Hilfsmittel und Bürokratie – wie kann ich mich mit Kind fortbewegen, wenn ich im Rollstuhl sitze

geschrieben am 03. Feb. 2016

 

Welche Hilfsmittel ich für die Versorgung von Junior benötigte und was zu unserer Babyausstattung gehörte, darüber habe ich hier berichtet. Nun sind wir auf der Suche nach einer Lösung, mit der Junior und ich momentan raus gehen können. Ohne Kinderwagen. Aber auch gleichzeitig nach etwas, wie ich ihn entlasten kann, wenn seine Beine hin nicht mehr tragen. Wir kamen auf die Idee eine Art Buggyboard am Rollstuhl zu befestigen.

 

Meine Nachfragen beim Hersteller waren sehr ernüchternd. Ich habe zunächst einen Buggyboardhersteller angeschrieben. Dieser hat mich an einen großen Rollstuhlhersteller verwiesen. Der Rollstuhlhersteller würde wohl Buggyboards vertreiben.

 

Auf meine Nachfrage, bekam ich eine schnelle und liebevolle Rückmeldung. Mein Problem, würde verstanden, eine Lösung könne man mir aber nicht anbieten. Es gab einen regen Emailaustausch über die vielfältigen Gründen, ein Telefonat, sowie die Bitte, dass ich die rechtlichen Bestimmungen, an die Sie als Hersteller gebunden sind, hier veröffentliche:

 

„Wir als Hersteller können Ihnen hier leider nichts anbieten, da wir für die Entwicklung und Vertrieb von medizinischen Hilfsmitteln an verschiedene Normen gebunden sind. Anbei finden Sie eine kleine Auswahl:

  • Din 13240-1 Rollstühle; Einteilung Ausgabe 12/1983
  • DIN 13240-2 Rollstühle; Begriffe 12/1983
  • DIN 13240-3 Rollstühle; Maße 08/1994
  • DIN EN 12183 Rollstühle mit Muskelkraftantrieb – Anforderungen und Prüfverfahren
  • DIN EN 12184 Elektrorollstühle und -mobile und zugehörige Ladegeräte – Anforderungen und Prüfverfahren
  • DIN ISO 6440 Rollstühle; Benennungen, Begriffe 1985
  • DIN ISO 7176–1 Rollstühle; Bestimmung
  • DIN ISO 7193 Rollstühle – Maximale Gesamtmaße

Dazu kommen die Auflagen des Medizinproduktegesetzes und die Paragraphen der verschiedenen Sozialgesetzbücher.

Wie Sie sehen haben wir nicht viel Spielraum was die Auslegung betrifft. Wir können Ihnen daher keine Lösung anbieten oder an einer Lösung mitarbeiten. Das selbe gilt für Alternativen zum Buggyboard wie Fahrradanhänger usw…

 

Das selbe Problem ergab sich damals, bei der Frage nach dem geeigneten Kinderwagen. Vor lauter Regeln, Normen und Richtwerten bleiben die Menschen auf der Strecke. So etwas macht mich wütend und traurig. So bleibt nur die Möglichkeit eine eigene Konstruktion zu entwerfen. Damit kann man aber den Versicherungsschutz verlieren. Für die Beförderung des Kinderwagens, fanden wir für uns eine Lösung.

 

12.1.14 mit mama on tour (3)
wheelymum

 

Jetzt stehen wir vor einem neuen Problem. Den Kinderwagen kann ich kaum noch schieben –  meine Schultern haben eine Sekundärerkrankung und es ist ingesamt zu schwer. Zudem möchte ein zwei Jähriges Kind, nicht in einem Kinderwagen geschoben werden. Einen Buggy kann ich mit dem Rollstuhl nicht bewegen. Mit einem Fahrrad kann ich nicht fahren. Junior kann nicht alle Strecken alleine laufen – auch wegen den Aspekten Sicherheit im Straßenverkehr. Wir brauchen eine Lösung. Und ich habe keine Ahnung an wen ich mich wenden kann. Denn eigentlich gibt es dieses Problem im der Öffentlichkeit nicht.

 

Das ist für mich gelebte Diskrimminierung. Es ist ein Thema (von so vielen) bei denen ich mich persönlich benachteiligt fühle. Eltern können sich aus der Vielzahl der Kinderwagen einen aussuchen: je nach Gusto und Geldbeutel, aber eine Wahl haben die meisten. Sie haben auch die Chance, sich einen Kinderwagen gebraucht zu kaufen, wenn Sie dies möchten.

 

Wenn einer der bekannsten und größten Rollstuhlhersteller in Europa – keine Idee hat, wie Eltern im Rollstuhl sich mit ihren Kindern fortbewegen können, wer kann dieses Problem dann lösen?

An wen können wir uns wenden? Ja, dieser Schritt ginge nur über die Politik.

Gleichzeitig macht sich in mir das Gefühl breit, dass es uns behinderte Eltern nicht geben darf, da wir nach Gesetzten und Normen sowie Verordnungen, einfach keine Chance haben.

 

Wer denkt an uns?

Es gibt uns Eltern im Rollstuhl!!! Wir sind da!!!

Und wir brauchen Lösungen.

Ist das diese Inklusion von der jeder spricht? Oder sind es weitere Behindernisse, auf die wir aufmerksam machen sollten.

 

Ich brauche aktuell eine Lösung für Junior und mich. Und darum werden wir uns jetzt kümmern.

Menschen mit einer Idee gelten so lange als Spinner,

bis sich die Sache durchsetzt hat. 

(Mark Twain)

 

Wenn unter Euch Spinner sind, die eine Idee hätten, dann bitte meldet Euch bei mir.

Ich danke Euch

 

Eure

wheelymum

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4 Kommentare

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  2. Pingback: Unser Problem – eure Lösungen - Wheelymum

  3. melanie wagner

    Hallo kann ich ein Video sehen e-rolli und Kinderwagen?Und e-rolli mit hinten Rad für Kinder?

    Antworten
    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      Hallo,
      Hast du Instagram? Dann kann ich dir hier ein kurzes Video zeigen. Auf dem Blog ist das leider schwierig.
      Ein Rad für hintendran habe ich leider nicht – hätte ich gerne, habe aber keine Lösung gefunden.

      Antworten

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