Reisen mit Behinderung

Erstellt am 07. Juli 2016

SOMMERZEIT – URLAUBSZEIT. REISEN SIND ETWAS TOLLES. ICH KÖNNTE AN JEDEM WOCHENENDE IRGENDWO HINFAHREN. RAUS AUS DEM ALLTAG, NEUE UMGEBUNG UND NEUE EINDRÜCKE. WIE FUNKTIONIERT:

URLAUB MIT BEHINDERUNG?

Das dies leider nicht immer so einfach ist, darüber habe ich bereits berichtet. Es kann aber auch ganz anderes gehen. Susanne Vortkamp – Lutz leitet das Unternehmen Intekreativ. Darunter gibt es einen Bereich, der  sich aufFamilienurlaube spezialisiert hat – für behinderte und nicht behinderte Menschen. Sie übernehmen die Planung und Buchung und sind Ansprechpartner. Wie das genau aussieht, hat sie mir in einem Interview erzählt.

 

1.) Hallo Susanne, du hast ein Reiseportoal für Familien gegründet. Ihr bietet auch barrierefreie Reisen an. Wie und wann seit ihr auf diese Idee gekommen?

Die Idee entstand eigentlich aus dem Kundenwunsch. Wir bieten ja schon lange Tagesprogramme an. Hierbei machen wir Ponywanderungen, Lamatouren, und viele andere Dinge. Ebenso unsere Ferienprogramme in Kaiserslautern sind inzwischen sehr beliebt geworden. Da fragten uns Kunden ob man mit uns auch verreisen könnte, bei uns wäre es so schön. So entstand die Idee auch Reisen anzubieten und diese auf einem eigenen Portal zu präsentieren.

 

2.) Dein Unternehmen heißt Intekreativ.  Was beinhaltet dieser Name?

Unser Portal heißt meinfamilienurlaub.de Dahinter verbirgt sich mein Unternehmen intekreativ. Der Name vereint integrativ und kreativ und soll aussagen, dass wir wir für jeden Menschen- ob mit oder ohne Handicap das passende Angebot haben. Bei uns können ALLE Familien den passenden Urlaub finden.

 

3.) Was genau versteht ihr unter dem Begriff „Barrierefreies Reisen?“

Barrierefreies Reisen bedeutet für uns  Urlaub, der auf die Wünsche  des Kunden mit all seinen besonderen Bedürfnissen massgeschneidert ist. Ob es das schwerstbehinderte Kind ist, der demente Großvater, die Mutter, die im Rollstuhl sitzt, der Vater mit einem Schlaganfall. Hier kommen unsere Kompetenzen ins Spiel jeder Familie individuell ihren auf sie persönlich geplanten Urlaub zu ermöglichen. Das fängt bei der Suche nach der geeigneten Unterkunft an , geht über die Organisation von Hilfsmitteln und Pflegedienst vor Ort und geht weiter zu Ausflugsmöglichkeiten, die man gemeinsam machen kann.

4.) Welche Besonderheiten unterscheiden „normale Reisen“ von „euren“?

Sicherlich zu allererst die besondere Art der Planung. Wir legen größten Wert auf eine persönliche Betreuung unserer Kunden. Bei uns landet man nicht in einem Callcenter, sondern hat einen festen Ansprechpartner, der mit den Familien zusammen die Reise plant und wir sind auch während des Urlaubs für unsere Kunden erreichbar. Wir wissen, dass bei unseren Kunden einfach nichts schief gehen darf und alles passen muss, da die persönlichen Lebensumstände einen reibungslosen Ablauf erfordern. Hierbei unterstützen wir.

 

5.) Hast du ein paar Tipps, auf welche Dinge man unbedingt achten sollte, wenn man mit dem Rollstuhl verreist?

Ja unbedingt nochmal ganz gezielt nachfragen. Leider ist es immer noch so, dass da wo barierefrei draufsteht oft nicht barrierefrei vorzufinden ist. Es gilt zu unterscheiden zwischen behindertenfreundlich, behindertengerecht und barrierefrei. Leider wissen das viele Anbieter in der Tourismusbranche nicht zu unterscheiden. So kann es dem Kunden passieren, dass die Wohnung zwar ebenerdig ist und breite Türen hat, aber der Wenderadius im Bad nicht gegeben ist. Wer einen entspannten Urlaub erleben will, sollte unbedingt da im Vorfeld nachhaken.

