Der 12. Januar begann wie jeder Tag mittlerweile mit einer Runde Coronatests.
Danach warteten die Vesperboxen.
Immer wieder kommt auch das Thema Lohn und Entgeldzahlung für Menschen mit Behinderungen zum tragen. Klickt gerne auf das Bild um mehr zu erfahren.
Dazu passt auch der Artikel den ich im Kurier lese:
Das was hier geschieht nennt sich bluewashing. Eine große Firma spart Geld und vergibt Aufträge an Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, die dort auch Geld damit verdienen. Die Menschen die dort arbeiten bekommen aber nur ein Taschengeld und arbeiten für ca. 1,35€ in der Stunde. Nach außen wird das ganze als gute soziale Tat getarnt, dabei wird ein System unterstützt, dass Menschen mit Behinderungen echte Teilhabe und Inklusion verwehrt und sie zu Menschen 2 ter Klasse degradiert. Schaut euch dazu gerne nochmal das Video an: Im Inklusionsdschungel ⋆ Wheelymum
Danach setzte ich mich endlich an meinen Bücherstapel, da ich euch noch so viele tolle Bücher zeigen möchte. Wenn ihr auf die Bilder klickt kommt ihr zum Partnerprogramm und könnt die Bücher nachkaufen. Natürlich geht das auch in der Buchhandlung, beim Verlag direkt oder vielleicht findet ihr das ein oder andere auch in der Bibliothek.
Beim ersten Buch dachte ich zunächst, ich könnte es gar nicht lesen, da die Schrift sehr klein und die Zeilenabstände relativ gering waren, Doch ich habe mich geirrt. Denn der Inhalt und die Schreibweise von Shabnam und Wolfgang, den Eltern von Jael, hat mich so gefesselt, dass ich das Buch gar nicht aus der Hand legen konnte. Zwischen Tagebucheinträgen und Erzählungen steigen wir als Leser in die Schwangerschaft ein, in ein Wirr – Warr, aus Diagnosen, Verdachtsmomenten und ein Gefühlschaos. Bereits ab der ersten Seiten schwingt der Tod des Babys mit, dabei ist es noch nicht einmal geboren. Es stellt sich nach der Geburt heraus, dass Jael Trisomie 18 hat,. Diese Diagnose ist ein Todesurteil. Doch wenn wir ehrlich sind, ist die Geburt von uns allen ein Todesurteil, denn wir alle werden sterben. Bei Kinder mit Trisomie 18 ist das laut Statistik ziemlich früh der Fall. Die meisten sterben in den ersten Tagen oder Wochen. Jael war das erste Kind der Uni – Klinik, welches mit dieser Diagnose das Krankenhaus verlassen hat. Und sie lebt. 13 Jahre lang. Sie wird von ihren Eltern geliebt, unterstützt und verlangt dem Leben einiges ab. Im Vordergrund dieses Buches steht nicht das Sterben oder der Tod. Es ist das Leben und die Lebe. Die Bereicherung, die Lebensfreude und das Wesen von Jael. Wie sie das Leben anderer Menschen reicher gemacht hat und Jaël kannte nur dieses Leben und nach meinem Gefühl her hat sie es genossen und sehr geliebt. Sie ist und war wirklich ein wundervoller starker kleiner Mensch, mit unheimlich viel Lebensfreude. Jaël, ist nicht in dem Bewusstsein aufgestanden, das sie Krank ist und sterben wird, so vermittelt es mit dieses Buch, sie ist viel mehr mit einer großen Neugierde aufs Leben aufgestanden und mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Im letzten Teil kommt das Thema Abschied und Loslassen, aber auch das voller Liebe.
Amili Targowik hat ebenfalls eine eigene Geschichte, Sie ist 1995 in Tel Aviv mit einer Hirnschädigung geboren. “Als Kind dachte ich, dass alle Menschen behindert geboren werden und mit i18 die Lizenz zum gehen erhalten.” Puh welch ein Satz. Er hat mich lange nachdenken lassen. Er hat mich nachdenklich zurück gelassen. Amili bekommt eine Schwester und als diese zu laufen beginnt, weiß Amili nicht was mit ihr geschieht. Sie versteht die Welt nicht mehr und hört auf zu reden. 18 Monate lang schweigt sie. Mittlerweile lebt sie und ihre Familie in Deutschland und sie erhält allerhand Therapien. Das Bewusstsein anders zu sein und die Behinderung von klein auf zu haben, damit durch Kindheit, Teenageralter und ins junge Erwachsenenleben zu starten, ist etwas was mich von Amili unterscheidet und mich vielleicht auch genau deswegen so gefesselt hat. Es ist keine Lobeshymne auf das Leben mit Behinderung. Es stehen auch hier die Schwierigkeiten, die Dauer der Behinderung zu akzeptieren und die damit verbundenen Reaktionen ihrer Umwelt wie Kita oder Schule auszuhalten im zentralen Punkt. Zum Glück erfuhr sie immer starken Rückhalt in der Familie. Und zum Glück gibt es ein wirkliches Happy End mit einer wahrhaft integrativen, mutmachenden Schule in den USA. Da könnte sich so manche Schule hier mehr als eine dicke Scheibe abschneiden: auf die Stärken schauen, statt auf die Schwäche. Bekräftigen, Ermutigen, Angst nehmen. Amili hat Träume und alles daran gesetzt diese zu verwirklichen. Sie spricht heute 4 Sprachen, studiert und lebt abwechselnd in Tel Aviv und München.
