„Wenn das Leben neue Puzzleteile bringt … und trotzdem alles passt“

Eon oranges Bild mit Puzzelteilen, bei denen auf der rechten Seite 3 Teile lose sind und aussehen, als würden sie schweben

Manchmal scheint im Leben alles geordnet: Die Rollen sind verteilt, der Alltag eingespielt, der Rahmen gesetzt. Und dann kommt etwas Neues dazu – ungefragt, überraschend, vielleicht auch willkommen. Dieser Text lädt dazu ein, das Leben nicht als fertiges Bild zu sehen, sondern als Puzzle, das immer in Bewegung bleibt – und trotzdem vollständig ist.

Es ist ein ganz persönlicher und wichtiger Textr für mich. Inhaltlich. Aber auch der Grund warum ich ihn schreibe und wie ich auf diese Idee kam.

Die Grundlage bildet der Zaubertrick – Pulzzel deines Lebens. Dieser Zaubertrick wurde meinen Großeltern zu ihrer Gnadenhochzeit geschenkt. Mit den Worten, was soll man einem Paar schenken, die 70 gemeinsame Jahre hatten – ein ganzes Leben. Dieser Zaubertrick war gefüllt mit Liebe und Momenten aus ihrem Leben – das hat sich für immer bei mir eingebrannt.

Dieser Zaubertrickfasziniert mich seit diesem Tag: Ein Puzzle, das scheinbar vollständig ist – jedes Teil an seinem Platz, das Bild im Rahmen perfekt. Doch dann kommen neue Teile hinzu. Sie tauchen plötzlich auf, aus dem Nichts, und trotzdem passt alles weiterhin zusammen. Kein Rand wölbt sich, kein Teil fällt heraus. Das Puzzle bleibt ganz.

Ich denke oft an dieses Bild, wenn es um das Leben geht. Denn auch das Leben fühlt sich manchmal an wie ein fertiges Puzzle. Man glaubt, die Ecken seien gesetzt, die großen Flächen gefüllt, das Motiv erkennbar. Und dann – kommt etwas dazu. Eine neue Herausforderung. Eine Veränderung. Etwas Schönes, Unerwartetes. Oder etwas Schweres, das alles ins Wanken bringt.

Wir sind es gewohnt, unser Leben zu strukturieren. Wir schaffen Ordnung, Routinen, Sicherheit. Wir geben dem, was ist, einen Rahmen. Doch das Leben hält sich selten an Pläne. Es bringt neue Teile – große, kleine, grelle, dunkle – und stellt uns vor die Frage: Wohin damit?

Manche dieser Teile fordern uns heraus. Sie passen nicht sofort. Sie scheinen den Rahmen zu sprengen oder das bestehende Bild zu stören. Und doch: Mit der Zeit, mit Geduld und einem offenen Blick erkennen wir, dass auch diese Teile dazugehören. Dass sie dem Ganzen Tiefe geben, Kontur, neue Farben. Dass sie nicht zerstören, sondern ergänzen.

Es braucht Mut, das Puzzle des Lebens nicht als fertiges Kunstwerk zu betrachten, sondern als offenen Prozess. Es bedeutet, Platz zu schaffen – für das Unerwartete, für das Veränderliche. Manchmal heißt das, liebgewonnene Ordnung loszulassen. Oder zu akzeptieren, dass das Bild sich anders entwickelt als gedacht. Aber auch das ist Leben.

Was mich an dem Zaubertrick so berührt, ist nicht nur die Magie, dass alles irgendwie wieder passt. Es ist die Botschaft dahinter: Das Leben ist nicht weniger ganz, nur weil es sich verändert. Es ist nicht beschädigt, weil Neues dazukommt. Es wächst. Es wandelt sich. Und wir mit ihm.

Manche Menschen tragen viele solcher zusätzlichen Puzzleteile mit sich. Sie leben mit Krankheit, mit Verantwortung, mit Schmerz oder Unsichtbarem. Ihre Lebensbilder sind oft besonders komplex – aber nicht weniger vollständig. Vielleicht sogar reicher. Weil sie wissen, wie viel Kraft es braucht, immer wieder neu zu sortieren. Und wie viel Schönheit darin liegt, wenn am Ende doch wieder alles zusammenpasst.
Das Puzzle des Lebens hat keinen endgültigen Zustand.

Es ist nie wirklich „fertig“.

Aber es ist immer ganz.

Und genau darin liegt seine Stärke.

wheelymum

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