 

6.) Ich habe in einem Artikel darüber berichtet, wie schwierig es war ein behindertengerechtes Hotelzimmer mit der Möglichkeit für ein Kinderbett zu finden. Ich habe mich hier sehr diskriminiert gefühlt. Denn „Eltern mit Behinderung“ sind wohl als Reisegäste nicht vorgesehen. Habt ihr Angebote für die ganze Familie – auch wenn ein Elternteil eine Einschränkung hat?

Ja wir arbeiten mit Partnern zusammen, die sich entweder auf das Thema  spezialisiert haben, oder die genau auch hier etwas verändern wollen.
Wir haben Partner, die ein barrierefreies Bad anbieten, aber beispielsweise kein höhenverstellbares Bett haben. Hier übernehmen wir dann die Organisation der Hilfsmittel. Zudem arbeiten wir mit besonders zertifizierten Hotels zusammen.

 

7.) Wie kommt ihr zu euren Partnern oder Empfehlungen? Bereist ihr die Unterkünfte selbst?

Ja, da wir uns auf Urlaub in Deutschland spezialisiert haben bereisen wir unsere angebotenen Unterkünfte auch durchaus selbst und führen Gespräche vor Ort, was machbar ist und was nicht.
Natürlich interessiert uns im barriefreien Reisesektor auch die medinizinische Versorgung am Urlaubsort. Gibt einen Arzt, der auch Hausbesuche macht, welche Klinik mit welcher Fachrichtung ist in der Nähe. Alles was ja durchaus auch mal relevant werden könnte wollen wir im Vorfeld wissen.

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 Bildrechte: Gesellschaftsbilder Fotograf: TOSHI MEIER-BROOK
8.) Wie ist der Ablauf, wenn ich eine Reise bei Euch buchen möchte?

Ersteinmal sagt uns der Kunde in einer Mail oder einem Telefonat, was er sich so vorstellt. Berge oder Meer, Hotel oder Ferienhaus,  Kinderprogramm oder eher Entspannung und Wellness. Dann gehen wir in die Tiefe und fragen den Kunden, was er unbedingt benötigt um als Mensch mit einer Behinderung einen Urlaub zu machen. Behinderungen sind ja vielfältig. Bei einem Kind mit einer geistigen Behinderung ist es wichtig, dass das Kind nicht auf dem Gelände verloren geht, weil es sich verläuft oder gar auf die Straße läuft.  Ein Mensch im Rollstuhl hat wieder ganz andere Prioritäten. Das sind also ganz unterschiedliche Dinge, die zu beachten sind. Wir fragen, ob ein Pflegedienst benötigt wird, ob eine Pflegekraft mitreisen wird, ob Therapien im Urlaub benötigt werden …etc.

Dann geht unsere Recherche los und wir unterbreiten unseren Kunden dann verschiedene Angebote. Gemeinsam überlegen wir, wie es für alle Familienmitglieder ein entspannter Urlaub werden kann und fragen auch, was die anderen gerne machen oder sich wünschen. Beispielsweise kommen hier Geschwisterkinder von Kindern mit Handicap ganz klar in unseren Focus. Sie müssen oftmals zurückstecken und sollen im Urlaub auch mal ihreWünsche äußern dürfen. Wenn das Kind reiten will, suchen wir eben auch den passenden Reiterhof dazu.

9.) Gibt es für unterschiedliche Behinderungen, unterschiedliche Empfehlungen?

Von unserer Seite jetzt grundsätzlich nicht. Unsere Empfehlung ist immer- Planen Sie so, dass sie Sicherheit verspüren. Und lieber erstmal etwas weniger planen. Steigern kann man es immer noch, wenn alles gut klappt.

 

10.) Welche Rückmeldungen bekommt ihr?

Oftmal ist es die Rückmeldung, dass unsere Kunden sich es niemals alleine zugetraut hätten so einen Urlaub selbst zu planen und dass sie die Entlastung als so unwahrscheinlich entspannend empfunden haben, sich einfach mal nicht um alles kümmern zu müssen. Das Credo ist immer- wir wollen Entlastung von der Pflege oder von unserem besonderen Alltag, aber nicht von der zu pflegenden Person. Diese möchten wir in unserer Mitte haben- dabei helfen wir ein Stückchen- und das mit sehr viel Freude.

 

 

Mehr Beitrage zur Blogreihe: Eltern mit Behinderungen findet ihr hier:

2. Bücherwoche meets Eltern mit Behinderungen + Gewinnspiel

Eltern mit Behinderungen: Sima Surkamp

Eltern mit Behinderungen: Leben mit ADHS

Eltern mit Behinderungen: Alltagsprobleme #sehtuns

wheelymum

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