Kerstin Held durfte ich auf einer Veranstaltung in Berlin kennen lernen. Dort ging es um die Kinder – und Jugendhilfe und die Zusammenlegung mit der Eingliederungshilfe. Kerstin hat dort die den Bundesverband behinderter Pflegekinder vertreten, ich den behinderter Eltern. Mit ihrer klaren und offenen Art, hat sie mich sofort beeindruckt. Herzlich, offen, aber auch hartnäckig und bestimmt lernte ich sie kennen und schätzen. Im Buch Mama Held lernt man nun ihre ganz private Seite kennen. Sie hat bis heute 12 Kinder als Pflegemama aufgenommen und 10 davon haben eine Behinderung. Sie setzt sich mit all ihrer Kraft dafür ein, dass diese Kinder eine Lobby bekommen. Auf Instagram gibt es wundervolle Einblicke auf aber ganz viel Aufklärungsarbeit wie zum Beispiel zum FASD (Alkoholmissbrauch in der Schwangerschaft) . Im Buch nimmt sie uns mit auf eine Reise durch ihr Leben. Für mich gefühlt das Leben, das so voll ist, voller Liebe, Ideen, Aktivitäten. Von Ferienfreizeiten, Petitionen, Unterrichtseinheiten, Trennungen, Arbeit mit Ministerien, Krankenkassen, Jugendamt, die Kinder die bei ihr leben und lieben. Für mich ist es schwer, dass Buch in Worte zu fassen, weil es so viel beinhaltet. Es zeigte eine Frau die alles in ihrer Macht stehende tut und noch viel mehr, um für Kinder ein Zu Hause zu sein. Familie. Heimat. Damit macht sie auch anderen Mut diesen Schritt zu gehen, denn Kinder sind doch das wertvollste und wie Kerstin sagt: ” Jedes Kind hat das Recht auf eine Familie”.
Für Kerstin und für uns alle ist das zentrale Thema Bindung. Über Bindung und wir wir es schaffen können, die Bindung zu stärken aber auch wie es gelingen kann, es zu überstehen, wenn wir genau so jemanden vermissen oder verletzte wurden, darum geht es im Kinderfachbuch: Ela, Elmo und die Zaubermomente aus dem Mabuse Verlag.
Ela stellt sich vor und erzählt, dass sie einen Freund hat, den niemand außer ihr sehen kann. Elmo. Elmo ist Elas personifiziertes Bindungsbedürfnis. Jeden Tag sammeln Ela und Elmo Zaubermomente – Momente, in denen Ela etwas Schönes mit anderen Menschen oder auch mit ihrem Hund erlebt. Es sind nicht die Menschen die gesammelt werden, sondern die Momente. Wenn sie zum Beispiel mit ihrer Mama Seifenblasen pustet, wenn ihr Bruder sie zum Trösten in den Arm nimmt, ihr Opa sie auf dem Fahrrad anschiebt oder ihre Tante einen Apfel für sie schnitzt, sammelt Elmo diese Zaubermomente als schwebende Kugeln in einem Beutel. Dies kann man zum Bespiel auch mit Christbaumkugeln zum selbstbefüllen wunderschön nachspielen. Menschen, mit denen Ela viele Zaubermomente erlebt, werden zu ihren Lieblingsmenschen und immer, wenn sie einen neuen Zaubermoment finden, fühlen Ela und Elmo sich wohl und freuen sich. Doch nicht immer gibt es Zaubermomente. Auch das kennen unsere Kinder nur zu gut. manchmal wird Ela von anderen Kindern geärgert, manchmal haben die Erwachsenen keine Zeit für sie, manchmal stirbt ein geliebter Mensch. Elmo wird dann ganz traurig oder sauer und Ela auch. Ihre Versuche, Elmo daraufhin unter den Teppich zu kehren oder in den Schrank zu sperren, bleiben erfolglos, deshalb probiert sie andere Dinge aus, um herauszufinden, was ihr und Elmo in solchen Momenten hilft: in die Sterne schauen, Tee trinken, Musik hören oder die Zaubermomente, die sie schon gesammelt haben, betrachten… So lernt sie, was ist hilfreich, um die Zeit zu überbrücken, bis sie wieder schöne Momente mit anderen erleben kann. In diesem Buch geht es um Bindung und Resilienz. Wir können nicht immer auf alles zurückgreifen, was wir benötigen. Aber wir können auch mit Hilfe des Praxisteils im Buch Strategien entwicklen, die uns helfen können. Mich spricht dieses Buch auch künstlerisch sehr an und es lädt dazu ein, sich selbst zu reflektieren und vielleicht auch bewusst Zaubermomente zu erschaffen.
