, nicht nur für Menschen mit Hochsensibilität. Vielmehr geht es wirklich darum Grenzen zu setzten und sich zu zentrieren. Da dies Hochsensiblien häufig noch schwerer fällt, nehme ich es gerne mit in diese Bücherreihe mit dazu. Ein paar Fragen:
- Sagt ihr viel zu häufig „ja“ statt „nein“ ?
- Fällt es schwer, Einladungen abzulehnen?
- Mehr Essen, als eigentlich Hunger vorhanden ist ?
- Nehmt ihr Anliegen anderer wichtiger, als die eigenen?All das sind einfache Situationen, in denen es um die eigenen Grenzen geht. Situationen die wohl jeder kennt. Aber wo ist die eigene Grenze? Und wie kann ich es schaffen die se Grenzen wahrzunehmen? Am besten bevor und ich sie selbst überschreite und es erst merke, wenn es eigentlich bereits zu spät ist ?
Dazu bietet das Buch eine gute Übersicht:
- eigene Grenzen aufspüren und wahrnehmen
- sich selbst in den Fokus stellen, besinnen und konzentrieren
- Abgrenzung: Mental, Körperhaltung, Gesitik, verbal
- Grenzüberschreitungen
Der Autor zeigt, dass Grenzen weniger beschränkende, sondern vielmehr positive Auswirkungen haben. Das ist die Kernaussage dieses Buches. Grenzen helfen einem selbstbestimmter durchs Leben zu gehen. Denn diese Grenzen geben Sicherheit und sind mit Eigeverantwortung und Stärke verbunden.
Damit dies gelingen kann, ist es wichtig in Kontakt mit dem eigenen Körper zu kommen. Er kennt unsere Grenzen und weiß wann diese zu weit oder zu eng sind. Aus diesem Grund ist die Wahrnehmung des eigenen Körpers und die Zentrierung in ihm, ein erster Schritt hin zum besseren Grenzensetzen sein. Für Grenzen bei sich selbst und für Grenzen im Kontakt mit anderen.
Für mich ein sehr spannendes Kapitel, ist das, in dem es im Abgrenzung geht und die eigenen Widerstände. Warum fällt es uns so schwer, sich abzugrenzen? Glaubenssätze, Macht, Angst und Schuldgefühle kommen hier zum Vorschein und gleichzeitig natürlich auch das Spiegeln unserer Eltern. Wie wir als Kinder die eigenen Eltern und ihren Umgang mit Grenzen wahrgenommen haben, so haben sich viele manifestiert. Was können wir tun um dies zu ändern und unseren Kindern anderes vorzuleben?
Rolf Sellin erklärt gut und detailliert – ohne zu wissenschaftlich zu werden. So wird klar was Ursache und was Wirkung ist. Das gefällt mir gutm denn dadurch ist es sehr verständlich und man erfährt, wie die Abgrenzung im Alltag umgesetzt werden kann.
Auch in diesem Buch sind wieder einfache Übungen und Reflexionsfragen. Ein Selbsttest zum Schluss, kann einem helfen eine etwas objektivere Selbsteinschätzung zu erhalten.
Das Das überreizte Kind: Wie Eltern ihr Kind besser verstehen und zu innerer Balance führen ist ein Buch von Stuart Shanker und mein absoluter Top – Tipp! Der Autor ist Professor für Psychologie und Philosophie in Kanada eine Methode der Selbstregulierung entwickelt. Laut ihm ist diese Methode für alle Kinder geeignet. Mich hat bereits der Titel an das Thema Hochsensibilität erinnert.
Der Autor beschreibt, dass viele Kinder unruhig, unkonzentriert, aggressiv und hyperaktiv sind. In der Beschreibung der Erwachsenen werden sie als schweirig oder anstrengend empfunden. Teilweise auch als therapiebedürftig. Die Überraschung ist, das die Kinder eigentlich „nur“ überreizt sind. Diese Kinder haben zu viel Stress und dass kann die unterschieldichsten Ursachen haben: “Und unter Stress versteht man dabei alle Stimuli, die uns dazu bewegen, Energie aufzuwenden, um eine Art von Gleichgewicht zu wahren. … Wenn die Stressbelastung eines Kindes konstant zu hoch ist, erholt es sich möglicherweise nicht mehr vollständig davon, und seine Anfälligkeit selbst gegenüber geringfügigen Stressfaktoren steigt.” (S. 15) Gleichzeitig wird deutlich aufgezeigt, wie wichtig die Arbeit der Erwachsenen ist und das genaue Hinsehen. Denn viele Probleme beruhen auf der Fehlinterpretation – des kindlichen Verhaltens. Unangepasstes Benehmen wird zu schnell auf Charakterschwäche zurückgeführt – statt die Ursachen der Gesamtsituation zu betrachten. Es ist nicht so, dass Kinder und Jugendliche nicht hören wollen, sie können es häufig nicht. Hier zeigen Kinder dann „auffällige“ Verhaltensweisen. Damit zeigt einem das Kind, dass es unter Stress steht und Hilfe benötigt.
Sein Statement „Es gibt keine schwierigen Kinder!“ .
Sind Kinder ( durch körperliche, emotionale, kognitive oder soziale Faktoren) überreizt, übernimmt der älteste Teil des Gehirns, das Reptiliengehirn, die Kontrolle. Es schaltet in Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsmodus, dafür werden „unwichtige“ Funktionen wie rationales Denken blockiert. Erst durch eine Beruhigung, kann man wieder auf rationale Gedanken oder Ansprachen reagieren. Hier braucht man Hilfe von außen, die einem beibringt, wie man es später alleine schaffen kann.
Jedes Kind ist unterschiedlich und individuell. So muss man auch immer individuell schauen, welche Stressausläser es gibt. Das bedeutet das man genau hinschauen muss, die fünf Schritte der Selbstregulation unterstützen zu können. Diese sind:
- die Signale ihres Kindes zu lesen und sein Verhalten umzudeuten
- die Stressfaktoren zu identifizieren
- diese zu reduzieren
- zu erkennen, wann das Kind UND man selbst zuviel Stress hat
-
herauszufinden, was dem Kind und sich selbst hilft, sich zu beruhigen (S. 15)
Das hilft nicht nur den Kindern, sondern auch einem selbst!
Aus diesem Grund liegt ein Hauptaugenmerk auf dem Unterschied zwischen Selbstregulierung und Selbstkontrolle. Denn das ist nicht das selbe. Konkrete und vor allen Dingen alltägliche Beispiele zeigen, wie Eltern diese den Kindern beibringen können. Vom Baby das nicht schlafen kann, bis hin zum Jungendlichen der sich ritzt.
Auch dem Thema Pubertät wird ein eigenes Kapitel zuteil. Gefühlt könnte ich über dieses Buch ein Buch schreiben. Es ist eine uneingeschränkte Lese – und Kaufempfehlung für alle Eltern und Pädagogen und für alle Menschen die sich mit dem Thema Hochsensibel befassen (auch wenn es nicht explizit erwähnt wird)
Der Buch „Das überreizte Kind“ zeigt, wie Eltern ihre Kinder besser verstehen – und zu mehr innerer Ruhe führen können. Es gilt, einen neuen Standpunkt einzunehmen! Kindzentriert, ohne Vorurteile und mit viel Aufmerksamkeit.
Viel Spass beim Lesen und stöbern,
Eure