Auf meinem Büchertisch: Von Resilienz, Wundern, Kompetenzen für die Schule, Depressionen und Inklusion im Klassenzimmer

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Schon lange stapeln sich die Bücher auf meinem Büchertisch. Ich lese immer wieder quer und parallel, je nachdem nach was es mir gerade ist. So haben sich nun einige Bücher angesammelt und es ist mal wieder Zeit für ein Update.

 

Samuel Koch kennt ihr wahrscheinlich alle, oder? In seinen ersten beiden Büchern hat er über sein Leben und seinen Unfall geschrieben ( Zwei Leben*) und die Zeit danach (Rolle vorwärts*) In seinem neuen Buch StehaufMensch!: Was macht uns stark? Kein Resilienz-Ratgeber* aus dem Adeo – Verlag.

 

Resilienz ist ein Wort, welches immer mehr an Bedeutung gewinnt. Vielleicht auch schon ein Stück weit überladen wird. Aber mit Samuel gibt es hier einen Menschen der seine Sicht der Dinge beschreibt – ohne dies studiert zu haben. Aus seinen Erfahrungen, wie es ist nicht wenn nichts mehr wie geplant funktioniert, was er getan hat, um wieder aufzustehen und sich selbst neu zu erfinden. Davon schreibt er in diesem Buch. Er hält uns den Spiegel vor und macht uns Mut.

„Heute wird das Wort Resilienz …..mit der Fähigkeit verwendet, Probleme und Stressphasen zu bewältigen und unbeschadet zu überstehen.“ (Seite 21)

Er schreibt aus seiner Sicht, seinen Erfahrungen. Natürlich dürfen auch die „sieben Säulen der Resilienz“ nicht fehlen. Er schreibt aber auch, dass es eigentlich bereits genug Ratgeber dazu gibt und wenn man diese befolgen würde, dann müsste das Leben ganz einfach sein. Ist es aber nicht. Es funktioniert so nicht – alleine für diese Aussage bin ich ihm sehr dankbar. Damit man selbst nicht das Gefühl bekommt, versagt zu haben. Und genau das möchte dieses Buch nicht. Er geht der Frage nach der „ Was macht uns wirklich stark“ und verknüpft diese mit seinen eigenen Erfahrungen. Das mag für den einen Leser super bereichernd sein, ein anderer mag es vielleicht nicht so sehr. Samuel Koch ist gläubig und lasst so immer wieder Bibelzitate mit einfließen. Ich mag das sehr, Kann mir aber auch vorstellen, dass dies für andere Leser etwas störend sein mag.

 

Resilienz ist auch eine Fähigkeit die im Buch Stark in die Schule* von Adolf Timm und Klaus Hurrelmann beschrieben wird.Erschienen in der Beltz Verlagsgruppe.

Die Resilienz gehört zu den 9 Kompetenzen für den Schulerfolg und in den Bereich Anerkennung. Diese Einteilung liegt einem Magischen Erziehungsdreieck zu Grunde. Dieses basiert auf den drei A:

  • Anleitung
  • Anregung
  • Anerkennung

Jedes dieser drei Merkmale enthält nochmals drei Unterpunkte.

Laut den Autoren ist es wichtig, diese drei bzw. 9 Punkte in Balance zu bringen. „Nur wenn keines der der A überbetont oder vernachlässigt wird können sich …. die Fertigkeiten beim Kind angemessen entwickeln….. Mal braucht ein Kind die Komponente Anerkennung etwas stärker als die der Anregung, mal ist es umgekehrt.“ (Seite 11)

Vieles was in diesem Buch erklärt wird, ist einem mit Sicherheit schon aus dem Bauchgefühl heraus klar. Was mir sehr gut gefallen hat, ist dass es keine Checkliste ist, was ein Kind können muss. Es geht nicht um Fertigkeiten sondern vielmehr um Kompetenzen. Es werden Hintergründe erklärt und wissenschaftlich sowie praktisch beleuchtet. Schaubilder erklären es auch visuell. Diese Punkte empfand ich als äußerst ansprechend. Wichtig finde ich in diesem Zusammenhang aber, dass es ein Buch ist, dass man vielleicht nicht erst kurz vor der Einschulung lesen sollte. Für mich machte es den Eindruck, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt wäre. Den kleinen blauen Punkt auf dem Cover habe ich schlichtweg übersehen. Es ist ein Buch, welches ich zu den Elternratgebern stellen würde, die man bereits im Kleinkindalter – spätestens im Kindergartenalter lesen sollte.

 

Die Entwicklung unserer Kinder kann man manchmal mit einem Wunder vergleichen. Ich bin mir nicht sicher, denke aber auch Barbara Pacht – Eberhart würde dies tun. Die Autorin kenne ich seit ihrem Buch Vier minus drei: Wie ich nach dem Verlust meiner Familie zu einem neuen Leben fand*, in welchem sie über ihre Lebensgeschichte und ihre Trauer aber auch ihren Lebensmut erzählt.

In ihrem neuen Buch,Wunder warten gleich ums Eck: Entdecke die kleinen Dinge, die den Alltag verzaubern* im Integral Verlag erschienen, schreibt sie über die kleinen Dinge den Alltag verzaubern können.

Sie beschreibt eine Situation an einem windigen Tag an einer Fußgängerampel. Sie sieht die Frau gegenüber, die sich nicht stressen lässt. Der Wind weht ihr ins Gesicht und diese Frau scheint den Moment zu genießen. Ein Wunder, denn es sprengt den Rahmen der Vorstellung der Autorin.

