Blogreihe: Behinderte Eltern Rollimami zu Gast

geschrieben am 04 Feb. 2016

 

Nach meinen Problemen und meinem Unmut, den ich euch gestern geschildert habe, geht es heute postiver weiter. Ich darf euch Nici vorstellen – eine Mama im Rollstuhl. Sie schreibt unter Rolli Mami auf ihrem Blog. Nici und ich sitzen beide im Rollstuhl. Und hier zeigt sich schön Rollstuhl ist nicht gleich Rollstuhl. Aber darum  geht es auch überhaupt nicht. Nici wird uns heute einen kleinen Einblick in ihr Leben als Mami geben.

Danke, liebe Ju, dass ich an deiner Blogreihe „Eltern mit Behinderung“ teilnehmen darf. 

Als du mir dazu schriebst, ob ich teilnehme, habe ich erst einmal fix „JA“ gesagt und danach wurde mir bewusst, dass ich wirklich null Ahnung habe, was ich dazu schreibe. 
Doch dann sah´s ich auf der Couch und schwupp die wupp kamen mir ein paar schöne Gedanken, die ich dir gern aufschreiben möchte. 

Bevor ich jedoch loslege, möchte ich mich kurz vorstellen. 
Mein Name ist Nici, ich lebe mit meinem Sohn (1) sowie meinem Mann in Sachsen. 
Ich bin eine RolliMami und blogge unter https://rollimami.wordpress.com über uns, unseren Alltag und vieles mehr. Wir freuen uns über viele Besucher auf unserem Blog, bei Facebook oder Instagram. 

Vor bereits einigen Jahren bekam ich ein Buch zum Geburtstag geschenkt.
Irgendwie Anders

Das Buch handelt von dem kleinen Irgendwie Anders, der irgendwie anders als alle anderen ist. 
Er lebt allein auf einem hohen Berg und hat keinen einzigen Freund. Obwohl er sich so sehr bemüht genau wie alle anderen zu sein, doch es klappt nicht. 
Eines Tages steht ein seltsames Etwas vor seiner Tür und behauptet genau wie er zu sein. 
Irgendwie Anders findet das im ersten Moment gar nicht, denn es sieht ja ganz anders aus als er. Doch Irgendwie Anders lässt ihn in seine Wohnung und die Beiden haben viel Spaß miteinander. Sie machen all die Dinge, die Irgendwie Anders bei all den anderen nie mitmachen darf.

Ein wirklich schönes Buch um Kindern sowie auch Erwachsenen zu zeigen, dass doch jeder ein Stück anders ist. Und doch ist es viel Wert, den anderen so anzunehmen wie er ist.

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Bevor ich Mami wurde, habe ich schon sehr viel Zeit mit Kindern verbracht. Ich habe wundervolle Nichten, die täglich um mich herum waren und tolle Patenkinder, die mich bzw. uns oft besuchten. 

Der Umgang mit Kindern, trotz Rollstuhl, war für mich selbstverständlich. Ich bin im Rollstuhl aufgewachsen und die Kinder um mich herum tun dies ebenfalls. Sie wachsen mit mir im Rollstuhl auf. Das ist ein ganz wichtiger Punkt! Denn nur so können die Kinder die Erfahrung machen und haben keinerlei Berührungsängste. Die Kinder sehen den Rollstuhl nicht. Sie sehen mich, mich als ihre Nici, die sie lieb haben, die mit ihnen spielt und die sie versorgt. Egal ob auf Füßen oder Rädern. 

Und genau so, wird auch unser Sohn damit aufwachsen. Er sieht mich als seine Mami. Die ihn kuschelt wenn er Liebe tanken möchte, die ihn tröstet wenn er sich weh tut, die mit ihm spielt und die ihn versorgt. 
Der Rollstuhl ist für ihn, als einjähriger, momentan nur ein schöner Gegenstand zum beklettern und Mami´s Arm zum herumtragen. 

Ich möchte euch zwei kleine Geschichten erzählen: 

Als meine Nichte (16) noch in den Kindergarten ging und ich mein erstes Auto hatte, war es für mich normal, dass auch ich sie abholen möchte. 
Also ging ich mit meinen Gehilfen in den Kindergarten. Meine Körpergröße ist 1,20m – Schulanfängergröße. 
Meine Nichte freute sich und war stolz, dass sie von mir abgeholt wurde. Von ihrer Lieblings-Nici. 
Als wir im Auto waren fragte sie mich: „Nici, warum gucken die anderen Kinder dich eigentlich alle so komisch an?“
Als ich das Buch „Irgendwie Anders“ geschenkt bekommen habe, lass ich es meinem Patensohn (auch er damals noch im Kiga) vor. Er fand es so toll, dass wir es meist zweimal nacheinander lesen mussten. 
Einmal sagte er nach dem Buch zu mir „Nici… wir sind aber nicht irgendwie anders!“
Ich denke zu beiden Beispielen muss ich nix hinzufügen. Mir geht bei Beiden selbst sehr das Herz auf, denn ich weiß ich werde so geliebt wie ich bin.

wir musizieren

In ein paar Jahren wird auch mein Sohn erkennen, dass seine Mami vielleicht doch anders ist wie andere Mamis. 
Das vielleicht auch das eine oder andere nicht so einfach mal schnell gemacht werden kann. Aber, seine Mami ist immer für ihn da und wird ihn bedingungslos lieben egal ob auf Rädern oder auf Füßen (mit Gehilfen😉 ), genau wie jede andere Mami dies auch tut. Und genau das ist glaub ich im Leben viel mehr Wert, wie auf eigenen Füßen zu gehen – zumindest für mich! 


Wenn ich mit meinem Mäusekind spazieren gehe. Dann schaut das ungefähr so aus wie bei dir, liebe Ju. Kinderwagen, E-Rolli und zack los geht es! 
Oft wurde ich bei uns schon im Dorf angesprochen, mit Sätzen wie zum Beispiel: 

„Dich kann man nur bewundern!“ 
„Wie du das schaffst?“ 
„Das du das alles machst!“ etc.

Oft weiß ich gar nicht, was ich darauf sagen soll. Es ist für mich mein normales Leben, es ist für mich mein Kind und meine Aufgabe. Klar, ich sitze im Rollstuhl. Aber, ich habe das große Glück, keine täglichen Schmerzen und keine gelähmten Gliedmaßen zu haben. Sondern einfach nur Beine, die auf Grund der Glasknochenkrankheit nicht gehen können. 
Und genau so lebe ich auch! 

Übrigens ist meine Antwort jetzt meistens auf solche Sätze: 
„Ach, ich mache doch auch nix anders wie andere Mamis, halt nur auf Rädern!“😀

Und genau mit diesem Satz möchte ich mich verabschieden und freue mich wirklich sehr, wenn auch ihr mal bei uns auf dem Blog vorbei schaut.

Liebe Grüße 
Eure RolliMami

Ich danke Dir liebe Nici, für deine Einblicke und dein positive Selbstverständlichkeit. Es tut gut von solchen Menschen zu lesen.

wheelymum

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