Kranke Pflege – Pflegenotstand in Deutschland (inkl. Gewinnspiel)

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Es ist der 11.September 2017. Ich bin schwanger mit dem Januarwunder. Heute hatten wir einen Besuch vom Pflegedienst welcher nach schaut, wie es mit meiner häuslichen Pflege ausschaut, ob meine Haut in Ordnung ist, ob es Dinge gibt die uns den Alltag erleichtern könnten usw. Bei diesen Besuchen geht es darum, dass die Pflege gesichert ist. Wir unterhalten uns dabei auch immer über die aktuelle Situation, der Pfelgekräfte. Beide Seiten sind wichtig.  Nun ist es Abend und ich schaue Fernseh. Wahlarena mit Angela Merkel. Die Übertragung tröpfelt etwas vor sich hin und ich möchte gerade umschalten, als ein junger Mann unserer Kanzlerin eine Frage stellt. Es geht um den Pflegenotstand. Eine Standartantwort von Frau Merkel, doch Herr Jorde lässt nicht locker. Er fragt weiter sachlich und dennoch bestimmt nach. Er ist Auszubildender in der Krankenpflege und zeigt in ein paar Minuten viele Schwächen des Systems auf.

Schwächen die auch ich immer wieder erfahren habe. Ganz gleich, ob mit meiner Behinderung, die Zeit in der ich über vier Monate schwanger auf der Entbindungsstation lag, oder in der Zeit in der ich mit meinen Kindern im Krankenhaus war. Nicht nur stationär gibt es zu wenig Personal, zu viele Patienten und zu schlechte Bezahlung. Auch in der ambulanten Pflege ist es nicht anders.

Große Verantwortung, enormes Sach – und Fachwissen, zu lange und zu viele Dienste im Schichtbetrieb und dazu körperlich harte Arbeit. Das sind die Schlagworte sich bei mir fest gebrannt haben. Pflege ist so viel mehr als Körperpflege. Zusammenhänge und Veränderungen beobachten, achtsam und aufmerksam, einfühlsam sein. Handeln!

Was haben wir erlebt?

  • Bitte klingeln sie zwei Mal, wenn sie auf Toilette müssen
  • Entschuldigen sie, ich habe es den ganzen Nachmittag nicht geschafft nach ihnen zu sehen
  • Ich klinge um 23.30 Uhr dem Nachtdienst, weil meine Braunüle nicht mehr liegt und die Infusion ausläuft. Es kommt die Schwester vom Spätdienst. Ich schaue sie verwirrt an und sie meint: Ja, ich bin noch da, während meinem Dienst kam ich nicht dazu die Dokumentation zu machen. Jetzt helfe ich erst mal ihnen.
  • Ich stelle ihnen die Medikamente hier rein, und einen Plan, wann sie ihm was geben müssen. Wir schaffen es leider nicht, das zu übernehmen.
  • Bitte füllen sie diesen Bogen aus und notieren sie die Medikamentengabe und die Nahrungsaufnahme. Wir müssen das später in unsere Kurve übertragen.
  • „Oh, sie haben ihren Kittel und Mundschutz vergessen – oder ist die Isolation aufgehoben?“ „Nein aber ich habe gerade keine Zeit dafür. Er braucht dringend die Infusion und daneben hatten wir gerade einen Notfall“
  • Ein anderes Kind (6 Monate) weint: „Zum spielen haben wir leider keine Zeit. Wenn dir Langweilig ist, muss deine Mama kommen und dich bespaßen“ (Diese Mama, war gerade zu Hause bei ihren 2 anderen Kindern)

Braunüle läuft para und niemand hat Zeit

Das sind nur einige der Szenen die ich in den letzten 18 Monaten gesagt bekam. Keine dieser Aussagen wurde leichtfertig getroffen. Viele dieser Handlungen haben Auswirkungen auf uns Patienten, auf die Pflegekräfte und auf das ganze System.
Pflege das sind nicht immer nur die anderen. Es kann jeden von uns zu jeder Zeit treffen. Der Pflegenotstand ist real. Er ist Alltag in Deutschland. Überlastete Pflegekräfte, fehlende Kapazitäten! Es hat keine Zeit mehr für später. Es muss sich etwas ändern. Jetzt!
Damit es Pflegekräfte gibt, die gesund sind. Die ihren Job gerne machen. Damit Pflegekräfte bis zur Rente arbeiten können. Damit es Anreize gibt für junge Menschen, diesen so wichtigen Beruf zu lernen. Die Ausbildung ist hart, die Arbeitszeiten anstrengend und der Verdienst niedrig. Aber wir brauchen diese Menschen.

Menschen die mit Menschen arbeiten. Eine Arbeit die nicht von Maschinen übernommen werden kann. By the way – ich möchte auch nicht von einem Roboter gepflegt werden….

Diese und noch viel mehr Probleme, spricht der junge Mann aus der Wahlarena offen an. Alexander Jorde heißt er. Und er hat dazu ein Buch geschrieben. Kranke Pflege. Gemeinsam aus dem Notstand. In diesem Buch beschreibt er, was professionelle Pflege leistet. Alleine diese Auflistung, sollte jeder einmal gelesen haben, damit einem bewusst wird, was hier alles dahinter steckt.
Er stellt Fragen wie: Wer hat Schuld an dem Status Quo?

Eine klare und einfache Sprache, ohne viele medizinische Fachausdrücke – ein Buch, welches sich wirklich gut lesen lässt. Ich habe es regelrecht aufgesaugt, als es endlich hier ankam. Schönes Wetter ist bei uns Gartenwetter – und so habe ich das erste mal 2019 draußen gelesen. Auch das ist Seelenpflege für mich und wäre ohne Unterstützung nicht möglich.

Deutlich und sachlich zeigt er auf, dass doch nicht jeder pflegen kann. Pflege braucht nicht nur Herz und Empathie – sondern auch Hirn. Er benennt klar, dass die Leistung der Pflegekräfte gesellschaftlich bisher leider komplett verkannt wird.
Es geht um aktuelle Pflegepolitik, mögliche Zukunftsszenarien, und den Blick über den Tellerrand am Beispiel mit einem Besuch in einer Klinik in Norwegen aber auch im technisch versierten Japan. Er sieht Chancen in einem Studium, und vermischt eigene Erfahrungen mit viel sachlichem Wissen. Mit 178 Quellenangaben werden relevante Fakten aufgezeigt und Studien dargestellt.
Dieses Buch ist so wichtig. Es jammert nicht, es zeigt Missstände und Hintergründe aber auch Ideen oder Ansätze auf, wie oder was man ändern könnte.
Ganz klar zeigt es aber auch auf, dass Pflege ein Gesellschaftliches Thema sein MUSS um etwas zu verändern. Gemeinsam aus dem Notstand lautet der Untertitel des Buches und nur so können wir etwas verändern. Gemeinsam.

Ich darf ein Buch von Kranke Pflege an Euch verlosen. Verratet mir im Kommentar, ob und wenn ja, welche Erfahrungen ihr mit Pflege gemacht habt:

  • Kommentiert hier auf dem Blog
  • oder Kommentiert auf Facebook und schenkt meiner Facebookseite ein Gefällt mir
  • wer den Beitrag bei Facebook teilt oder Freunde markiert bekommt ein Extra Los
  • oder folgt mir auf Instagram und kommentiert unter diesem Beitrag
  • Teilnahmen kann jede natürliche Person ab 18 Jahren
  • Das Gewinnspiel steht in keiner Verbindung zu Facebook oder Instagram
  • und endet am 14.März 19 um 24 Uhr.
  • Der Gewinner wird unter seinem Kommentar bekannt gegeben
  • und erklärt sich damit einverstanden, dass ich seine Adresse an den Verlag weitergebe – der Gewinn wird direkt vom Verlag aus versendet.
  • Der Rechtsweg ist ausgeschlossen
  • Viel Glück

Eure

wheelymum

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11 Kommentare

  1. Su

    Darf ich fragen welche Unterstützung du bekommst?

