Wheelymum bekam Zuwachs. Nein, weder bin ich schwanger, noch habe einen Co – Autor. Auch kein Haustier zieht bei uns ein. Und dennoch sind wir im Hause Wheelymum nun zu viert? Was ich hier rede?
Bei uns lebt seit 4 Wochen Alessia. Alessia ist ein Baby, meist eingehüllt in einem alten Pucktuch von Junior. Niemand kann Alessia sehen oder hören. Quatsch, nicht niemand. Außer Junior, kann Alessia niemand hören oder sehen. Und Junior ist wirklich kein Niemand. Er ist Freund, Bruder, Aufpasser und Papa von Alessia. Er kümmert sich um sie. Kuschelt mit ihr, spielt mit ihr. Bringt sie zu mir, wenn sie Hunger hat,… alles ist etwas leise, seit Alessia bei uns wohnt. Denn Babys mögen nicht so viele Leute und auch keine laute Musik. Unser Sohn kann uns das alles sehr gut erklären, denn er weiß noch Dinge, als er ein Baby war. Und so leben wir hier nun zu viert.
Das bedeutet aber auch, dass Babys nicht so lange schlafen und ich z.B. morgens um 5 von Junior aufgeweckt werde, weil Alessia schreit und sie nun endlich etwas frühstücken möchte. Es versteht sich von selbst, das sie nicht alleine essen mag und wir deswegen alle gemeinsam aufstehen und frühstücken. Nicht weil Junior das möchte, sondern Alessia.
Phanatsiefreunde im Kindergartenalter
Ich habe das Gefühl, dass er sich mit diesem Baby, eine Art Kokon gebastelt hat, und damit versucht die vielen Eindrücke des Kindergartens etwas herauszufiltern. Nicht Junior, er selbst, möchte etwas, oder ihm ist etwas zu viel – von dem er merkt, dass es bei anderen Kinder nicht so anstrengend ist, sondern es geht um Alessia. Seine Fantasie hat ein Wesen geschaffen, welches ihm hilft, seine Bedürfnisse auszudrücken und durchzusetzen, Reize zu verarbeiten und sich mit seiner Umwelt zurechtzufinden. Denn Alessia ist nicht nur klein und zart. Sie ist auch sehr laut, stark und hat total verrückte Ideen. Sie ist mutig und draufgängerisch.
Phantasiefreude können beflügeln
Es ist eine Freude zuzusehen, wie er sich sorgt und kümmert, gleichzeitig empathisch auf Alessia reagiert. Phantasiefreunde sind nicht krankhaft oder besorgniserregend. Sie sind vielmehr ein Zeichen, ausgeprägter Kreativität und manchmal – so wie bei Junior – Problemlösungsstrategien. Es ist eine Strategiemöglichkeit um mit seinem Alltag zurecht zu kommen. Dabei können Phantasiefreunde vieles gleichzeitig sein:
- Spielgefährte
- Zuhörer
- Kuschelfreund
- Vertraute
- Der “Ansteller”
Auch das Thema Kindergarten spielt hier immer wieder mit hinein. Es versteht sich von selbst, dass Babys nicht in den Kindergarten können. So verabschiedet sich Junior herzlich von ihr, übergibt sie mir, damit ich sie tröste und er spielen kann. Wenn er heimkommt, muss er sich zunächst ausruhen. Entschuldigung, wieder falsch. Alessia freut sich so, dass er wieder da ist, dass die beiden zunächst kuscheln müssen und Junior sich mit ihr zum Mittagsschlaf hinlegt. Er wird ruhiger, seid Alessia da ist. Aus sich heraus. Dorothy Singer beschreibt in ihrem Buch: Fantasiefreunde sind besondere Freunde:
“Heute sehen wir darin ein Zeichen von seelischer Gesundheit. Es weist viel darauf hin, dass Fantasiegestalten heute ein Privileg jener Kinder sind, deren Zeit noch nicht verplant oder durch TV und PC belegt ist, die zwischendrin immer noch ein Stündchen für Tagträume übrig haben.“
Ja, und nun?
Nun sind wir zu viert. Wir können Alessia nicht ignorieren. Sie ist ja da. Zumindest im Kopf von Junior. Er sieht und hört sie. Er spielt mit ihr. Sie schläft bei ihm im Bett – also in unsere Familienbett. Beinahe hätte sich der Papa, letztens auf sie gelegt. Welch Drama. Aber wir hatten Glück, es ist nichts passiert. Also ist sie nun vorübergehend ein Teil unserer Familie.
Ich freue mich über Alessia und darüber das Junior damit einen eigenen Weg findet, sich in seiner Welt zurechtzufinden und mit seiner Umwelt zurecht zu kommen. Ich finde diese kindliche Kraft bezaubernd. Wir sollten uns viel öfters davon verzaubern und auf sie einlassen. Wir können viel von unseren Kindern lernen. Jeden Tag.
Hattet ihr selbst, oder haben eure Kinder auch Phantasiefreunde?
Wie geht ihr damit um?
Eure
Oh da musste ich etwas schmunzeln. Wir leben seit ca. 2 Jahren mit einer wechselnden Anzahl an Grüffelos zusammen. Wobei auch der Wohnort nder Grüffelos variiert. Mal ist es unser Dachboden, mal ziehen sie in die Nähe der Erzieherin aus der Kita….Zeitweise war es auch bei uns sehr anstrengend weil in wirklich jedem Satz etwas mit Grüffelos vorkam. Mittlerweile werden sie eigentlich Urlaub noch angerufen wenn etwas kaputt ist oder wir sonstige Hilfe benötigen. Denn die Grüffelos können alles. Wir haben sie einfach irgendwann akzeptiert. Auch wenn es uns manchmal etwas zu viel war. So haben natürlich in Grüffelos alles unordentlich gemacht und dann muss man selbst auch nicht aufräumen….. ABER was haben wir teilweise gelacht. Ist doch toll was Phantasie alles so kann. Chr finde es von deinem Sohn sehr entzückend dass er sich keine Monster gewünscht hat sondern ein Baby. Und er zeigt euch damit wie fürsorglich er sein kann. Das solltet ihr scheinbar unbedingt wissen!
Mein Bruder hatte im Kindergartenalter auch einen Phantasiefreund. Den hat er irgendwie gebraucht. Als er in die Schule kam, war der Phantasiefreund plötzlich weg. Und heute mit 25 Jahren kann er sich nicht mehr daran erinnern und glaubt uns nicht, wenn wir ihm davon erzählen.
LG,
S.
Das ist ja witzig. Er hat seinen Freund vergessen? Das habe ich noch nie ghört. Spannend, welche Streiche uns unser Gehirn manchmal spielt.
Ich hatte einen Delfin als Phantasiefreund, wahrscheinlich habe ich zu viel Flipper geguckt 😀 – Aber ich bin da ganz bei dir – Phantasie sie ist so wichtig 🙂 also immer her mit den Phantasiefreunden, ich bin gewappnet und bewirte die dann auch gerne.
Liebe Grüße
Ella
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