Alltäglicher Ableismus Teil 1 – Wenn Kinder nach dem Rollstuhl oder der Behinderung fragen

Ich stehe auf der Brücke mit dem Rollstuhl und schaue direkt in die Kamera. Diese ist weiter weg, so dass man mich nur schlecht erkennen kann. Die Breite der Brücke wird aber dadurch erkennbar

Die letzte Woche hatte es in sich. In vielerlei Hinsicht. Es gab eine erste und auch zwei letzte Male.  Doch darüber möchte ich gar nicht schreiben. Vielmehr will ich euch in ein paar verschiedene Situationen mitnehmen, die ich in der letzten Woche erlebt habe und die ziemlich stellvertretend für viele Menschen mit Behinderung sind. Diese Situationen zeigen auf, wie wir Menschen mit Behinderung Ableismus erfahren. In den 3 Tagen Mitte September wurde mir das besonders deutlich.

Situation 1

Im Freizeitpark darf ich in einem Fahrgeschäft nicht mitfahren, da ich den Wagen bei einem Notfall nicht selbständig verlassen könnte. So warte ich auf einer Brücke um die Jungs zu fotografieren, wie sie fahren. Ich stehe quer auch der Brücke. Hinter mir kommt man mit Bollerwagen oder Kinderwagen noch durch, aber sonderlich viel Platz ist nicht mehr.

Ein Kind kommt über die Brücke gerannt sieht mich und dreht wieder um. Es rennt ein paar Schritte zurück und fragt laut: „Mama, was ist das?“

Die Mama antwortet nicht.

Das Kind fragt erneut: „Maaaama, was ist das?“

Keine Antwort der Mutter.

Sie gehen an mir vorbei und das Kind schaut weg von mir, fragt aber laut nach: „Was hat die Frau denn?“

Die Mama sagt in scharfem Ton zu ihm: „Sei jetzt einfach still.“

Ich kann die Unsicherheit der Mama nachvollziehen. Ebenso weiß ich, dass nicht alle behinderten Menschen gerne gefragt werden, was sie haben oder was genau für ein Hilfsmittel das ist. In den meisten Fällen beantworte ich die Frage der Kinder dann einfach von mir aus, um die Eltern gar nicht erst in diesen Zwiespalt zu bringen. In diesem Fall war das nicht so. Es fühlte sich einfach nicht richtig an.

Hier ist es mir wichtig klar zustellen, dass es nicht die Aufgabe von Menschen mit Behinderungen ist, Kindern zu erklären welche Behinderung oder Krankheiten wir haben. Wenn das jemand nicht machen möchte, ist das sein gutes Recht.

Die Aufgabe der Eltern liegt meiner Meinung nach darin, den Kindern bewusst zu machen, dass Menschen unterschiedlich sind. Es gibt große, kleine, helle und dunkle Haut, mit Brille oder ohne und so viel mehr. Jeder von uns ist anders.

Das kann durch Erfahrungen aber auch durch Bücher oder Medien geschehen.

Ist dieses Grundwissen vorhanden – und wird als Lebenseinstellung gelebt, dann stellt sich die Frage gar nicht mehr so penetrant. Was das ist oder was ich denn habe. Man kann mich immer noch fragen und wenn ich möchte antworte ich. Vielleicht reicht aber auch die Antwort : „Die Frau sitzt in einem Rollstuhl. Warum das so ist, weiß ich nicht, aber jeder Mensch ist unterschiedlich.“

wheelymum

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