    Antworten
    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      In Bezug auf was genau?

      Antworten
      1. Su

        Du meintest in dem Beitrag, dass du Unterstützung hast und brauchst?

        Antworten
  2. piri ulbrich

    Da ich selbst pflege – pflegende Angehörige bin und meine behinderten Kinder (erwachsene Menschen, im Rollstuhl und geistig und körperlich eingeschränkt) zu Hause versorge, weiß ich sehr wohl, was Pflege bedeutet. Der letzte Aufenthalt einer meiner Junioren im Krankenhaus war ein mittleres Desaster. Nicht, weil die Schwestern und Pfleger die Versorgung nicht leisten wollten – nein, weil sie es nicht konnten, wegen dem engen Zeitmanagement und für ‘außergewöhnliche Fälle’ keine zusätzlichen Kapazitäten vorhanden waren. So bin ich kurzerhand mit ins Krankenhaus gegangen und habe mein anderes Kind ebenfalls mitgenommen.

    Antworten
    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      Leider ist das die traurige Wahrheit – und wird so oft von so vielen erlebt. Danke, für das Teilen deiner Erfahrung

      Antworten
  3. Heike M.

    Die Pflege ist nicht nur krank sondern scheintot!
    Ich wurde als 17 jährige durch einen Fremdverschuldeten Autounfall Schwerstbehindert.
    Gäbe es meinen Lebensgefährten und meine Familie nicht, wäre ich völlig aufgeschmissen.
    Der ambulante Pflegedienst sagt immer öfter die Einsätze ab wegen Personalmangel.
    Der Markt an Pflegekräften ist leer und die, die noch arbeiten sind völlig am Ende weil sie schon Doppelschichten machen, Krankheitsfälle auffangen müssen usw.
    Mittlerweile schicken sie sogar schon Haushaltshilfen zur Pflege!
    Der Zustand ist für mich sehr beängstigend! Nicht nur dass man mit seiner Behinderung leben muss, nun kommen auch noch Existenzängste dazu!

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  4. Nogareu

    Ich habe sehr gemischte Erfahrungen gemacht, die ich auch ausführlich in meinem Blog beschrieben habe. Meine an Demenz erkrankte Mutter war die letzten Jahre in zwei Heimen. Immer wenn sie ins Krankenhaus mußte, war es eine mittlere bis schlimme Katastrophe. Das zweite Heim war sehr gut und in der mittleren Preislage angesiedelt. So kann Pflege auch gehen. Aber von den meisten Betroffenen hört man leider Schlimmes.

    Antworten
  5. Silke1234

    Meine Erfahrung ist ganz frisch. Mein offensichtlich sterbender Opa müsste in die Kurzzeitpflege verlegt werden, weil im Krankenhaus kein Platz mehr war. Welche Qual für ihn in den letzten 24h seines Lebens… Das Buch würde mich sehr interessieren, gerade nach dieser Erfahrung.

    Antworten
  6. EsistJuli

    Ich habe (zum Glück?) keine persönlichen Erfahrungen mit dem Pflegedienst.

    Eine gute Freundin von mir arbeitet aber in der ambulanten Pflege und sie liebt ihren Job wirklich sehr. Trotzdem ist sie oft an ihrer Grenze (dabei hat sie wirklich eine ganz tolle Arbeitsstelle, was wirklich nicht selbstverständlich ist). Also da muss dringend was getan werden!

    Das Buch würde ich sehr gerne lesen (und ihr dann weiter reichen^^).

    Liebe Grüße,
    EsistJuli

    Antworten
    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      <3 Glückwunsch du hast gewonnen. Kannst du mir deine Adresse an wheelymum08@web.de senden?

      Antworten
  7. Steffi Jomavi

    Ich würde das Buch sehr gerne lesen. Da ich selber in einem Krankenhaus (nicht in aber für und mit der Pflege) tätig bin, interessieren mich andere Erfahrungen, Meinungen und Vorschläge natürlich sehr.

    Antworten

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