Ohne meinen Rollstuhl – ohne mich: Mein Rollstuhl ist kaputt und ich muss nachdenken

Ohne meinen Rollstuhl geht hier gar nichts. Umso erschreckender ist es, wenn auf einmal gar nichts mehr geht. Ich bin unterwegs. Der Rollstuhl ist im Stromsparmodus – als ausgeschaltet. Ich möchte ihn wieder einschalten und was passiert? Es blinkt. Wie verrückt.
Ich schalte ihn erneut aus und wieder an. Da selbe Bild zeigt sich wieder.
Nichts geht mehr, die Steuerung ist blockiert.

 

Es gibt zwei Nothebel, mit denen man den Rollstuhl auf manuel umschalten kann. Jedoch sind hier dann 120 kg zu schieben und kaum zu steuern. Es ist wirklich nur ein Notfallgrogramm. Gott sei Dank habe ich jemanden an meiner Seite, der mir hilft. Es gleicht einem Kraftakt und jedes Fitnessprogramm ist chancenlos gegen diese Mamutaufgabe. Irgendwann sind wir alle fix und fertig und wieder zu Hause. Der Rollstuhl geht immer noch nicht. Die ersten Gedanken schleichen sich ein – was wäre gewesen, wenn dieser Ausfall passiert wäre, als ein Kind dabei war. Oder ich ganz alleine mit den Kindern irgendwo auf dem Feld oder sonst wo gewesen wäre?

Das Sanitätshaus hat geschlossen. Unter der Notrufnummer geht jemand ans Telefon, aber mit Elektrorollstühlen kennt er sich nicht aus. Er versucht einen Kollegen zu erreichen – erfolglos. Für den nächsten Tag hatten wir Pläne – diese sind nur mit dem E – Rollstuhl umzusetzen. Also fallen sie aus.

2 Tage später kommt der Mitarbeiter des Sanitätshauses – ich wurde als Notfall eingeschoben. Bereits am Telefon sage ich, dass man mir einen Ersatzstuhl mitbringen soll, falls man meinen nicht direkt reparieren kann. Der nette Mitarbeiter kommt: Schaut sich das Störungsbild an und meint: „Mist, das ist nicht so einfach. Ich nehme den Rollstuhl mit und melde mich wieder.“

„Äh, und wo ist mein Ersatzstuhl?“
Ja, leider habe man aktuell keinen und man hofft darauf, dass ich noch einige Tage ohne Rollstuhl auskomme. Nein, das kann ich nicht. Ich bin auf dieses Hilfsmittel angewiesen. Sobald ich nicht nur zu Hause bleiben will, brauche ich ein Hilfsmittel.

Man wird sich darum kümmern.
Das hoffe ich sehr.

Diese Situation hat mich zum nachdenken angeregt. Über vieles.
Es ist wie mit vielem Leben, was man für selbstverständlich hin nimmt. Erst wenn es nicht mehr richtig funktioniert oder ganz fehlt, bemerkt man wie wichtig es für einen ist. Der Rollstuhl ist ein Teil unserer Familie. Der Teil, der es uns ermöglicht, so zu leben, wie wir es tun. Und damit bin nicht nur ich gemeint, sondern wir alle.

 

 

Eure

wheelymum

Share This:

1 Kommentar

  1. Lydia

    Ich kann Dich gut verstehen. Wenn mein Blindenstock kaputt geht, weil mir jemand drüber gefallen ist, war es das mit alleine unterwegs sein. Gut, der kostet nicht so viel wie ein Rollstuhl, was den Ersatzstock erschwinglicher macht. Ich hoffe sehr, dass Dein “Hausarrest” sich in überschaubaren Grenzen hält.

    Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert