Heute ist Samstag, der 6. Oktober 2018. Ich sitze hier und mein Kopf ist so voll. Ich habe das Gefühl ich muss das alles raus lassen. Junior spielt in der Oktobersonne im Garten. Das Januarwunder liegt in seinem Bett und schläft. Ich hoffe es gut und fest. Er hat immer noch Husten, der uns jede Nacht aufweckt. Aber er ist da. Bei uns. Unser Wunder. Unser Januarwunder. Januar, weil er es geschafft hat – weil wir es geschafft haben, dass er bis zum Januar noch in meinem Bauch bleibt.
Ich bin müde heute morgen. Sehr müde. Seit Stunden bin ich wach. Weil mein Baby mich heute Nacht gebraucht hat Er konnte nur noch im Sitzen und auf mir schlafen. So ist das manchmal. Und es ist gut so. Vor einem Jahr. Am Freitag, den 6. Oktober 17, war ich auch müde. Auch diese Nacht war schlecht und auch das stand im Zusammenhang mit dem Januarwunder. Ich hatte Wehen in dieser Nacht. Wehen, die mich nicht schlafen ließen. Ich lag wach, achtete auf meinen Bauch, sprach mit meinem Baby. Machte mir Sorgen. Wehen mit denen mir klar war, ich muss das abklären lassen. Das ist zu viel. Und so haben wir uns am nächsten Morgen auf den Weg in die Frauenklinik gemacht. Die Situation geschildert. Man kannte mich hier bereits. Ich wurde an das Tokogram angehängt und lag da. Bequem auf der Liege – mit dem Versuch die Augen zu schließen und mich noch etwas auszuruhen. Die Hebamme war so einfühlsam und versuchte sämtliche Ängste zu nehmen. Was aber noch wichtiger war sie war einfach da. Da bei uns. Sie zog sich zurück und kam bei einer größeren Wehe schnell, aber unaufgeregt zu mir. Wir sprachen ein wenig und sie stellte gleich die Frage, wie es denn mit der Verdauung aussehe – mein ganz persönlicher Schwachpunkt. Ob schwanger oder nicht. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen – dieses Gespräch wird noch wochenlang nachhallen und eine besondere Bedeutung haben.
Das Tokogram zeigt, dass im Bauch ordentlich etwas los ist – es liegt der Verdacht auf vorzeitige Wehen sehr nahe. Kurz darauf werden wir zur Ärztin gerufen. Eine junge Frau mit doppeltem Doktortitel. Leider wird dieser auf Grund von Fachwissen erteilt und Empathie ist keine Voraussetzung dafür ihn zu erhalten. Ich wurde vom Hermann auf die Liege gelegt und sie machte einen Ultraschall. Ich war erleichtert unser Baby zu sehen und wollte eigentlich nur hören, dass es ihm aktuell gut geht. Was dann folgte war kein Gespräch sondern eher ein Monolog von ihr:
Das Herz schlägt. Aber sie haben Wehen. In ihrer Schwangerschaftswoche darf das noch nicht sein. Die Linie muss glatt sein. Auch der Gebärmutterhals ist verkürzt. Das kann zu einer Frühgeburt führen. In ihrem Fall aber nicht. Sie sind in der falschen einer schlechten Schwangerschaftswoche. Da kann man noch nichts machen. Ihr Kind hat keine Überlebenschance.
Auch wenn inhaltlich alles korrekt sein mag, die Art und Weise war unangebracht. Der Herzmann schaltete sich ein und verlangte eine Rücksprache mit dem uns bekannten Arzt. Ich sammelte mich und verwies auf meine erste Schwangerschaft die bis zu diesem Zeitpunkt ähnlich verlief. Wir sollten kurz warten. 10 Minuten später kam der Arzt, der mich bereits aus der ersten Schwangerschaft und über telefonische Rücksprache aus den Vorsorgeuntersuchungen hier kannte. Er sah sich meine Befunde an, legte mir eine Nadel (die erste von unzähligen) und sagte, dass sie mir Medikamente geben und mich im Auge behalten müssen. So kann man mich nicht mehr nach Hause lassen.
Ich checkte das erste Mal, in dieser Schwangerschaft, in der Klinik ein. Im gleichen Zimmer wie bei der Geburt von Junior. Wellcome back.
Das Gespräch der Ärztin saß mir im Nacken. Als am Nachmittag der Stationsarzt kam, beruhigte er mich ein wenig. Am Abend kamen Junior und Papa. Der kleine Mann war so stark – auch wenn die Situation alles andere als einfach für ihn war. Auch ich habe versucht in dieser Situation stark zu sein. Und jetzt – wo sich das alles jährt, spüre ich, wie anstrengend diese Zeit war. Ich sitze hier und schreibe diesen Text, höre Junior im Garten und schaue auf das Januarwunder, dessen Oberkörper sich bei jedem Ein – und Ausatmen hebt und senkt.
Eure
Irgendwie ist es so schön zu lesen, dass letztendlich doch alles gut ging! Ich freue mich wirklich wahnsinnig mit euch 🙂 es ist wirklich ein Wunder (so wie jede Schwangerschaft) für das man dankbar sein muss.
Ich bin aktuell selbst schwanger und erst jetzt ist mir das richtig bewusst. Meine beste Freundin hatte in der 12. SSW eine Fehlgeburt, kurz bevor ich schwanger wurde. Das geht mir natürlich sehr nahe und plötzlich merkt man, das ist alles gar nicht so selbstverständlich!
Natürlich habe ich auch Ängste und trotzdem bin ich jeden Tag dankbar, dass dieses Wunder in mir wächst und gedeiht 🙂
Ich wünsche euch weiterhin alles, alles Gute (und gute Besserung!!).
Liebe Grüße,
EsistJuli
Ich bin so froh für Dich, dass sich alles letztlich zum Guten gewendet hat.