Glück ist das Gegenteil von Gerechtigkeit – Am Beispiel von GAIA – Ausflugstipp in Karlsruhe

Die Lichtinstallation der Erde schwebend in der Kirche

 

“Glück ist das Gegenteil von Gerechtigkeit”

diesen Satz hörte ich auf einem Symposium und seit dem verfolgt er mich in so vielen unterschiedlichen Lebensbereichen. Ich würde diese gerne in Zukunft immer wieder einmal aufgreifen, wenn ich denke dieser Satz passt doch ganz gut dazu.

Ich möchte es hier und heute zum ersten Mal an einem kleinen, vielleicht auch unbedeutendem Beispiel aufzeigen.

Am Wochenende waren wir Karlsruhe. Es gab einiges zu erledigen und ich wollte zu gerne „Gaia“ Die Weltkugel in der evangelischen Stadtkirche anschauen. Bis zum 6.10.2024 kann das blaue Wunder von jedermensch bestaunt werden. Aber wirklich von jedem?

Es ist eine Kunstinstallation von Luke Jerram, die mit ihren 7 Meter Durchmesser, leuchtet und sich in der Stadtkirche dreht. GAIA nach der griechischen Gottheit benannt. Es gibt ein Programm, das sehr vielfältig ist und auch Menschen mit Sehbehinderungen beschreiben kann, was hier zu sehen ist. Im hinteren Teil der Kirche gibt es einen extra Bereich für Kinder, mit Spielsachen und Büchern und immer den Blick auf diese imposante Weltkugel.

Es gibt Sofas und Musik, unterschiedliche Sitzgelegenheiten und so bietet diese Installation die Möglichkeit mit etwas Abstand auf unsere Erde zu schauen.

Was hat das jetzt aber mit Glück ist das Gegenteil von Gerechtigkeit zu tun?

Naja, im Großen auf jeden Fall etwas mit unserer Welt. Unsere Welt ist nicht gerecht. Wir Lebewesen haben vielleicht Glück an einem Ort zu leben, an dem es uns gut geht. Oder wir habe Glück, nicht von den Naturkatastrophen betroffen zu sein, oder, oder, oder… diese Liste liese sich vermutlich unendlich fortsetzten.

An diesem Tag, an dem wir in Karlsruhe waren, hatte ich einfach Glück. Gerecht wäre es, wenn wirklich alle Menschen die Chance hätten GAIA zu sehen. Es wird auch wirklich viel dafür getan, und es ist kostenlos.

Aber das bedeutet noch immer nicht, dass auch alle hinein können. Mit dem Rollstuhl könne ich leider nicht hinein, sagte man meinem Mann. Dabei ist am Hauptportal ein Rollstuhlzeichen, das anzeigt, man müsse einmal auf die Rückseite der Kirche.

Doch die Tür war verschlossen und auf Nachfrage gab es die Antwort – der Lift sei defekt, schon lange und ich solle mich beschweren. Es gäbe eine Rampe aber diese sei nur für Aktivrollstuhlfahrer nutzbar.

Ich schickte also meine Familie in die Kirche und versuchte von außen vor den Treppen etwas zu erspähen. 4 Menschen haben mich angesprochen, ob ich denn nicht auch hinein wolle, man würde mir helfen oder nachfragen, immerhin sei da auch ein Rollstuhlzeichen. Ich erklärte den Sachverhalt.

 

Eine freiwillige Helferin kam zu mir heraus, entschuldigte sich mehrfach und berichtete von den Schwierigkeiten, die sie mit dem Zugang für Rollstuhlnutzende haben. Es sei ihr so peinlich, denn ca. alle 2. Stunden käme eine Person im Rollstuhl und diese müssen sie dann wegschicken. Ich solle mich doch bitte unbedingt beschweren. Vor einer halben Stunde haben sie einen Rollstuhlfahrer mit vereinten Kräften hineingetragen. Aber das wäre mit dem E – Rollstuhl ja nicht möglich.

Korrekt und ich erkläre auch gerne, warum ich mich nicht tragen lassen möchte. Wir kommen in ein gutes Gespräch und tauschen uns aus, während mein Sohn ganz aufgeregt die Treppen herunter gerannt kommt und ruft:

„Mama, Mama, wir haben Glück. Da ist jemand gekommen, der den Lift bedienen kann und weiß wie du reinkommen kannst – fahre schnell zum Hintereingang.“

Ich verabschiede mich und fahre zum Hintereingang. Werde mit einem Lächeln begrüßt und bekomme erklärt, wir schwierig es ist, diesen Lifter zu bedienen, da er so sensibel ist und mehr streikt als fährt. Aber sie sei nun da um mit mir dieses Problem zu lösen und mich zu GAIA zu bringen.

Es hat geklappt. Aber alleine, dass die Konstruktion so empfindlich ist, dass sie nur von einer oder zwei Personen bedient werden kann, zeigt wie oft man Glück braucht. Gerecht wäre es, wenn es einen Zugang für alle Menschen gegeben hätte, ohne die Hilfe von Dritten.

Ich möchte hier aber nicht undankbar wirken. Ich war sehr glücklich, dass ich ich unsere Welt einmal so sehen durfte.

wheelymum

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1 Kommentar

  1. Uta Blömeke

    Ich treffe immer viele hilfreiche Menschen an, die auch gelegentlich verzweifeln.
    Bei diesem Lift ist ,glaube ich, die Stadt in der Pflicht.

    Antworten

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