Lieblingsspielzeug

Wie viel Spielzeug braucht ein Kind? Welches Spielzeug ist das richtige? Oder das pädagogisch wertvollste? Ganze Bücher lassen sich darüber lesen oder schreiben. Aber was macht ein Spielzeug eigentlich zum Lieblingsspielzeug? Fragen über Fragen und wer kennt die Antwort?

Bei uns gibt es viele Sachen zum Spielen. Es sind aber nur wenige verfügbar. Was es im Kinderzimmer für Spielsachen gibt, unterscheidet sich natürlich vom Alter von Junior aber auch nach seinen aktuellen Vorlieben. Ist bauen gerade sehr angesagt, dann gibt es vielleicht viele unterschiedliche Materialien zum bauen und andere Spielsachen sind in diesem Zeitraum aus dem Zimmer verschwunden. Gerade gestern wünschte er sich seine Holzeisenbahn wieder. Er wollte sie um den Weihnachtsbaum fahren lassen. So werden die Spielsachen immer wieder ausgetauscht. Was Junior aber immer in seinem Zimmer hat, das sind seine Autos. Viele Autos. Eine große Kiste voll. Auch hier haben wir schon versucht zu reduzieren, aber er liebt diese so sehr, dass sie wirklich täglich bespielt werden. Da mir qualitativ hochwertiges Spielzeug wichtig ist, sind darunter auch die beliebten Holzautos – aber auch ein ICE, den wir einmal bei einer Zugfahrt geschenkt bekamen, ein paar Metallautos vom Papa…. und auch ein paar ganz billige, geschenkte Plastik – LKWs. Wisst ihr welche ich meine? Ja, ich gebe es zu, solchen Werbegeschenke, die man mit einem Kasten Bier bekommt. Wenn ich es schaffe, lasse ich diese ab und an verschwinden. Aber natürlich kann ich das nicht immer tun. Und so kam es wie es kommen musste, am ersten Tag des neuen Jahres.

 

Junior kam mit einem dieser Plastikanhänger und (der nicht passenden) Zugmaschine zu mir. Ich sollte ihm die beiden verbinden. Ich sah dieses Spielzeug – naja, eigentlich sträubt sich alles in mir, diesen Begriff dafür zu verwenden – und versuchte den Anhänger mit der Zugmaschine zu verbinden. Es ging einfach nicht. Also übte ich etwas mehr Druck aus (auf die Idee, das die beiden nicht zusammenpassen würden, kam ich gar nicht) Ich drückte und plötzlich machte es *krrrk * Das Verbindungsstück ist abgebrochen.

 

Ich entschuldigte mich bei Junior.  Sagte ihm, das ich das jetzt leider kaputt gemacht hätte. Junior meinte nur: “Warum?” So erklärte ich,  es tue mir lei. Ich war nicht vorsichtig genug. Er nahm den Anhänger mit in sein Zimmer und er spielte zunächst mit einem anderen Auto weiter. Die Polizei kam dazu und er schilderte, dass der Anhänger einen Unfall hatte. Ich dachte alles ist gut (und ganz gemein: Jetzt kann ich den LKW bald entsorgen). Im nächsten Moment sah ich Junior nicht mehr. Kurz darauf hörte ich ein leises wimmern. Ich bin zu ihm um nach ihm zu sehen. Da saß er, ganz alleine hinter der Tür und hatte sich eine Decke über seinen Kopf gezogen. Er weinte leise vor sich hin. Dicke Tränen kullerten über seine Wangen. In seiner Hand hielt er den Anhänger und die Zugmaschine. Ich sah ihn und da kamen auch mir die Tränen. Mein Herz zerbrach fast, als ich ihn so still leiden sah. Sofort spürte ich, das dies nicht einfach irgend ein Fahrzeug war. Er trauerte und leitete. Ich war da für ihn und weinte mit ihm. Um einen Spielzeug LKW, der so günstig war, das man ihn nach nicht einmal kaufen konnte. Ich weinte um einen Laster, der null in mein pädagogisches Konzept passte. Aber ich weinte mit meinem Sohn. Seine Trauer berührte mein Herz so sehr. Es tat mir leid, das ich ihm, diese Trauer zugefügt hatte. Und so saßen wir da und beweinten den den Lkw. Zuerst getrennt voneinander. Dann gab er mir seine Hand und zum Schluss kuschelten wir. Wir haben die Trauer gemeinsam ausgehalten. Als sich Junior wieder etwas beruhigt hatte, entschuldigte ich mich nochmal bei ihm. Er meinte dann zu mir: “Vielleicht kann man ihn ja reparieren. Ich frag aber lieber Papa, ob das geht. Nicht das du ihn mir wieder kaputt machst.”

 

Es gab ein Happy End. Das Verbindungsstück wurde geklebt und man kann ihn wieder benutzen.

Was mich diese Sache gelernt hat?

Ein Lieblingsspielzeug ist ein Lieblingszeug, wenn es das Lieblingsspielzeug wurde. Und wer das bestimmt? Der Besitzer des Lieblingsspielzeugs. Sonst niemand.

Auch wenn ich den LKW nicht mutwillig zerstört habe, so hat mir dieser Moment, erneut etwas über Wertschätzung beigebracht. Wertschätzung für Dingen aber auch vor allem vor den Gefühlen der Menschen. Was ich für gute oder richtig empfinde, ist noch lange nicht das Beste. Und diese Erfahrung muss ich immer wieder aufs Neue machen, mich selbst refelktieren – und manchmal beötige ich dazu auch Hilfe. Auch wenn es die Hilfe eines Getränke – LKW´s ist.

 

Eure

wheelymum

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