Ich liebe Weihnachtsfilme. Kitschig dürfen sie sein, ja. In fast jedem Weihnachtsfilm bei dem die Marshmellows schon schmelzen, bevor der heiße Kakao sie auch erst berührt hat, geschieht ein Weihnachtswunder. Ich höre die Glöckchen bimmeln und schaue mir das selig an.
Doch wie ist es eigentlich mit den echten Weihnachtswundern? Denen in unserem Alltag. Ich kann jetzt nur von mir sprechen, aber zwei dieser Wunder habe ich selbst erleben dürfen. Dieses Gefühl, ich glaube das ist das was Weihnachten zu so etwas besonderem macht.
Und auch wenn ich das große Glück hatte, bereits zwei mal selbst ein Weihnachtswunder zu erfahren, dachte ich in der letzten Woche trotzdem: Oh nein, was soll nur daraus werden.
Ich bekam eine Mail, dass das inklusive Cafe Lide geschlossen werden muss. Ausschnitte aus dieser Mail teile ich hier mit euch:
Liebe Mitglieder,
als der für das Café Linde verantwortliche Vorstand – in Absprache mit Herrn Dr. Hofmann – möchte ich Sie/Euch alle über eine für unser Café sehr traurige und deprimierende Situation in Kenntnis setzen: Unser Vermieter Pro Wohnen gedenkt, das Café zu veräußern. Ich muss Ihnen/Euch nicht erläutern, was das für unsere Mitarbeiter+innen mit und ohne Unterstützungsbedarf und auch für die Arbeits- und Lebensgemeinschaft bedeutet. Das Café hat in den letzten Monaten einen entgegengesetzten Verlauf zur Entwicklung in der Gastronomie genommen. Das Geschäft floriert in einem Maße, wie wir es in unseren kühnsten Träumen nicht erwartet hätten. Unsere Küche gibt kein Steigerungspotenzial mehr her. Und dann diese Hiobsbotschaft!
Ich bat den Vermieter, die Mitglieder der Arbeits- und Lebensgemeinschaft Bad Boll befragen zu dürfen, ob jemand von unseren Mitgliedern oder Bekannte das Objekt erwerben möchte(n), bevor der Vermieter jemandem von außen eine Zusage macht. Es eilt anscheinend sehr, eine Immobilienfirma war heute schon mit einem Fotografen im Café; der Makler wird das Café wohl in den nächsten Tagen im Internet anbieten (ImmoScout und ImmoWelt). Ob ein Herunterhandeln des Preises möglich ist, weiß ich nicht, aber ich weiß, welche Probleme durch einen von außen kommenden Investor/neuen Vermieter auf uns zukommen können.
Daher meine Frage: Sollte jemand aus Ihren/Euren Reihen bzw. aus Ihrem/Eurem Bekanntenkreis Interesse an einem Kauf haben, dann wäre das für uns ein Glücksfall (das Café soll für ca. 200 000.– Euro veräußert werden).
Jetzt können wir nur hoffen, dass sich diese traurige Geschichte zum Guten für unser Café wendet.
Das Cafe Linde gehört zur Lebens – und Arbeitsgemeinschaft Bad Boll. Dazu gehört auch die integrative Holzwerkstatt.
Ich wollte diese Mail in dieser Woche mit euch teilen, in der klitzekleinen Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch eine Lösung findet. Doch wisst ihr was geschah?
Es kam erneute eine Mail vom Verteiler, dass sich ein Käufer gefunden hat und das Cafe genau so weiter geführt werden kann.
Liebe Mitglieder,
ich habe Ihnen/Euch heute eine sehr erfreuliche Mitteilung zu machen. Unser Café Linde ist wieder in guten Händen eines uns nahestehenden und sehr wohlgestimmten Käufers, der ungenannt bleiben will. Für die Arbeits- und Lebensgemeinschaft und damit für unser Café ändert sich mit dem neuen Eigentümer nichts. Ich glaube, im Namen aller zu sprechen, wenn ich mich bei ihm ganz herzlich für sein großes Engagement bedanke. Bedanken möchte ich mich aber auch bei all den vielen Menschen, durch die wir in den turbulenten letzten Tagen Hilfe und wertvolle Unterstützung erfahren haben, sei es durch aufmunternde Gespräche, Vorschläge, Anregungen und Angebote.
Nun können wir wieder erleichtert und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.
In diesen Zeiten in der die Welt so ungerecht, anstrengend und kalt erscheint, möchte ich diese schöne Begebenheit einfach auch mit euch teilen. Es ist nicht immer nur alles dunkel. Die Adventszeit zündet die Lichter an, auf dass wir sie weitereichen können und unsere Welt zu einem friedlicheren Ort machen können.
Auch wenn wir nicht gleich ein ganzes Cafe kaufen können oder viele integrative Arbeitsplätze beschaffen können, so können wir doch immer wieder im kleinen Wirken.
Für mich gehört dazu, dass ich gezielt nach Dingen suche, die von integrativem Arbeitsstellen hergestellt werden und bewusst gelabelte Dinge „ Hergestellt in Werkstätten von Menschen mit Behinderungen“ liegen lasse. Aber das ist ein anderes Thema …
Eure