Heute war er da – der letzte Schultag vor den Sommerferien. Und irgendwie war heute alles ein bisschen mehr: mehr Trubel, mehr Emotionen, mehr loslassen, mehr Vorfreude.
Schon am Morgen lag eine besondere Stimmung in der Luft. Der Tisch gedackt mit den Taufkerzen und einem Mutspruch. Die Kinder waren aufgedreht, ihre Körper voll mit Energie und Emotionen. Während ich versuchte, zwischen großer Brotdose (wegen Abschlussfrühstück) und ausgelaufener Trinkflasche meine eigenen Gefühle zu sortieren. Abschiedsschmerz mischte sich mit Erleichterung. Ich wusste: Heute ist nicht nur Schuljahresende, sondern auch mein letzter Therapietermin mit der besten Therapeutin. Ein Kapitel schließt sich. Die Kinder ziehen los, mit Abschiedsgeschenken für die Lehrkräfte, einem persönlichen Brief, ein Kind mit Spielen für den letzten Schultag.
Ich habe mein Abschiedsgeschenk für die Therpie fertiggemacht. Etwas für die wunderbare Fraz und eine Kleinigkeit für ihr Baby, dass sie bald in den Armen halten darf. Die Stunde bei meiner Therapeutin war toll. Wir haben gelacht und geweint und dazwischen etwas gearbeitet. Ich ging mit einem Gefühl von innerer Aufgeräumtheit und Mitfreuen – bereit für eine neue Etappe.
Wieder zu Hause warteten die Überraschungskörbchen auf ihre Fertigstellung. Jedes Jahr frage ich mich, warum ich das nicht früher mache, aber es geht sich dann doch immer wieder aus. Ich habe mit Liebe kleine Ferienfreuden zusammengestellt – eine kleine Geste, die zeigt: Ich sehe euch. Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit.
Für jedes Kind seine Lieblingssüßigkeit, ein besonderes Getränk, etwas zum spielen, etwas sommerliches, ein gemeinsames Spiel und für jeden ein Buch – auch für mich.
Für das Januarwunder haben wir Das superdicke kunterbunte Buch der Kinderrätsel ausgewählt. Hier kann es lesen üben, ohne dass es ihm bewusst wird, in dem er die Aufgabenstellungen liest. Dazu sind unsagbar viele Rätsel vorhanden, die es super abwechlsungsreich machen. Ich dachte eigentlich, er kann es für Autofahrten oder Zugfahren nutzen oder beim zelten, aber er war so begeistert, dass es sofort mit einem Labyrinth und Sudoku anfing als er aus der Schule nach Hause kam.
Bei Junior lässt die Lesefreude leider schon wieder nach – mit einem Buch als Roman brauche ich ihm nicht zu kommen. Auch nicht mit Comics oder Novel. Aber wie wäre es mit einem Buch, dass an die heutige Zeit anschließt und etwas zum Thema Kommunikation zu sagen hat? Ich habe „Vom Rauchzeichen zum Smartphone“ gelesen und fand es gut, denn es geht darum wie Menschen in Verbindung bleiben. Es nimmt uns mit auf eine Zeitreise – wie finden Sender und Empfänger zusammen, wie war es früher wie könnte es in Zukunft sein. In 5 Kapiteln geht es um das Sprechen, um Zeichen geben, um Lesen und Schreiben, ums Funken und digitale Kommunikation geht. Am Ende finden sich Überlegungen was die Zukunft in puncto Informationsaustausch, aber auch zwischenmenschliche Beziehungen geschehen könnte und warum der Austausch von Mensch zu Mensch so wichtig ist. Dazu finden sich kleine Bastelarbeiten und Experimente. Vielleicht cacht es ihn ja – wir werden sehen. Auf jeden Fall ist damit ein wichtiges Gesprächsthema gegeben, denn auch hier steigt die Medienzeit in den Ferien immer an. Ich denke wie in fast allen Familien.
Dabei bin ich ein gutes Vorbild, was lesen angeht. Ich habe mir das Buch: Das Spiel der Seelen geschenkt. Es ist der zweite Band der Netflixserie Das Mädchen im Schnee. Diese habe ich nicht gesehen aber das Buch gerne und schnell gelesen. Auch mit diesem Buch beginne ich gleich am Mittag, als alle gerade mit etwas beschäftigt sind. Die Journalistin Miren Triggs (bereits aus Teil 1 bekannt) und ihre Bekannten sind der Aufklärung und Recherche zu einem Mordfall. Die Kapitel werden aus der Erzählerperspektive geschrieben, nur Miren selbst erzählt in der Ich-Form. Ich mochte die Hauptfiguren wieder sehr gerne und habe auch deren Beziehungen als stimmig empfunden. Die Geschichte spielt in New York 2011 an . einer streng christlichen Schule Die einzelnen Handlungsstränge sind für mich noch nicht völlig schlüssig, aber ich bin auch erst auf Seite 114. Schließlich liegen vor mir auch noch ein paar Ferientage. Doch ich spüre schon jetzt, wenn ich in diesem Tempo weiterlese, weil mich das Buch fesselt, ist es ziemlich schnell vorbei. Was ich ganz besonders mag, sind besondere Stellen im Buch oder Zitate, die ich liebe.
Und dazwischen? War ich einfach Mama. Tröstend, wenn Tränen flossen beim Abschied von Lieblingslehrkräften. Mitlachend, wenn Zeugnisse zerknittert aus Ranzen gezogen wurden. Dazwischen noch so viel Material, dass wir jetzt irgendwie verräumen sollen. Am Nachmittag gehen wir gleich noch neue Schulmaterialien kaufen. Als Wunschessen zum letzten Schultag soll es chienesich sein. Wunsch erfüllt – ganz fotofrei, dafür lecker.
Wieder zu Hause wird ein Koffer gepackt für die Ferienfreizeit eines Kindes und die traurige Botschaft vom Tod von Laura Dahlmeier beschäftigt mich sehr. Ich muss das alles irgendwie sacken lassen. Was für ein Tag.
Ein Tag voller Gegensätze – leise Abschiede, laute Vorfreude. Ich bin müde. Aber auch: stolz. Und bereit für sechs Wochen Sommerchaos, Eisflecken auf T-Shirts, spontane Ausflüge und laue Abende mit Sand in den Schuhen sobald der Regen aufgehört hat.
Ferien, wir sind bereit.