Ein Mond für Mama ist ein Kinderfachbuch über die Krankheit Parkinson. Das Bilderbuch in dem wir Vincent kennen lernen ist ein Buch, indem es ganz speziell um die Krankheit Parkinson geht, Jedoch konnte zum Beispiel auch ich mich in den gewählten Methaphern und Bildern gut wiederfinden und so kann es vielleicht auch anderen Familien helfen. Vincent wird von seinem Papa von der Schule abgeholt. Es ist Papa Tag. Mama muss an diesem Tag zum Arzt, da etwas mit ihrem Knöchel nicht stimmt. Im weiteren Buch bleibt es bei der Beschreibung Mama und Papa, ich hätte mir hier noch etwas mehr eigene Rolle und zumindest einen Namen gewünscht. Aber die Geschichte lässt sich natürlich auch so erzählen. Mama kommt vom Arzt mit einer Verdachtsdiagnose nach Hause und möchte zuerst einmal für sich sein. Es stehen noch weitere Untersuchungen an bis die Diagnose bestätigt ist. Vincents Papa schafft einen Bezug zwischen Mamas Krankheit und ihren Symptomen und dem Mondposter in Vincents Zimmer. Er vergleicht das Körpergefühl von Mama mit den Bewegungen der Astronauten in ihren Raumanzügen. Es wird auch erklärt, dass ein Stoff im Gehirn fehlt aber durch den Bezug zum Weltall wird die Verknüpfung für das Verständnis bei Vincent gekoppelt. Mit dem Thema Weltraum, Astronauten und so weiter kennt er sich aus, das entspricht einem Thema für welches er sich interessiert und kann dadurch leichter einen Bezug herstellen. Im nächsten Schritt malt er einen Mond für Mama und fühlt sich damit nicht mehr so hilflos. Er versteht nach und nach, dass Mama ihre Krankheit nicht abstreifen kann, so wie das die Astronauten machen können. Es beginnt eine Geschichte über Kreativität, Annehmen, Hilfe suchen und sich einlassen auf Dinge die man selbst nicht ändern kann. Im anschließenden Fachteil liefert ein Neurologe Wissen zur Krankheit und eine Psychologin gibt Tipps um mit der neuen Situation umgehen zu können.
Herr Professor Grau verhält sich in seinem Leben so wie sein Name ist. Alles ist Grau in grau, kaum Abwechslung und leider auch keine echte Freude. Bei seiner Nachbarin Frieda Fröhlich ist das anders. Bei ihr ist alles bunt und lebensfroh. Zunächst mag Herr Grau das gar nicht und es ist ihm viel zu viel. Doch dann entdeckt er dass Frieda Fröhlich die schönsten grauen Augen der Welt hat. Eine innige Freundschaft entsteht, und Farbe hält Einzug in seinem tristen Leben. Den Grundgedanken kann ich sehr gut verstehe, jedoch finde ich es auch wichtig zu erwähnen, dass auch ein Verhalten wie von Herrn Grau kein schlechtes Verhalten sein muss. Manche Menschen sind mit Sicherheit auch damit glücklich oder es ist das Leben, welches sie bewältigen können. Im Text spricht Binette Schroeder die kleinen LeserInnen direkt an und fordert durch geschicktes Fragen stellen zur Ausgestaltung der Geschichte auf. Das mag ich sehr und ist für mich neben den Illustrationen die eigentliche Stärke des Buches.
Gib dem Leben mehr Farbe! So die Botschaft des Buches, dass eine simple Geschichte gut umsetzt und anschaulich gestaltet.
Ein Leben mit dir ist eine Liebeserklärung an das Leben- Auch wenn das Bilderbuch genau mit dem Gegenteil beginnt,
“Ich bin das Leben. So wie der Tod, Tod ist, bin ich das Leben. Ich setzte alles in Bewegung.”
Das Leben erzählt in einer poetischen aber gut verständlichen Sprache, worin es sich überall versteckt, wen es begleitet und vor allen Dingen wie es sich dabei fühlt. Das Leben ist bei Ungeborenen genauso so wie bei den Eintagesfliegen oder bei den 200 Jährigen Schildkröten. Das Leben begleitet ein Leben und verändert sich immer wieder. Es trägt dazu bei, dass neues Leben entsteht. Das Leben ist im Guten und im vermeintlich negativem. Es beschreibt, dass manche sich vor ihm in einer Ecke verstecken, andere Fallschirmspringen um es zu spüren. Gegen Ende des Buches wird es ganz persönlich und das Leben beschreibt, dass es immer mit mir zusammen ist. Genau dann, wenn man es am meisten braucht, wird es einen daran erinnern, wie wertvoll man selbst ist und das man nie vergessen darf, dass es sich selbst nur einmal gibt. Die Bilder unterstreichen auf wundersame Art diese Geschichte und lassen doch gleichzeitig Spielraum für eigene Ideen und Impulse.
So langsam tauche ich wieder auf, aus meinem Bücherstapel, doch nur um meine Nase in die nächsten Bücher zu stecken. Es warten noch eine ganze Menge auf mich.
Eure