Gastbeitrag einer Mama im Rollstuhl: Mein Mann und mein Kind denken anders als ich

Eltern mit Behinderungen

Heute habe ich einen Gastbeitrag, von einer Mama die Spastikerin und Rollstuhlfahrerin ist. Ihr Kind ist 6 Jahre alt. Sie hat aus ihrer Sicht diesen Beitrag geschrieben. Ganz persönlich….. Ihr Mann und ihr Kind sind autistisch. Es gibt wundervolle Menschen im die aus ihrer Sicht über ihren Autismus und ihre Diagnose schreiben. Hier können wir die Sicht einer Angehörigen – Mama und Frau dazu lesen.

 

Ich unter Aspies – Neurotypsche und logischbasierende Denkweisen

Ich könnte darüber tausend Seiten schreiben, aber das wäre nicht genug gewesen für das, was mir vor Monaten mitgeteilt wurde von einem Menschen den ich seit über zehn Jahren liebe, dass er nicht so denken kann wie ich und es auch nie können wird und mein Kind auch nicht.

Er und wahrscheinlich auch mein Kind sind Asperger Autisten – sehr intelligente Autisten, die sich teilweise an die Gesellschaft anpassen, es ihnen aber oft nicht guttut. Mittlerweile auch diagnostiziert bei beiden.

Wer mich kennen gelernt hat weiß, dass ich es liebe unter Menschen zu sein und für sie da zu sein, außer ich bin krank im Bett. Man kann sagen, das ist bzw. war bevor ich Mutter wurde ein wichtiger Faktor meines Lebens. Mein Kind war da anders. Es wolle anfangs nicht kuscheln, ist immer vom Cafe abgehauen sobald es nichts mehr zu essen gab und wenn es das doch tat, dann um einen Monolog zum Besten zu geben wie man mit einem Spielzeug spielt. Das war bis zum dritten Lebensjahr und
wurde besser. Es kamen aber andere Dinge immer wieder dazu. Wir haben ihn gut erzogen, mit viel wiederholen und vielen Regeln und Abläufen – objektiv betrachtet halb wie ein Kind und halb wie einen Roboter programmiert.

Neurotypsche Denkweisen nennt man normal. Fast jeder will zu einem gewissen Grade ein Teil der Gesellschaft sein und viele Menschen genießen es sich unter anderen zu bewegen. Sie spüren positive und negative Einflüsse in Gefühle zum Beispiel auf einer Veranstaltung. (Nicht alle) Asperger können instinktiv emotional positive und negative Stimmungen anderer wahrnehmen und jede Menschenmasse ist ihnen entweder zuviel oder zuwider – in dem Punkt sind angeblich Frauen mehr angepasst. Autisten haben logischbasierende Denkweisen, die immer hinterfragen zum Beispiel
warum braucht die Gesellschaft Drogen, laute Geräusche, Smalltalk und die Nähe anderer.

Wenn Asperger Spaß haben, dann (oft) mehr in etwas erzählen, erschaffen, zerlegen oder diskutieren. In Deeptalk sind sie direkt und hemmungsgslos ehrlich – Das größte Arschloch oder ein extrem guter Freund. Je länger man sie kennt desto weniger merkt man, dass sie anders sind. Nur wenn man unter einer Gruppe von Fremden ist, sind sie auffallend oder unbeholfen.

Es gibt Asperger die sich weniger und mehr spüren. Wir konnten zum Beispiel oft unser Baby nicht beruhigen und wir wurden getreten und gebissen wenn wir es durch kuscheln versucht haben. Nach dem Motto: „Eure nähe nervt! Verpisst euch! Warum kann ich noch nicht reden und gehen, damit sie nicht mehr an mir kleben…“ Mein Mann und mein Kind sind hochintelligent. Das heißt sie sind sehr gut in der Schule und in der Arbeit. In der Regel sind mehr als 15 Menschen ihnen aber zu viel, denn das Gehirn nimmt zum Beispiel jede Form eines Geräusches, jede Berührung und jede Bewegung
ungefiltert wahr. Das ist im Kindergarten momentan sehr schwer.

Darum haben wir gedacht es ist hochsensibel. Aber zum Beispiel ich bin hochsensibel und spüre, wenn ich jemanden wehtue. Nicht alle Autisten merken es, wenn sie dich verletzt oder gekränkt haben. Du musst es ihnen verbal erklären, weil sie nicht oder nicht gut Körpersprache lesen können. Sie können Emotionen durch das Bildgedächtnis lernen, aber nicht durch automatisches Mitgefühl. Zum Beispiel wissen sie nicht, warum ich weine. Oder wissen nicht, wenn ich traurig bin, dass ich auch nicht weinen kann. Meine zwei Jungs sind aber selbst im guten und im schlechten sehr oder gar nicht emotional – andere sind gar nicht emotional. Das ist wie ein Schalter.

Zum Beispiel mein Kind ist gestresst und verwandelt es in wütend sein, das raus muss. Wenn mein Kind aber nicht gestresst ist ist es voll lieb, sehr verträumt, ehrlich und erklärt den Erwachsenen die Welt – seine Welt, die wir ihm geschaffen und erklärt haben. Es ist jetzt sechs Jahre alt geworden und ist emotional teilweise noch wie drei Jahre alt und intelligent wie sieben bis acht Jahre. Durch Therapie versuchen wir es emotional zu fördern.


Es wiederholt auch ständig neue Reihenfolgen, Gespräche, Daten, Bücher etc.. Das heißt es lernt viel auswendig. Beide haben spezielle Wissensgebiete und wissen immer besser als ich wer wann was gesagt hat. Man nennt Asperger deswegen auch kleine Professoren.

Der erste Satz von ihm zum
Beispiel war: was ist das? Und mit drei Jahren: Wer hat die Welt gebaut?

 


 

Danke für diese Offenheit und ganz persönliche Sichtweise. Autismus oder Neurodiversität sind so vielfältig, wie jeder Mensch selbst. Es gibt bestimmte Merkmale doch diese treffen nie bei allen Menschen zu und sie unterscheiden sich auch in den Auswirkungen. 

Geht es dir vielleicht ähnlich? Oder hast du ganz andere Erfahrungen gemacht? 

 

 

 

wheelymum

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