geschrieben am 25 November
Wir leben in einer Wohnung in einem Haus. Mit Garten. Das Problem liegt allerdings darin, dass dieses Haus freistehend und der Garten und Hof an vier Seiten hin offen sind. Zu den Nachbarn hinter dem Haus, haben wir Grünpflanzen. An einer Seite ist zwischen Haus und Nachbarn Rasen und dann kommt eine 1 Meter hohe Mauer. Die beiden anderen Seiten sind offen. Diese zu schließen liegt nicht in unserer Macht und ebenso nicht in unseren finanziellen Verhältnissen.
So können wir im Garten spielen und im Sommer sind wir hier auch wirklich viel draußen, aber es ist immer mit einem gewissen Restrisiko verbunden. Junior ist jetzt 2,5 Jahre alt. Er ist mitten in der Autonomiephase. Wenn ich es nicht besser wüsste, ginge ich davon aus, er hätte diese Phase erfunden. Persönlich. Das bedeutet aber auch, dass er nicht immer hört oder aber ganz verträumt die Grenzen überschreitet. Ich muss mir hier immer wieder vor Augen halten wie alt er doch ist. Wobei ich schätze, dass es auch ganz unabhängig davon wäre. Es würde wahrscheinlich ein Ball reichen, der davon kullert und er rennt hinterher. Leider kann ich dann aber nicht immer so schnell reagieren wie es sein müsste, oder wie ich es gerne hätte. Aus diesem Grund suchten wir einen Spielplatz in unserem Dorf.
Es war einmal eine Mama mit Rollstuhl und ihr kleiner Sohn. Die beiden machten sich zu Hause fertig, der Junge suchte ganz aufgeregt seine Sandelsachen zusammen, verstaute alles selbstständig im Kinderwagen, setzte sich hinein und wartete auf seine Mama. Diese setzte sich in den Rollstuhl und die beiden fuhren los. Hinter einer niedrigen Bordsteinkante fanden sie ein Tor. Das wurde geöffnet und dahinter befand sich eine Rutsche, ein großer Sandkasten mit Baumstämmen umrandet, eine Wippe und ein Klettergerüst. Unter ihren Füßen war Rasen und es stand ein großer Baum in der Mitte, der Schatten spendete. Sie verbrachten hier eine Stunde, es kamen andere Kinder dazu und sie spielten miteinander.
Ja, das ist eine schöne Geschichte. Hier bei uns in der direkten Umgebung (5km) gibt es 8 Spielplätze. Acht!!!! und wisst ihr was? Keinen davon können wir nutzen.
- Ist gerade 100 Meter von unserem Haus entfernt. Dieser ist eingezäumt und man kann ihn nur von einem Eingang aus erreichen. Dieser Eingang ist aber so eng, dass ich mit dem Rollstuhl nicht durchkomme.
- Ist ein Spielplatz für Jugendliche. Dort gibt es eine Kletterwand, und viele unterschiedliche Klettergeräte. Hier kann ich Junior einfach nicht die nötige Hilfestellung geben.
- Ein Traum von einem Waldspielplatz. Leider liegt dieser in einer Sackgasse am Waldesrand. Auch er kann nur von einer Seite aus besucht werden und an dieser Seite ist ein 18 cm hoher Randstein.
- Dieser Spielplatz liegt direkt am Feld ist zu dieser Seite auch offen. An guten Tagen, traue ich mir hier einen Besuch zu. An anderen leider nicht, da ich keine Chance habe, Junior im Feld einzufangen.
- anderer Spielplatz – gleiches Problem wie bei Nr. 1
- Dieser Spielplatz ist nach allen Seiten hin offen und es sind 50 Meter bis zu einer Straße
- Wasserspielplatz. Hier hat sich unsere Stadt selbst übertroffen. Ein Wasser – Matsch – Spielplatz aus Sandstein. So etwas wünsche ich jedem Ort. Was allerdings echt schade ist, dass er im Sommer (wenn man nun mal matscht) in der prallen Sonne liegt und es keinen Schatten gibt. Mein Problem hier ist aber, dass direkt hinter dem Eingang tiefer Sand beginnt. Hier kann der Rollstuhl nicht fahren.
- Naja… dieses Fossil nennt sich noch Spielplatz, besteht aber eigentlich nur noch aus einer Schaukel und einem kleinen Sandhaufen.
Es ist schade, dass hier so wenig an Barrierefreiheit gedacht wurde. Hin und wieder gehen wir auf den Spielplatz beim Feld. Mit anderen Eltern auch mal auf einen anderen. Aber eigentlich merkt man gerade hier, welche Hindernisse sich ergeben. Schon ein Randstein kann mich von meiner Umwelt fernhalten. Das macht mich traurig. Ich habe mich an die Stadtverwaltung gewandt in der Hoffnung, dass sich hier etwas ändert. Und sollte das nicht möglich sein, so wollte ich sie zumindest darauf hinweisen, bei weiteren Planung etwas genauer nachzudenken.
Denn wenn wir auf dem Spielplatz sind, kommen wir gut klar. Auf einer großen Wippe z.b. kann ich gemeinsam mit Junior wippen. Auch vom Rollstuhl aus, kann ich ihn in der Schaukel anschucken und sandeln geht sowieso immer. Rutschen macht er, wenn er es möchte und sich traut. Ich warte am Ende und fange ihn auf. Und klettern, ja klettern, tut er für sein Leben gern. Da vertraue ich schon immer auf ihn. Er macht genau das was er kann und probiert und entdeckt. Dabei würde ich ihm nur gerne zur Seite stehen. An seiner Seite sein und ihn nicht alleine lassen müssen.
Das Positive daran? Ich muss mich nicht über die unterschiedlichen Typen von Spielplatzeltern ärgern oder mir Gedanken darüber machen ob man auf dem Spielplatz nun ein Handy benutzen sollte oder lieber nicht. Also versuchen wir es doch mit Garten und Wald und viel Vertrauen. Not macht erfinderisch.