Mit diesen offenen Augen, ohne einen starren Blick geht Barbara durch die Welt. Dadurch entdeckt sie so viel schönes, besonders. Wunder in ihren Augen. Besondere Wunder notiert sie mit einem Wundertag sogar in ihrem Kalender und schreibt darüber in ihrer Kolumne.

„Die Welt ist tatsächlich voller Wunder. Das ist keine Pauschalaussage, keine beliebige Behauptung. Sondern eine Überzeugung, die sich aus meinem konkreten Erlebnissen speist. Ich danke den Wundern, die mich gefunden haben….. und auch dafür, dass sie mir beibrachten, mit wachsen Sinnen und offenen Herzen durchs Leben zu gehen.“ (Seite 12)

Diese Einstellung liest man in diesem Buch. In den kurzen Wundergeschichten die sie aufgeschrieben hat. Die einen manchmal zum schmunzeln bringen. Das Spektrum an Wundern, von denen uns die Autorin erzählt, reicht von herzerwärmenden Beobachtungen in der U-Bahn über Staunenswertes in der deutschen Sprache bis hin zu Phänomenen in der Natur. In manchen Geschichten sah ich kein Wunder, bis ich versucht habe, es mit den Augen der Autorin zu sehen. Für mich war es ein schönes Buch, das mir hilft, mich auf die wundersamen und schönen Dinge zu konzentrieren.

 

Ein Buch,  welches mich leider nicht überzeugen konnte,  war das Buch Männliche Depression*

Der Ansatz, dass Männer anders ticken, anderes strukturiert sind und anders leiden, kann ich teilweise nachvollziehen. Der Autor Jens – Michael Wüstel beschreibt Erfahrungen aus seiner eigenen Praxis, in der er depressive Männer aus allen Alters- und sozialen Schichten, behandelt. Zum männlichen Verständnis gehört leider immer noch häufig, dass das Gehirn alles steuert und nicht die Gefühle. Sich auf seine Gefühle einzulassen, erfordert Neugier und Tatkraft. Dies hat nichts mit Schwäche zu tun – aber ich denke das ist nicht nur bei Männern so.

In den ersten beiden Teilen beschreibt wer die Symptomen und Anzeichen einer Depression ein – auch Themen wie Suizid und Alkoholabhängigkeit finden hier einen Platz.

Danach geht es darum, wie man aus der Depression herauskommt. Und hier liegt für mich ein großer Schwachpunkt des Buches:
Ausschließlich die gut geschriebenen und nachvollziehbaren Tipps und Hinweise des Autors zu befolgen, genügt nicht. Man braucht Unterstützung und eine Therapie. Dies sagt er zwar, wird mir persönlich aber nicht deutlich genug. Auch das 5-Schritte-Programm zur Stärkung von Körper und Geist kann hier ein falsches Zeichen setzten. Leider.

 

Das letzte Buch in meiner aktuellen Sammlung ist ein neues Lotta Buch. Ich liebe Lotta und ihre Mama Sandra Roth. Bereits in Lotta Wundertüte* hat sie so herzerwärmend über ihre Familie und ihre Tochter geschrieben, dass ich mich so sehr auf das neue Buch Lotta Schultüte: Mit dem Rollstuhl ins Klassenzimmer*(ebenfalls bei Kiepenheuer&Witsch erschienen) gefreut habe.

Auch wenn es bereits zu befürchten war, neben den schönen Dingen und dem (anstrengenden) Leben mit 2 Kindern, einem davon mehrfach behindert, stößt auch die Familie in der Schulzeit wieder auf Vorurteile, schlechte Strukturen, Menschen die Inklusion nicht leben möchten und ganz, ganz viel Kampf. Diese Behindernisse sind es die und Menschen mit Behinderungen, und unseren Angehörigen, das Leben so unnötig schwer machen. Kämpfe gegen Windmühlen, Papierkriege und immer wieder die Frage: Warum? Warum muss man für Alltägliches so sehr kämpfen, sich wehren? Der Alltag ist herausfordernd genug. Aber man schafft ihn und stemmt das ganze. Kann die schönen Momente genießen. Warum kann man Menschen nicht so sehen wie sie sind: Lustig, fröhlich, hübsch, behindert? Was braucht diese Gesellschaft damit man mehr sieht als die Behinderung. Sie als Teil des Menschen und der Gesellschaft akzeptiert?

»Ich weiß, Lotta ist bereit für die Welt. Ich weiß nur nicht, ob die Welt auch bereit ist für Lotta.«

Was fehlt zu einer schulischen Inklusion? Sandra beschreibt die Vorstellung der Schulbehörden, jedes Kind mit besonderen Bedürfnissen in eine Kategorie einzuordnen, auch wenn dies im Einzelfall nur zu absurden Ergebnissen führt und ich sitze kopfschüttelnd, den Tränen nahe vor dem Buch. Es gibt irren Brandschutzvorschriften – bei Lotta in einem Planetarium – ich habe etwas ähnliches bei einem Kindertheater erlebt – die Auswirkungen auf eine ganze Familie und auch auf das Selbstwertgefühl haben. Sandra Roth beschreibt das auf ihre ganz eigene Art und Weise – offen, ehrlich, hart und gleichzeitig humorvoll und voller Liebe.

Dieses Buch kann ich nur jedem empfehlen, der sich selbst einmal mit dem Thema Inklusion auseinandersetzten möchte – und ganz ehrlich, das sollten wie alle tun. Es kann Augen öffnen und Blickwinkel verändern. Denn wer nicht betroffen ist, hat vielleicht auch schlichtweg keine Vorstelllungen von so manchen Dingen.

 

Eure

wheelymum

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