Unsere Weltlage ist so, dass viele Themen in der Familie besprochen werden, die gar nicht so einfach sind.
Aber das ist ok.
Wir wollen unseren Kinder eine Gute Kindheit ermöglichen, dabei ist es wichtig, auch schwere Themen in einem sicheren Rahmen anzusprechen. Wie lässt sich die Welt nach einem Krieg heilen? Diese Frage stellte mein Kind und dazu hatte es gant viele Fragen zu seinem Uropa, der im 2 Weltkrieg war und in Gefangenschaft kam. Wir haben viel gesprochen, doch viele Fragen konnte ich auch nicht beantworten. Wie ging das Leben danach weiter?
Wir haben in unserer eigenen Familiengeschichte geaschaut, denn es ging weiter, sonst wären meine Kinder und ich heute nicht da und könnten darüber philosphieren. Jella Lapman, hatte auch eine Idee dazu und sagt, es lässt sich mit Geschichten heilen.
Genau davon erzählt dieses poetische, kluge und zugleich kindgerechte Bilderbuch. „Jella Lepman und ihre Bibliothek der Träume“ ist kein gewöhnliches Kinderbuch. Es ist eine biografische Erzählung über eine außergewöhnliche Frau, die nicht nur in der Geschichte der internationalen Kinder- und Jugendliteratur Spuren hinterließ, sondern vor allem in den Herzen zahlloser Kinder, die nach dem Zweiten Weltkrieg dringend Hoffnung brauchten. Die Autorin Katherine Paterson erzählt in klarer, zugänglicher Sprache vom Leben und Wirken Jella Lepmans. Die Illustrationen von Sally Deng machten es für mich zunächst nicht einfach, dieses Buch mit den Kindern zu lesen. Der Stil ist speziell, doch ich habe mich von Seite zu Seite mehr daran gewöhnt.
Einem Kind gefiel das sehr gut, dem anderen eher nicht. Doch sie sind auf jeden Fall detailreich und atmosphärisch. Bereits das Cover lädt ein in eine Welt, in der Bücher Brücken bauen. Jella ist umringt von Kindern unterschiedlicher Herkunft, ein märchenhaftes Hofensemble im Hintergrund, bekannte Figuren aus Kinderbüchern wie Winnie Puuh oder der Tiger aus „Der Tiger, der zum Tee kam“.
Sie alle symbolisieren, was Jella Lepman erkannte: Geschichten schaffen Verbindung über Grenzen hinweg. Die Biografie selbst ist klug gekürzt und dennoch tiefgehend. Sie begleitet Jella von ihrer frühen Kindheit bis zu ihrer visionären Arbeit nach dem Krieg: Sie kehrt in das zerstörte Deutschland zurück, um im Auftrag der US-Armee beim Wiederaufbau zu helfen – und hat die Idee einer Kinderbuchausstellung, die zu einer internationalen Bewegung wurde. Aus dieser Ausstellung entsteht schließlich 1949 die Internationale Jugendbibliothek in München, die bis heute existiert. Ich muss ja gestehen, dass ich zuvor noch nicht allzuviel von Jella Lepmann gehört habe. Einmal kurz im Fach: Kinder – und Jugendliteratur, doch ich hatte das nicht weiter nachverfolgt.
Das Buch verschweigt die dunklen Kapitel nicht: Jellas Flucht vor den Nationalsozialisten, die Zerstörung durch den Krieg, das Misstrauen, dem sie als Frau begegnet. Doch der Ton bleibt immer kindgerecht und hoffnungsvoll, ohne zu beschönigen. Besonders gelungen ist, wie das Buch historische Fakten mit emotionaler Tiefe verbindet: Jellas Glaube an das Gute im Menschen, ihr Mut zur Utopie, ihr beharrliches Engagement werden greifbar. Es gibt Doppelseiten, die man lange betrachten möchte, weil sie so viele kleine Geschichten erzählen: Kinder, die staunend Bücher entdecken, zerstörte Straßen, die durch Lesen wieder mit Leben gefüllt werden. Empfohlen wird das Buch offiziell 10 Jahren. ich teile das. Und finde gleichzeitig. dass es auch ab 8 Jahren vorgeleesen werden könnte. Kinder im Grundschulalter können die Geschichte mit Begleitung gut verstehen, insbesondere wenn man sich beim Vorlesen Zeit nimmt, Begriffe erklärt und die historischen Bezüge kindgerecht einordnet.
Für ältere Kinder (8–12 Jahre) bietet es einen hervorragenden Einstieg in Themen wie Nachkriegsgeschichte, Flucht, Mut und zivilgesellschaftliches Engagement. Doch es hat wirklich viel Text und ich würde aus diesem Grund wirklich erst etwas später damit einsteigen. Dieses Buch zeigt, dass auch eine einzelne Person die Welt verändern kann – nicht durch Macht, sondern durch Mitgefühl, Ideenreichtum und Beharrlichkeit. In einer Zeit, in der viele Kinder (und Erwachsene) von Krisen, Krieg und Spaltung hören, gibt dieses Buch eine Antwort: Geschichten verbinden. Bücher können Trost spenden, neue Perspektiven öffnen, Menschen zusammenbringen. Für uns Erwachsene ist es eine Erinnerung daran, wie viel Macht in Büchern und Menschen steckt, die an das Gute glauben.