WMDEDGT – 5 Mai Europäischer Protesttag

Im rollstuhlzsitzend stehe ich in Zürich auf einer Brücke. Hinter mir ist der See zu sehen und eine große Kirche

Heute ist der 5. Mai. Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen.

So klingelt mein Wecker und ich trinke einen Kaffee. Danach richte ich eine Vesperbox und kläre noch wer wann das Kind im Kindergarten abholen wird. Ein Kind kommt zum Kuscheln und das andere möchte noch von mir geweckt werden, bevor ich los gehe.

Ich packe die letzten Sachen in meine Reisetasche und telefoniere mich mit anderen Mitstreiter:innen zusammen. Gleich geht’s los. Ich schreibe noch 3 kleine Zettel und verstecke sie an verschiedenen Orten. Danach bringe ich das Kind in den Kindergarten und verabschiede mich. Ich sitze schon im Auto und der Rollstuhl wird eingeladen. Wir fahren los und markieren zuerst noch einige Barrieren vor Ort,

Am Bahnhof funktionieren alle Aufzüge und ich bin glücklich. Es kann losgehen. Ich verabschiede mich, der Zug kommt und darin treffe ich gleich auf meine Begleitung. Das WC ist defekt. Für die kurze Strecke machbar, aber gehende Menschen können auf eine weitere Toilette ausweichen. Für mich nicht möglich.

die Tür im Zug zum Wc. Auf ihr das Schild. Defekt

 

Am Bahnhof wartet das Servicepersonal und teilt uns mit, dass der nächste Zug Verspätung hat und wir uns noch etwas zu Essen holen können.

Wir überprüfen, ob es für den nächsten Anschlusszug knapp werden könnte, doch danach sieht es nicht aus. Mit 15 Minuten Verspätung fährt der ICE ein und ich werde mit dem Hublift in den Zug gebracht. Es sind 3 Rollstuhlplätze vorhanden, zwei reserviert.

 

Der Hublift auf dem Bahnhof

Die Reise Richtung Süden beginnt und ich schreibe die ersten Erfahrungen darüber auf und ins Internet. Gleichzeitig lese ich von den Abenteuern und Zugreisen der anderen Menschen mit Behinderung, von denen heute viele nach Berlin fahren. Das war für mich auf Grund der Verbindung des Services nicht möglich.

Das Internet ist voll mit Aufklärungspost und vieles mehr. Es ist so wichtig, dass dies nicht nur in unserer Blase bleibt, sondern auch weiter verbreitet wird. Das kann jeder von euch tun, indem ihr zuhört, folgt und Dinge teilt. Danke dafür.

Gegen Mittag steigen wir erneut um. Beim Ausstieg aus dem ICE führe ich folgendes Gespräch.

Am Bahnhof wartet das Servicepersonal und ich werde aus dem Zug geholt. Danach geht es eine Runde durch den Bahnhof in Basel und wir kommen mit einem Fahrstuhl zum Gleis auf dem ein Zug nach Zürich steht. Auch hier komme ich nicht ohne Hilfe hinein. Der Mitarbeiter bringt mich mit einem Hublift in den Zug und geht dann vor, um die Plätze vorzubereiten und zwei Sitze hochzuklappen. So können die Plätze variabel genutzt werden.

Eine Stunde später scheint die Sonne und ich werde in Zürich schon vom nächsten Mitarbeiter erwartet. Mit ihm klären wir auch gleich, wie es mit der Rückfahrt funktioniert. Alle gewünschten Fahrten müssen bis 2 Stunden vorher telefonisch angemeldet werden und dann wird alles geplant. Vollkommen spontanes Reisen geht nicht, aber 2 Stunden Vorlaufzeit reichen aus.

Ich schnuppere Schweizer Luft. Sofort finden Gespräche über Heidi, die Berge aber auch Bahnreisen statt. Einmal durch die bekannte Bahnhofsstraße und einchecken im Hotel. Die Sonne scheint und es ist warm. Wir gehen eine Kleinigkeit spät zu Mittagessen und danach ist erst einmal Pause angesagt. Die ist wichtig und tut so gut. Eine kleine Runde durch die Stadt und ab an den See. Dort nehmen wir ein Schiff und machen eine Rundfahrt. Von Sonne über Wolken zu Regen und Gewitter ist alles dabei.

 

Im rollstuhlzsitzend stehe ich in Zürich auf einer Brücke. Hinter mir ist der See zu sehen und eine große Kirche

Eine Runde zurück durch die Stadt Richtung Hotel und ich freue mich so sehr hier zu sein. Musik an allen Ecken, überall Menschen, Stimmengewirr und Gläser klimpern vermischen sich mit einem Duft in der Luft, den ich wohl erst noch beschreiben muss.

Ich spüre wie meine Kräfte nachlassen und ich nur noch ins Bett möchte. So schön es hier ist, für heute muss es reichen.

Wie es weiterging könnt ihr hier lesen.

 

 

wheelymum

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