Mein Rollstuhl und ich sind ein gutes und eingespieltes Team. Er ermöglicht mir viel und gibt mir ein Gefühl von Freiheit und auch Selbstbestimmung. Mein Rollstuhl ist keine Belastung für mich, er ist das Mittel der Wahl, welches mir (m)ein Leben ermöglicht. Im Behördendeutsch ist es ein Hilfsmittel.
Doch was geschieht, wenn dieses Hilfsmittel plötzlich ausfällt? Bei mir war das vor ein paar Wochen der Fall. Und das Wort Fall, trifft es ganz gut, denn ich bin tief gefallen, als er von jetzt auf gleich nicht mehr ging.
Ist der Rollstuhl defekt, muss man im Sanitätshaus anrufen und dann die Reparatur beantragen. Manchmal benötigt man dazu noch eine Verordnung vom Arzt. Es gibt immer wieder einmal kleine Dinge, die den Fahrtkomfort beeinflussen. Doch beim letzten Mal, war es so, dass ich einfach mitten auf der Straße stehen blieb. Ein Rad hat völlig blockiert und ich konnte nur noch im Kreis fahren. Das war unheimlich demütigend. Niemand konnte hier etwas dafür. Dinge können kaputt gehen, ja. Aber so völlig hilflos und aufgeschmissen, in einem öffentlichen Raum zu sitzen, das war wirklich demütigend für mich. Man kann den Rollstuhl dann umstellen das man ihn manuell schieben kann, jedoch ist das unheimlich anstrengend und kräftezehrend. Und bei einem blockierten Rad auch kaum wirklich möglich.
Als wir also endlich wieder zu Hause waren, habe ich beim Sanitätshaus angerufen. Doch an diesem Tag und am kommenden Tag gab es keine Kapazitäten um jemanden vorbei zu schicken.
Ich verwies darauf, dass ich unbedingt einen Ersatzrollstuhl benötige, doch man war sich nicht sicher, ob dies aktuell möglich sei. Ein langes hin – und her, das ich euch erspare, kam nun ein Rückruf, man könne den Stuhl nicht holen und austauschen – es sei Urlaubszeit. Wenn es so dringend ist., muss jemanden meinen Rollstuhl hinbringen.
Da es wirklich um einen unnachholbaren Termin ging, haben wir das organisiert und ich bekam einen Ersatzrollstuhl. Der selbe Hersteller, jedoch ohne meine Sitzschale (logischerweise).
Es stellte sich ziemlich schnell heraus:
Rollstuhl ist nicht gleich Rollstuhl.
Der Ersatzrollstuhl ruckelte furchtbar. Er lies sich schlechter lenken und hatte kaum eine Federung. Das hatte zur Folge, dass ich bereits nach einer kurzen Strecke unter den Erschütterungen so gelitten habe, dass ich mich vor Schmerzen übergeben musste.
Das ganze zog sich nun 3 Wochen, in denen ich kaum das Haus verlassen konnte, da ich kein geeignetes Hilfsmittel hatte. Und damit hatte ich noch Glück. Ich bekam zum Beispiel folgende Zuschrift:
„ Ich warte seit fast 6 Wochen auf die Reparatur meiner E-Motion-Räder und mein Zuggerät für den Rollstuhl war davor 7 Wochen unterwegs zur Reparatur und spinnt schon wieder. Diese langen Zeiten sind alle untragbar.“
„Mein Rollstuhl ist nun seit nunmehr 8 Wochen in Reparatur, da ein Ersatzteil nicht lieferbar ist. Ich habe für diese Zeit jetzt einen alten Rollstuhl herausgeholt, den ich mir vor Jahren selbst gekauft habe.“
Kleine Reparaturen werden oft zu Hause vorgenommen und man kann den Rollstuhl dann weiternutzen. Doch bei größeren Reparaturen muss der Rollstuhl in die Werkstatt. Manchmal müssen Ersatzteile bestellt werden und vieles mehr. Das ganze zieht sich immer wieder in die Länge. Doch genau diese Zeit nimmt so viel Lebensqualität in Anspruch. Dazu noch ein kleines Beispiel:
Ich musste einen Arzttermin absagen, konnte nicht am Straßenfest teilnehmen, musste einen Ausflug mit meinen Kindern absagen, konnte nicht zum Elternabend im Kindergarten und musste eine Zugfahrt verfallen lassen. Das alles, ohne die normalen Beschränkungen im Alltag.
Mein Rollstuhl ist mittlerweile wieder da. Frisch und voll funktionsfähig. Ich habe mich so sehr gefreut, dass ich ihm am liebsten ein Wiedersehensfest ausgerichtet hätte. Habe ich mir mal verkniffen, aber ich weiß ihn jetzt wieder noch mehr zu schätzen. Denn eins steht fest –
Ohne meinen Rollstuhl – ohne mich.
Da hast du mein vollstes Verständnis. Mir ging Ende September mein Zuggerät kaputt, so dass ich nur noch meinen normalen Rollstuhl hatte…Unternehmungen draußen waren dann erst einmal nicht möglich. Das defekte Teil..der Gashebel..war nicht mehr verfügbar und so habe ich mir einen neues Gerät verordnen lassen müssen.
Im Endeffekt habe ich nach 5 Wochen ein generalüberholtes Zuggerät im super Zustand bekommen…nicht schnell aber es hat sich gelohnt.
Oh Annina, ich fühle so mit dir. a, das warten lohnt sich, aber ich denke dann immer, wir sind völlig eingeschränkt ohne unsere Hilfsmittel. Andere bekommen sofort ein Ersatzauto, weil die auf ein Auto angewiesen sind,. Mich ärgert das noch immer, dass die Hilfsmittel als Nice to have angesehen werden
Mein Zuggerät ging am 24.11. kaputt, einen Termin beim Sanitätshaus (welches 100km entfernt ist) habe ich allerdings erst zum 18.12. bekommen.
Die ersten 3 Tage war es noch vertretbar, da er nicht vollständig ausfiel sondern mit etwas ruckeln wieder anfuhr (was allerdings spastiken auslöste). Dann blieb ich
allerdings mitten auf der Kreuzung stehen. Ein erneuter Anruf beim Sanitätshaus landete nur auf den AB nach 4 Mails und 5 Nachrichten auf dem AB habe ich noch immer keine Rückmeldung.
Mein Mann der selbst Mechaniker ist, brachte Werkzeug mit nach Hause und stellte fest, Batterie ist alles in Ordnung der Motor dreht nicht mehr. Das Sanitätshaus hat bis heute noch nicht darauf reagiert.
Leider bietet kein anderes Sanitätshaus in der Nähe dieses Zuggerät an.
Nun habe ich Angst vor der Odysee mit dem Termin, dann vermutlich neu Beantragung bei der KK (ein Leihgerät hat man nicht hat man mir schon beim ersten Anruf mitgeteilt). Da meine Arme auch betroffen sind, kann ich mich außerhalb der Wohnung nicht bewegen. Dringend benötige Therapien wurden schon abgesagt. Und noch kein Ende in Sicht. Meine Einstellung zum Rollstuhl ist positiv, es ist das was mir hilft mich frei zu bewegen. Nun ist diese Freiheit weg und ich fühle mich im Loch.
Ganz liebe Grüße
Es ist so anstrengend und diskriminierend. So viele Menschen haben einfach keine Vorstellung, was das macht uns macht.
Ich drücke dir alle Daumen.