Eltern mit Behinderung: Eingewöhnung

Eltern mit Behinderungen

Und schon wieder ein Beitrag über die Kindergarteneingewöhnung. Dieses Mal geht es aber weniger um meinen Sohn, sondern eher um mich. Junior ist vielmehr lediglich der Grund. Denn ohne ihn würde ich nicht so viele Tage und Stunden im Kindergarten verbringen.  Denn  auch ich hatte eine Art Eingewöhnung. In den Kindergarten, in die neuen Abläufe, in die vielen Fragen der Kinder. Denn ich habe mir viele Gedanken vor dem Kindergartenstart gemacht. Und zwar über meine Behinderung und wie ich im Kindergarten klar kommen werde.

Meinen Beruf als Erzieherin musste ich aufgeben, als ich krank wurde. Nun sollte ich in einer neuen Rolle in einen Kindergarten zurückkehren. Als Mama. Als Mama mit Rollstuhl. Wir haben Glück, denn unser Kindergarten ist barrierefrei (zumindest zu 99%) Das ist hier bei weiten nicht bei allen Kindergärten gegeben. Viele haben Treppen, stufen oder sind sogar über mehrere Etagen verteilt.

Aber wie werden die Kinder auf mich reagieren?

Wie die anderen Eltern?

Einen Teil der Erzieher kannte ich schon.

Werde ich bei der Eingewöhnung auch im vollen Gruppenraum Platz haben?

Vielleicht denkt der eine oder andere von Euch jetzt, was will sie denn? Es ist so wie es ist und Kinder sind da doch ganz unbefangen, schreibt Wheelymum ja selbst immer. Das stimmt auch alles. Trotzdem kamen diese Fragen hoch.

Und wisst ihr was?

Ich bin der Star im Kindergarten. Die Kinder aus der Gruppe von Junior schleichen um mich herum, fragen offen was ich habe und immer, immer wieder, wie der Rollstuhl funktioniert. Ein Kind meinte auch zu mir: Das ist ja wie ein Raumschiff. So cool.

Ein anderes Kind sagte: Ich würde das gerne auch einmal ausprobieren. Aber meine Mama hat mir verboten mit einem Rollstuhl zu fahren.

Auch im Kindergartenflur staunen die Kinder,beobachten, ahmen nach und fragen. Sie fragen, fragen und fragen. Genau wie in diesem Beitrag erwähnt. Ich finde das so toll. Die ersten Eltern aus den anderen Gruppen, haben wir auch bereits kennengelernt. Hier kommt viel Unsicherheit mit. Über ein Gespräch mit den Kindern, versuche ich hier die ersten Berühringsängste zu nehmen.

12-von-12-im-september-15

Gleichzeitig komme ich an meine körperlichen Grenzen. Denn mit dem Rollstuhl zu schauen, was sich alles auf dem Boden tummelt ist nicht nur, nicht immer einfach, sondern auch sehr anstrengend. Kinder spielen auf dem Boden ,die Gruppenräume sind eng und dazwischen tummeln sich 50 kleine Kinderfüße und ab und an Hände, Kniee oder andere Körperteile. Ich spüre das in einer Fehlhaltung, vermehrten Schmerzen und Verspannungen.

Junior ist so sensibel, dass er die Eingewöhnung nur mit mir akzeptiert. Ich weis es ist eine Phase und wir werden sie überstehen. Aber es ist anstrengend. Gerade körperlich für mich. Der Weg in den Kiga ist wirklich kurz. Für eine kurze Trennung von unter 60 Minuten für mich aber immer noch zu weit. So habe ich jetzt mit der Leitung vereinbart, dass ich den Teamraum nutzen kann. Hier kann ich mich etwas entspannen, ein Hörbuch hören und danach Junior wieder abholen. Somit kann ich die körperliche Belastung aktuell etwas reduzieren. Es sind die kleinen Dinge, die für mich wichtig sind.

Die aufmerksame Erzieherin hat mich z.B. bereits gebeten, einmal den Tisch zu unterfahren, ob dies denn möglich ist. Und es ist leider nicht möglich. So will sie nun den Elternabend nicht an Tischen, sondern im Stuhlkreis gestalten. Denn dadurch kann ich ein Teil sein, anders würde ich etwas außerhalb sitzen. Es sind die Kleinigkeiten, die auch Ängste lösen und uns das ankommen erleichtern.Kein Kind kommt alleine. Jedes Kind bringt seine Eltern und seine Geschichte mit. Bei Junior ist es eine Mama im Rollstuhl. Und das wird genauso gesehen. Keine Probleme, sondern Lösungen. Vielen Dank dafür.

Die einzigste Hürde die wir haben ist der Türöffner nach draußen. Denn dieser ist so hoch, dass ich nicht drankomme. Das ist nur verständlich und logisch, denn ich bin mit den Kindern auf Augenhöhe. Und würde ich an den Türöffner kommen, würden es auch die Kinder. Wie gut das man im Kindergarten nie alleine ist und ich hier einfach um Hilfe bitten kann.

Ich freue mich auf die Kindergartenzeit.

wheelymum

Share This:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert