Sex mit Behinderung

Haben Menschen mit Behinderung Sex? Wie haben Menschenn mit Behinderung Sex? Ein Tabuthema über das gar nicht, oder nur viel, viel zu wenig gesprochen wird. Ok, es liegt nicht jedem mit seiner Sexualität ganz offen und frei umzugehen. Es ist ja etwas sehr intimes – privates. Ganz allegmein. Bei Menschen mit Behinderungen, ist es aber für viele andere gar nicht vorstellbar, dass diese auch ein Sexualleben haben. Ich freue mich sehr, dass ein Gastautor mir einen Beitrag geschrieben hat, wie sich die Sexualität mit der Behinderung verändert hat.

 

Sex Mit Behinderung ist anders, oft komplizierter, aber qualitativ gewisss nicht schlechter
Ich vermisse, die spontane Flirterei mit meinem Partner, die sich zu Rumfummelei, und dann zu wildem Sex entwickeln konnte. Sich mit und aufeinander wälzen, ärgern, spielen und Sex an unterschiedlichen Orten haben fanden mein Partner und ich immer spannend. Jetzt mit meinen erworbenen vielen Behinderung ist Sex haben ganz anders, oft komplizierter als früher. Aber konnte Sex ohne Behinderung nicht auch oft kompliziert sein? Ist er jetzt nicht nur anders kompliziert?
Früher, als junge attraktive Frau konnte Sex haben nämlich auch kompliziert sein. Nicht, aus Mangel an körperlichen Möglichkeiten. Nein, es war oft der eigene Kopf, die Scham, das nicht A kzeptieren des eigenen Körpers und der eigenen Wünsche, und Gefühle die Sex haben oft kompliziert machten und den Spaß trübten. Dazu kam die Tatsache, dass junge Männer sehr einfach zu erregen sind und einen Orgasmus haben können, während ich mich als junge Frau sich von dieser schnellen Geilheit eher gehetzt und unter Druck gesetzt
fühlen konnte. Ein Missmatch in dieser biologischen Hinsicht…? Vor allen Dingen fehlte es aber an einer Vertrauensvollen, liebevollen Beziehung und Akzeptanz des eigenen Körpers und der eigenen Person. Mal sah ich zuviel Cellulitis am Hintern, fand ich meinen Bauch zu rund, mal was anderes… auch gesunde, attraktive Menschen können es sich schwer machen. Je nach Partner und Situation konnte ich mich manchmal nur schwierig gehen lassen. Um eine vertrauensvolle, liebevolle Beziehung zu haben, braucht es eben Zeit und Mühe.
Heute ist es kompliziert wegen all meiner Behinderungen. Mal eben unter die Dusche springen ist unmöglich. Da unten frisch machen geht mit Einmalwaschlappen auf’m Klo. Und Sex haben muss ich timen mit meiner Blase und Verdauung, meiner manchmal nicht kalkulierbaren immensen Erschöpfung und mit vielen anderen Besonderheiten in meinem jetzigen Körper. Mein jetziger Liebhaber hat keine Behinderungen. Wir sind schon Jahre zusammen. Im Laufe der Jahre mussten wir immer wieder unsere Schamgrenzen überwindenden. Vor
allem ich…. Ich musste viel Scham überwinden. Mein Gott war es mir unangenehm, dass mein Liebhaber mir die Kleidung aus – und wieder anziehen musste. Ganz zu schweigen von der unsexy Kleidung die ich anziehen muss, um alleine auf Klo gehen zu können. Schöne enge Jeans sind für mich unmöglich geworden. Und wenn ich doch zwischendurch wenn die Fummelei schon im Gang
ist, auf Klo muss, muss er mich schnell aus und in den Rollstuhl setzen. Im Prinzip kann ich es selbst, aber es würde mich endlos viel Zeit und Mühe kosten und dadurch sämtliche erotische Gefühle ersticken. Also lass ich mir von meinem Liebhaber helfen, so doof ich das auch finde. Es stört ihn nicht, hat er mir versichert und mittlerweile gehört das für uns einfach dazu.
Denn letztendlich wollen wir zusammen Sex haben. Und was ist die Essenz davon? Was ist das wichtigste beim Sex haben? Einander sexuellen Genuss zu geben, finden wir. Eine Zeit, in der wir sexuell erregt sind und körperliche Berührung geniessen und uns freuen dem anderen diesen Genuss zu bereiten.
Absolutes Must sind dabei gegenseitiges Vertrauen und der Genuss beider Liebenden. Und absolute Gleichberechtigung. Dann ist es eigentlich egal was passiert. Früher fand ich einen Orgasmus für beide unbedingt notwendig. Es ist gerade dieser Orgasmusdruck der die Freude und Genuss beim Sex verpesten kann. Also haben wir uns davon gelöst. Ob ich oder er kommt, ist sekundär an
dem Genuss und der Freude während des Sex. Weil mich Sex sehr erschöpfen kann, komme ich z.B. allein das eine mal, während er mich beglückt…das andere Mal sorge ich dann für einen schönen Orgasmus für ihn. Das ist zumindest eine Option, wenn ich zu erschöpft bin. Miteinander schlafen muss auch lang nicht immer sein. Wenn wir es doch tun, kann ich leider nie mehr auf ihm sitzen.
Ich liege dann meist auf dem Rücken, auf der Seite oder nur mit dem Oberkörper auf einer Betthälfte, die ich dann so erhöht habe, dass es von hinten tun möglich ist. Ein Doppelbett bei dem Eine Hälfte einen Einlegerahmen hat, Bügel und Haltegriffe erweitern unsere Möglichkeiten jedenfalls sehr beim Sex. Ebenso erweitert ein Vibrator unsere sexuellen Möglichkeiten. Wir brauchen eben
verschiedene Alternativen. Je nachdem, wie wir oder ich mich fühle wählen wir dann.
Mein Rat für Menschen mit Behinderungen?
Natürlich hast du Lust auf Sex und kann dieser geil, schön und erfüllend sein. Du musst nur suchen wie. Akzeptiere die körperlichen Einschränkungen die du hast und nutze die Möglichkeiten die du hast. Sei Kreativ und Experimentierfreudig,
folge der Freude und dem Genuss der sexuellen Erregung, aber suche dabei immer nach dem was beide schön finden. Und arbeite an gegenseitigem Vertrauen in eurer Beziehung.
Vielen Dank für diese ganz persönlichen, privaten und intimen Einblicke
Eure
wheelymum

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2 Kommentare

  1. Lydiaswelt

    Ja, das Thema wird gern ausgespart. Ich weiß noch wie mich jemand fragte wie mein blinder Mann und ich die Kinder gezeugt haben, da wir einander nicht sehen können. UPS? Damals war ich noch nicht schlagfertig genug, um zu sagen: “Na, mit Licht aus6”

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  2. Magda

    Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Er beschreibt sehr gut wie ich mich in einer Phase gefühlt habe und mich immer noch fühle. Ich erkenne mich und meinen Partner so sehr wieder.
    Du hast es so wunderbar geschrieben. Genauso ist es. Ich erkannte den Stress als junge Frau und kritische Haltung mir selber und meinem Körper gegenüber. Beides stand einer entspannten Sexualität sehr im Weg.
    Ich kenne den orgasmusdruck. Und den Druck beide einen Orgasmus haben zu müssen. Zum Glück bin ich zu behindert, um mich auch noch da drüber zu stressen. Manchmal ist keine Wahl zu haben auch eine kleine Befreiung.
    Die Liebe zueinander und die erlebte Lust miteinander sind der Motor für eine erfüllte Beziehung und Sexualität.
    Immer wieder die eigene Scham überwinden und sich damit wieder mehr akzeptieren. Beide Partner müssen das lernen und sollten sich darin ermuntern. Denn beide können daran wachsen und sich selber und einander besser akzeptieren und lieben lernen.
    Meine Tipps und Erweiterungen sind auf jeden Fall ein Vibrator, ein Einlegerahmen, positionierungskissen, ein Deckenlifter , eine angepasste sexwing. Und dann jede Menge Kreativität,, inventivität, Neugier und Lust.

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